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Nach der Weihe zweier neuer Weihbischofe für Lima, Peru, am 9. Juli 2019 Nach der Weihe zweier neuer Weihbischofe für Lima, Peru, am 9. Juli 2019  

Peru: „Die Bischofskonferenz ändert sich“

Der deutsche Bischof in Peru Reinhold Nann sieht einen bemerkenswerten Generationswechsel im Episkopat des südamerikanischen Landes.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Die von Papst Franziskus ernannten Bischöfe Perus – zu denen auch Nann selbst zählt – suchten die Nähe zu den Menschen, seien seelsorgerlich orientiert und fragten nicht: „Was müssen wir bewahren?“, sondern: „Wo können wir neu ansetzen?“. Das sagte uns der aus Freiburg stammende Schönstatt-Bischof Nann jüngst bei einem Besuch in Rom. Peru zählt rund 45 Bischöfe.

Pope: Relativ viele Bischöfe in Peru kommen nicht aus Peru selbst. Ändert sich das gerade?

Bischof Nann: Ja, das kann man schon sagen. Das lag nicht so sehr daran, dass Ausländer früher bevorzugt wurden, sondern dass Ordensgemeinschaften bevorzugt wurden, einen Bischof zu stellen. Und das liegt auch noch daran, dass fast die Hälfte der Bistümer in Peru Prälaturen und Apostolische Vikariate sind. Diese brauchen eigentlich eine Ordensgemeinschaft, um finanziell diese kleinen Jurisdiktionen irgendwie tragen zu können.

Hier zum Hören:

Pope: Der Erzbischof der Hauptstadt Lima, der wichtigsten Diözese des Landes, hat Anfang des Jahres gewechselt. Viele peruanische Gläubige sehen darin einen Kurswechsel in der peruanischen Kirche. Wie schätzen Sie das ein?

Bischof Nann: Carlos Castillo Mattasoglio war für uns alle eine Überraschung. Die Bischöfe denken alle, einer von den anderen Bischöfen wird da einmal Bischof in Lima. So war es diesmal nicht. Er war ein Diözesanpriester von Lima und er war einer, der sogar zeitweise unter dem früheren Bischof Arbeitsverbot hatte. Er war Professor für Dogmatik an der katholischen Universität in Lima und hatte als solcher ein Berufsverbot vom früheren Kardinal [Juan Luis Cipriani Thorne, Anm.] gehabt.

„So war es diesmal nicht.“

Pope: Warum?

Bischof Nann: Es ging darum, ob der Kardinal die vor allem finanzielle Kontrolle über diese Universität bekommt, die wahrscheinlich die wichtigste Universität in Peru ist. Die hat er nicht bekommen. Es ist jetzt dieser langjährige Streit zwischen der Universität und dem Erzbistum ausgegangen, dass von zehn Direktoren in dem leitenden Direktorium jetzt vier Bischöfe sind, die aber die Bischofskonferenz stellt und nicht das Bistum Lima.

Pope: Welche Hoffnungen knüpfen sich an den neuen Erzbischof von Lima?

Bischof Nann: Ich war bei seiner Amtseinführung als Erzbischof. Das war interessant. Er ist von seiner ehemaligen Pfarrei, die in einem Armenviertel direkt gegenüber der Kathedrale liegt, im ehemaligen „Schwarzen-Viertel“, das ist ein nahes städtisches Armenviertel, zu Fuß über die Brücke über den Fluss [Rio Rímac], bei normal Verkehr vielleicht 15 Minuten Fußweg. Aber es ist dann natürlich über eine Stunde gegangen, weil die ganze Straße voll mit Leuten war, die ihn begrüßt hatten mit Luftballons. Es war ganz anders, als damals Cipriani seine Einführung hatte - da war eine Protestdemonstration auf der Plaza de Armas.

„Er will auch mit den Leuten zusammen diesen Weg der Erneuerung gehen“

Pope: Das steht natürlich für etwas, für Hoffnungen auf einen Aufbruch, einen neuen Stil in der Kirche.

Bischof Nann: Ja. Carlos Castillo ist ein sehr volksnaher Mensch. Er fährt mit dem Fahrrad durch die Stadt. Das kommt auch durch die Universität und die Jugendarbeit in der Diözese, die er gemacht hat. Er ist jetzt Ende 60, also von der Jugendarbeit jetzt nicht mehr ganz so sehr... Aber durch die Universität hat er eine Nähe zu den jungen Menschen, kann sich gut ausdrücken. Man spürt das bei ihm. Er will auch erneuern, das hat er gleich bei seiner Amtseinführung gesagt, als er zum Schluss eine Rede gehalten hat. Da hat er Fragen gestellt an die Leute, was wollen wir erneuern? Was fühlst du in deinem Herzen, was neu werden muss in unserer Diözese? Er will auch mit den Leuten zusammen diesen Weg der Erneuerung gehen. Es gibt viele Gruppen, die bereits darauf geantwortet haben. Es gibt jetzt so eine Steuerungsgruppe innerhalb der Priester, die versucht, herauszufinden, wo sich die Kirche in Lima – und Lima macht ein Drittel der Einwohnerzahl in Peru aus – erneuern muss. Wenn Lima sich erneuert, erneuert sich auch die Kirche in Peru.

Pope: Gibt es das Profil des „Franziskus-Bischofs“? Dem der neue Erzbischof von Lima entspricht, und dem auch Sie entsprechen? Was für einen Drive gibt das der Ortskirche von Peru in den nächsten Jahrzehnten?

„Wir sind eine Hinterbank, die ständig größer wird“

Bischof Nann: Ich glaube, dass es Bischöfe sind, die mehr die Nähe zu den Leuten suchen, die mehr in der Kirche schauen, nicht: Was müssen wir bewahren? Sondern: Wo können wir neu ansetzen? Bischöfe also, die mehr aus der Pastoral herauskommen, aus der Mission, und daher sehr offen sind für neue Wege und auch untereinander sehr gut können. Wir sind lustigerweise in der Bischofskonferenz nach Weihedatum platziert in der Sitzordnung. Die Jungen sitzen also alle zusammen, wir sind die „Hinterbänkler“, aber wir sind eine Hinterbank, die ständig größer wird.

Pope: Das heißt, die untere Hälfte des Tisches wird immer länger…?

Bischof Nann: Genau!

Pope: Sind Sie jetzt ungefähr die Hälfte des Tisches?

Bischof Nann: Noch nicht. Ein Drittel, würde ich mal sagen. Aber wir können auch mit vielen Sympathisanten aus der älteren Generation rechnen.

Im ersten Teil unseres Interviews stellte Bischof Nann seine Apostolische Prälatur Caraveli vor, die in einem entlegenen Gebiet der peruanischen Anden liegt. Im dritten und letzten Teil sprechen wir über Seelsorge im Amazonas, wo Nann vor seiner Ernennung zum Bischof wirkte, sowie die bevorstehende Amazonas-Synode im Vatikan.

(vatican news)

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12. Juli 2019, 12:20