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Kardinal Odilo Scherer Kardinal Odilo Scherer 

Kardinal Scherer: Möge Brasilien die Spannungen überwinden

Die Spaltung des sozialen Gefüges auf verschiedenen Ebenen zu überwinden: Das ist der Appell des Erzbischofs von São Paulo nach der Bekanntgabe des Ergebnisses der Präsidentschaftswahlen in Brasilien. Kardinal Odilo Scherer spricht im Interview mit Radio Vatikan von Gegensätzen auch innerhalb der Glaubensgemeinschaften und einer Verpflichtung zur Versöhnung am Ende des Wahlprozesses.

Mario Galgano und Silvonei Protz - Vatikanstadt

Kardinal Scherer fordert diejenigen, die gewonnen haben, auf, zum Wohle aller zu regieren und die Schwächsten in den Mittelpunkt zu stellen, und die Verlierer, eine konstruktive Opposition zu bilden. „Machen wir Schluss mit den Stimmungen, die den Wahlprozess beschmutzen, Familien spalten und Freundschaften zerstören“, so der Kardinal. Nach dem Ergebnis der Stichwahl vom vergangenen Sonntag, die den ehemaligen Präsidenten Luis Inácio Lula da Silva mit einem Vorsprung von zwei Millionen Stimmen vor dem scheidenden Präsidenten Jair Bolsonaro in eine dritte Amtszeit ab dem 1. Januar 2023 bringt, hat der Erzbischof von São Paulo, Kardinal Odilo Pedro Scherer, eine klare Botschaft an die Bürger Brasiliens:

Zum Nachhören - was Kardinal Scherer sagt

„Ich rufe alle dazu auf, zu einer neuen Phase der sozialen Versöhnung beizutragen. Was geschehen ist - wie am Vorabend der Stichwahl von Dom Walmor Oliveira de Azevedo, Erzbischof von Belo Horizonte und Vorsitzender der Nationalen Bischofskonferenz Brasiliens, angeprangert -, dass Gruppen verschiedener Konfessionen die Wahlkonfrontation als eine Art Kampf zwischen ,Gut´ und ,Böse´ dargestellt haben, ist nicht hinnehmbar. Eine solche Haltung verhindert jede rationale und zivilisierte Auseinandersetzung.“

Lula da Silva kehrt zur Präsidentschaft Brasiliens zurück

Nach der Stichwahl, die ihm den Sieg über den scheidenden Präsidenten Bolsonaro bescherte, mit einem Vorsprung von 2 Millionen Stimmen, erklärte Lula in seiner ersten Rede, dass seine Mission darin bestehe, die Armut und Ungleichheiten zu bekämpfen.

„Das wahre Leuchtfeuer der Christen ist das Evangelium“

„Der wahre Bezugspunkt für uns Gläubige ist Jesus Christus“, betonte der Kardinal. „Es ist nicht dieser oder jener Kandidat, diese oder jene Partei, der Markt oder das Geld, sondern Jesus Christus, der einzige Lehrer und Fürst des Friedens. Und so lade ich alle dazu ein, die Haltungen eines jeden zu überprüfen, ob sie tatsächlich mit dem Evangelium übereinstimmen, dem Evangelium Jesu, der dazu auffordert, sich für die geschwisterlichen Liebe, die Gewaltlosigkeit und den unermüdlichen Dienst an den Armen und Ausgegrenzten einzusetzen.“

Bischöfe mahnen nach Wahl zu Versöhnung im Land

Die Bischofskonferenz (CNBB) des Landes rufe deshalb zum Einsatz für Versöhnung im Land auf. Versöhnung sei „unerlässlich“ für die anstehende Zeit, heißt es in einer auf der CNBB-Website veröffentlichten Erklärung des Bischofskonferenz-Präsidiums. „Die Ausübung der Staatsbürgerschaft endet nicht mit dem Ende des Wahlprozesses“, wird in der vom Bischofskonferenz-Vorsitzenden und Erzbischof von Belo Horizonte, Walmor Oliveira de Azevedo, gezeichneten Schreiben festgehalten.

„Mögen alle gemeinsam eine bessere Politik machen; eine Politik, die im Dienst des Gemeinwohls steht. Das ist es, was wir im Gebet für unser Land erbitten“, hielten die Kirchenvertreter nach Angaben des Portals „La Croix international“ am Mittwoch in ihrer Botschaft fest. Darin beglückwünschten sie neben dem neuen Präsidenten auch die ebenfalls neu gewählten Abgeordneten, Senatoren und Gouverneure.

(vatican news/la croix)

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02. November 2022, 10:54