Hollerich: ?Verschiedene Meinungen, aber vereint im Glauben“
?Ich bin sehr froh und sehr zufrieden, wie diese Tagung stattgefunden hat, denn Europa ist so verschieden - der Osten, der Westen, der Süden der Norden: Die Kulturen sind verschieden, die Geschichte ist verschieden im letzten Jahrhundert. Und wir sind uns nie in Tiefe begegnet, wo man die Differenzen auch ansprechen konnte. Das wurde hier getan. Wir haben bemerkt, dass wir in vielen Punkten verschiedene Meinungen haben, und dass wir doch im Glauben vereint sind. Und das ist eine Übung, die notwendig war, und die hoffentlich noch weitere Schritte folgen lässt.“
Die erste Phase der Europa-Versammlung der Weltsynode in Prag endete am Donnerstag mit der Verlesung und Kommentierung einer vorläufigen Schlusserklärung. Bis Sonntag tagen nun die 39 Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen in Europa, Kardinal Hollerich ist dabei. Aufgabe der Bischöfe ist es nach den Worten des Generalrelators, ?die gemeinsam erlebte Synodenerfahrung kollegial zu überprüfen". ?Der Heilige Geist wirkt in der Zeit", sagte Hollerich mit einem Zitat von Papst Franziskus. ?Wir müssen den Ruf des Geistes hören, aber manchmal ist es sehr schwierig, weil unsere Ohren voll von anderen Dingen sind, sogar von religiösen Dingen, die nicht vom Heiligen Geist kommen."
Im Interview der französischen katholischen Tageszeitung La Croix benannte Hollerich als Schnittmenge der Debatten über die Zukunft der Kirche in Europa die Themen Jugend und Frauen. Alle hätten übereingestimmt, ?dass wir eine missionarische Kirche sind, auch wenn wir die jungen Menschen vermissen.“ Die Anwesenheit junger Menschen sei ?in der Kirche unerlässlich, sie haben das Recht, gehört zu werden.“
Frauenthema sehr wichtig
Zu den Debatten über die Rolle der Frau in der Kirche bekannte Hollerich, dieses Thema ?ist für mich sehr wichtig. Ich möchte jetzt nicht über die Frage des Priestertums und der Priesterweihe sprechen - wir müssen tiefer gehen. Aber es gibt Dinge, die bereits in den Diözesen getan werden können. Frauen haben etwas zu sagen, und eine andere Art zu reagieren.“ Als Beispiel verwies Hollerich auf den Skandal sexualisierter Gewalt in der Kirche: ?Ich glaube, eine weibliche Präsenz hätte viele Probleme vermieden.“
Bei einer Begegnung mit Medienschaffenden am Donnerstag in Prag wurde der Kardinal auch auf die stark debattierten Themen Frauenweihe und priesterliche Ehelosigkeit angesprochen. Druck in diesen Fragen schade, stellte Hollerich klar. ?Die Kirche ist bereit, über diese Bitten nachzudenken und zu beten. Inklusion ist jedoch etwas anderes, denn der Papst sagte: alle, alle, alle. Das ist klar, zumindest für mich, da gibt es keine Diskussion. Aber für das Priestertum der Frauen, für verheiratete Priester, müssen wir beten, gemeinsam nachdenken, abwägen". Man müsse ?den Heiligen Geist wirken lassen, um solche Entscheidungen zu treffen. Eine Entscheidung, die unter Druck getroffen wird, ist immer eine schlechte Entscheidung".
Hintergrund: Was ist die Weltsynode?
Papst Franziskus hat am 9. Oktober 2021 einen weltweiten synodalen Prozess der katholischen Kirche eröffnet. In dem zunächst auf zwei, mittlerweile auf drei Jahre - bis 2024 - angelegten mehrstufigen Dialog soll die Kirche vor allem einen anderen Umgangsstil einüben. Dabei geht es zunächst darum, einander und anderen genauer zuzuhören. So soll die Kirche nach Wunsch des Papstes besser erkennen, welchen Herausforderungen sie sich stellen muss und wie sie - Gottes Willen entsprechend - damit umgeht.
Die Weltsynode befindet sich derzeit in ihrer mittleren Phase mit Versammlungen der Ortskirchen auf kontinentaler Ebene. Im Oktober 2023 sowie erneut im Oktober 2024 sind in Rom Weltsynoden-Versammlungen angesetzt. Dabei sollen die Delegierten und Bischöfe über die Ergebnisse des weltweiten Konsultations- und Beratungsprozesses sprechen und Bilanz ziehen.
(vatican news/la croix/sir – gs)
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