Pilger der Hoffnung: 1.100 Gläubige aus Skandinavien beim Heiligen Jahr
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Schon vor einem Jahr haben die nordischen Bischöfe – je einer aus Dänemark, Schweden, Finnland, Island und drei aus Norwegen – entschieden, diese Wallfahrt mit den Gläubigen zu machen, sagte uns die aus Deutschland stammende Ordensfrau: „hauptsächlich, um unseren Leuten die Erfahrung von Weltkirche zu ermöglichen und zu zeigen, dass es viele Katholiken auf der Welt gibt, nicht nur die wenigen in unseren Gemeinden.“
Schon in sich ist diese stattliche Pilgergruppe bunt gemischt, wie auch jede der kleinen Gemeinden in Skandinavien selbst. „Ich weiß gar nicht, wie viele Nationen wir sind, aber es sind jedenfalls sehr viele! Wir haben fast alle Hautfarben und viele verschiedene Sprachen dabei – so, wie wir es auch sonntags in unseren Gottesdiensten erleben. Ich sage immer gerne: ,Wir haben jeden Sonntag Pfingsten bei uns.´ Tamilen, Afrikaner, Polen, Osteuropäer, letztlich die ganze Welt ist in dieser skandinavischen Ortskirche vertreten, sagt Schwester Anna Mirijam Kaschner. „Viele Migranten aus Osteuropa kommen auf der Suche nach Arbeit zu uns, aber auch Flüchtlinge und Asylsuchende.“
Die fünftägige Rom-Erfahrung wird auch vor diesem Hintergrund besonders, so die Ordensfrau. Nicht nur, weil als Höhepunkt an diesem Montagmorgen Papst Franziskus die Gruppe in Privataudienz empfing. „Mir ist besonders ein Moment unter die Haut gegangen", erzählt die Generalsekretärin der Bischofskonferenz: „Am ersten Tag waren wir mit der dänischen Gruppe in Sankt Paul vor den Mauern. Eine Frau, die ich kenne, war dabei. Sie ist vor etwa zehn Jahren konvertiert. Ich sah sie, als wir gerade durch die Heilige Pforte gingen. Sie war tränenüberströmt. Ich bin zu ihr hin und habe gefragt: „Bente, was ist los?" Sie sagte nur: „Es ist einfach so groß, so großartig! So etwas hätte ich nie gedacht, erleben zu dürfen."
„Da habe ich gemerkt, dass etwas, das für uns, die schon lange katholisch sind, fast normal ist, für andere eine tief bewegende Erfahrung sein kann. Gerade hier in Rom sind die Kirchen riesig, zwanzig- oder dreißigmal so groß wie unsere Domkirche in Kopenhagen. Das beeindruckt und bewegt die Menschen sehr.“
Kern eines jeden Heiligen Jahres ist Umkehr, Versöhnung und Barmherzigkeit. Die nordischen Bischöfe hatten dazu einen eigenen Hirtenbrief herausgegeben, und es ging auch darum, Dinge wie den Ablass zu erklären. In vielen Ländern Europas ist das ein schwieriges Thema, sagt Schwester Mirijam. „Aber bei unseren Katholiken haben wir eine große Neugier festgestellt. Viele fragten: Was ist das überhaupt? Man weiß natürlich aus der Geschichte, Luther, und der Ablass, das hat mit zur Kirchenspaltung geführt. Aber wenn versucht, den Hintergrund zu erklären, ändert sich etwas. Wenn man erklärt, dass Sünden vergeben werden, aber dennoch ihre Wirkungen fortbestehen, dann verstehen viele und sagen: „Oh, das möchte ich auch! Was muss man dafür tun?" Das gibt mir Hoffnung. Wir müssen nur die richtigen Worte finden und verständlich erklären. Dann gibt es eine positive Resonanz.”
(vatican news)
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