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Entführt: Vor 9 Jahren verschwanden 43 Studenten der Pädagogischen Hochschule von Ayotzinapa in Mexiko-Stadt: Demonstranten erinnerten daran am 26. September 2023. Entführt: Vor 9 Jahren verschwanden 43 Studenten der Pädagogischen Hochschule von Ayotzinapa in Mexiko-Stadt: Demonstranten erinnerten daran am 26. September 2023. 

Friedensdialog in Mexiko: Kultur der Gewalt überwinden

Im mexikanischen Puebla ist in diesen Tagen eine Bürgeragenda für Frieden verabschiedet worden, die auf Einheit, Gerechtigkeit, Versöhnung und den zivilgesellschaftlichen Einsatz für Frieden im Land zielt. Darüber hat Radio Vatikan mit dem mexikanischen Bischof Ramón Castro gesprochen.

Anne Preckel und Johan Pacheco - Vatikanstadt

Gewalt und Straflosigkeit sind in Mexiko Alltag. Um das Problem auf den Tisch zu bringen und einen Kulturwandel einzuleiten, hat die mexikanische Bischofskonferenz (CEM) gemeinsam mit anderen Akteuren in Puebla einen dreitägigen Friedensdialog abgehalten. Involviert in das nationale Friedenstreffen, das vom 21. bis 23. September stattfand, war neben religiösen, sozialen und politischen Institutionen auch das vatikanische Entwicklungs-Dikasterium.

Durchschnittlich gibt es in Mexiko 95 Morde pro Tag, was einem Mord alle 15 Minuten entspricht. Vielerorts haben im Land kriminelle Gruppen Funktionen des Staates übernommen und Teile der Bevölkerung in die Flucht geschlagen, ohne mit Strafverfolgung rechnen zu müssen. Längst stehen auch Menschenrechtler, Journalisten und Kirchenvertreter im Visier von Banden und organisierter Kriminalität.

Dieser Tropfen brachte das Fass zum Überlaufen

Als im Juni 2022 zwei Jesuiten in der Krisenregion Sierra Tarahumara ermordet wurden, habe das die Ortskirche wachgerüttelt, berichtet der mexikanische Bischof Ramón Castro gegenüber Radio Vatikan. Es sei der Anstoß für die Kirche zum Handeln gewesen, so der Bischof von Cuernavaca und Generalsekretär der mexikanische Bischofskonferenz (CEM).

„Die Ermordung der Jesuiten Javier Campos Morales (79) und Joaquín César Mora Salazar (80) war ein großer Schock für unser Gewissen; es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wir begannen zusammenzuarbeiten, die Konferenz der Ordensoberen, die Jesuitenprovinz, die organisierten Laien in Mexiko und die mexikanische Bischofskonferenz…“

Ein Friedensnetzwerk und ein Bürgerabkommen

Im Laufe eines Jahres habe man Gebets- und Gesprächsinitiativen im ganzen Land ins Leben gerufen, bei denen an Gewaltopfer erinnert und den Ursachen der Kriminalität nachgegangen wurde. Die Aktionen seien schließlich in den „Nationalen Dialog für den Frieden“ gemündet, der jetzt in Puebla stattfand. Dazu Bischof Castro:

„Es nahmen Bischöfe, Vertreter anderer Religionsgemeinschaften, Polizisten, lokale Behörden, die organisierte Zivilgesellschaft, Experten, Opfer, Familienangehörige von Opfern, Jugendliche, Medien, Akademiker, Geschäftsleute, Landwirte und Indigene teil. Am ersten Tag ging es darum, die Ursachen der Gewalt zu verstehen, was passiert ist; am zweiten Tag darum, was wir als lokale und nationale Strategien für den Frieden finden können; und am dritten Tag um einen nationalen Fahrplan für den Frieden, den Beginn eines langen Prozesses, den Beginn von etwas, das uns mit Hoffnung erfüllt.“

Ergebnis sei eine Art Aktionsplan gewesen, ein „Bürgerabkommen für den Frieden“ von mehr als 30 Seiten, die Grundlage einer breiten Mobilisierung für Frieden in Mexiko sein soll.

Gewalt ist.. eine Realität  

Erster Schritt ist dabei wohl zunächst einmal, die Gewalt als Realität anzuerkennen und sie nicht unter den Teppich zu kehren: Im Vorfeld des Dialogtreffens hat das katholische Thinktank „Centro Católico Multimedial“ dargelegt, dass in den meisten Regionen Mexikos die Mordrate keinesfalls rückläufig sei, wie es die Regierung öfter betont. Diese Realität als „unerträglich“ zu erkennen, gibt laut Bischof Castro eine gewisse Energie:

„Es ist äußerst ermutigend für uns zu wissen, dass wir von der Erkenntnis ausgehen, dass die Gewalt, die wir seit langem erleben, in Mexiko unerträglich geworden ist. Dass der Schmerz der Familien der Opfer groß ist, dass mehr als achtzehntausend Teilnehmer an diesem nationalen Treffen und an diesen Gesprächen und Foren teilnehmen. (…) Wir haben die Hoffnung, den Wunsch und den Geist, Handwerker des Friedens zu sein und die Kultur der Gewalt mit Respekt für die Würde aller Menschen zu überwinden.“

Langfristig wolle man in das „Friedensnetzwerk“ auch Politiker und Wirtschaftsvertreter einbinden, ergänzt er. Diese haben in Puebla wenig bis keine Präsenz gezeigt. Bischof Castro hofft deshalb, dass aus dem „Bürgerabkommen“ tatsächlich auch ein breites politisch-gesellschaftliches Abkommen wird: „Wir laden alle ein, Teil dieser Netzwerke zu sein, wir glauben, dass wir uns diese nationale Friedensagenda zu eigen machen müssen“, bekräftigt er.

(vatican news – pr)

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28. September 2023, 13:31