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Archivbild aus dem Jahr 2001: Kardinal Jorge Mario Bergoglio - heute Papst Franziskus - und sein Freund, Rabbiner Abraham Skorka, bei einer TV-Talkshow Archivbild aus dem Jahr 2001: Kardinal Jorge Mario Bergoglio - heute Papst Franziskus - und sein Freund, Rabbiner Abraham Skorka, bei einer TV-Talkshow 

Papstfreund Skorka: Kirche brauchte einen wie Franziskus

Er sei als langjähriger Freund von Jorge Mario Bergoglio natürlich voreingenommen, aber: Franziskus war zum Zeitpunkt seiner Papstwahl „einfach die richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. Das sagte der argentinische Rabbiner und Biophysiker Abraham Skorka (71) im Interview der österreichischen Wochenzeitung „Die Furche“, der mit Bergoglio seit dessen Zeit als Erzbischof in Buenos Aires eng verbunden ist.

„Die Kirche brauchte einen Mann mit besonderem Mut, revolutionär und vor allem einen, der ganz klar spricht“, so Skorka und verglich Franziskus mit den Propheten in Israel. Der Rabbiner sehe den Papst als „einen Mann der Kirche, der hinausgehen will zu den Menschen, um ihnen eine Botschaft zu vermitteln und nicht einfach still zu sitzen“.

Dabei komme dem Papst zugute, dass er „die Sprache der Menschen“ spreche und tiefgründige Gedanken in einer Weise äußere, die jeder versteht. Diesen Vorzug habe Skorka bereits bei seiner ersten Begegnung mit Erzbischof Bergoglio 1998 bei einem interreligiösen Treffen in der Kathedrale geschätzt: „Er hat eine besondere Art und Weise, mit Menschen umzugehen. Man fühlt sich auf der gleichen Ebene, kann mit ihm frei sprechen und auch Witze machen“, berichtete der jüdische Geistliche. Auch als Papst nähere er sich den Menschen, „er berührt sie. Er segnet die Menschen mit seinen Händen. Er umarmt Menschen mit Behinderung“.

Abraham Skorka
Abraham Skorka

Der frühere Professor der biblischen und rabbinischen Literatur sowie Lehrer für talmudisches Recht und jetzige Gastprofessor an der St. Josephs University in Philadelphia (USA) verfasste gemeinsam mit Bergoglio ein Buch, das mittlerweile in 17 Sprachen erschien - auf Deutsch im Jahr 2013, dem Beginn des Franziskus-Pontifikats. Der Titel lautet: „Über Himmel und Erde“. „Als mich Leute kurz nach seiner Wahl auf den Stuhl Petri fragten, weshalb ich ihn verstand, antwortete ich, dass er nicht nur Jesuit sei, weil er dem Jesuitenorden angehört, sondern weil sein Paradigma Jesus ist“, so Skorka. Wie Bergoglio, so sehe er in „Religion nicht einfach eine Wiederholung von Zeremonien, sondern es bedarf einer wahren und brennenden Spiritualität“.

„Versuch, Kirche von innen her zu 'reinigen'“

Das sei im Fall des Papstes daran erkennbar, „dass er versucht, die Kirche von innen her zu 'reinigen' (...) von den Fehlern und Missständen der Vergangenheit“. Skorka erwähnte hier die Missbrauchsfälle, die Franziskus in der Öffentlichkeit klar benannt und verurteilt habe. „Für mich als Jude ist das eine wichtige Botschaft, denn wir schauen mit Interesse, was im Christentum passiert“, so Skorka. „Wir teilen dieselben Probleme, was die schlechten Nachrichten in den Medien betrifft.“

Bergoglio habe sich sowohl in Buenos Aires als auch jetzt in Rom immer für den jüdisch-katholischen Dialog eingesetzt, etwa als Redner an jüdischen Festtagen, berichtete Skorka. Skorka erhielt 2010 als erster Rabbiner in Lateinamerika von der Katholischen Universität in Buenos Aires die Ehrendoktorwürde - auf Betreiben des damaligen Großkanzlers Bergoglio. „Papst Franziskus hat großen Respekt vor dem Judentum.“ Skorka wünscht sich, wie er sagte, weitere Zusammenarbeit, um über das Neue Testament zu sprechen „und eine gemeinsame Sprache für den theologischen Dialog zu erarbeiten, was die Katholiken über Juden denken und umgekehrt“.

(kap – mg)

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08. April 2022, 09:18