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Katholiken in einer Kirche in Peking Katholiken in einer Kirche in Peking  (ANSA)

China/Heiliger Stuhl: Der Dialog und der Realismus des Papstes

„Ich bin zufrieden mit den Dialogen mit China, das Ergebnis ist gut, sogar bei der Ernennung von µþ¾±²õ³¦³óö´Ú±ðn arbeiten wir mit gutem Willen“. Das sagte Papst Franziskus am Freitag über den Dialog zwischen der chinesischen Regierung und dem Heiligen Stuhl. Eine Analyse des vatikanischen Info-Dienstes fides.

Gianni Valente

In der internationalen Presse werden dieser Dialog und das Provisorische Abkommen, das ein wichtiges Instrument dieses Dialogs ist, nicht von Kritik verschont. Doch wenn man sich an die Fakten hält, ist das päpstliche Urteil ein Akt des einfachen christlichen Realismus.

Einige Fakten

Um die Worte von Papst Franziskus richtig einzuschätzen, sollte man sich einige aktuelle Fakten vor Augen halten. Und es lohnt sich auch, die Vergangenheit nicht zu vergessen, die der aktuellen historischen Phase vorausging.

- Seit dem 22. September 2018, dem Tag der Unterzeichnung des Provisorischen Abkommens, stehen alle katholischen Bischöfe der Volksrepublik China in voller und öffentlicher hierarchischer Gemeinschaft mit dem Papst. Es gab keine illegitimen Bischofsweihen mehr, die ohne päpstliche Zustimmung gefeiert wurden und die die kirchliche Gemeinschaft unter den chinesischen Katholiken seit den späten 1950er Jahren schwer beschädigt hatten.

- In den letzten sechs Jahren, die auch durch eine Phase seltener Kontakte in den Beziehungen zwischen den Parteien während der Pandemie gekennzeichnet waren, wurden in China neun neue katholische Bischöfe geweiht. Im gleichen Zeitraum haben acht so genannte „nicht-offizielle“ Bischöfe, die in der Vergangenheit außerhalb der von den chinesischen Apparaten auferlegten Verfahren geweiht worden waren, um öffentliche Anerkennung ihrer Rolle gebeten und diese auch von den politischen Behörden in Peking erhalten (einer von ihnen, Peter Lin Jiashan, Bischof von Fuzhou, verstarb später im April 2023). So nimmt die Zahl der vakanten chinesischen Diözesen allmählich ab.

- 2018 und dann 2023 nahmen zwei Bischöfe aus der Volksrepublik China an den Versammlungen der Bischofssynode in Rom teil. In den vorangegangenen Jahrzehnten hatte kein Bischof vom chinesischen Festland am Zweiten Vatikanischen Konzil und an den Generalversammlungen der Bischofssynode teilnehmen können, bei denen die Gemeinschaft der gesamten katholischen Kirche zum Ausdruck kommt.

- In den letzten Jahren haben Gruppen von Katholiken vom chinesischen Festland am Weltjugendtag in Lissabon teilgenommen. Chinesische Pilger haben den Nachfolger Petri in Rom und während seiner Apostolischen Besuche in Thailand, der Mongolei und Singapur live erlebt. Mehrere chinesische Bischöfe konnten auch an Treffen, Konferenzen und Momenten der kirchlichen Gemeinschaft in Europa und Amerika teilnehmen.

- Es gibt immer mehr Möglichkeiten, Versöhnungsprozesse innerhalb von Kirchengemeinschaften einzuleiten, die seit Jahrzehnten gespalten sind.

- In den vergangenen zwei Jahren gab es keinen Mangel an spannungsgeladenen Momenten – zum Beispiel, als Bischof Joseph Shen Bin im April 2023 auf Geheiß der Regierungsbehörden nach Shanghai versetzt wurde. Drei Monate später löste Papst Franziskus den Knoten, indem er Shen Bin zum Bischof von Shanghai ernannte und ihn vom Bischofssitz Haimen versetzte. Am 21. Mai war Joseph Shen Bin einer der Redner (neben Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin) auf der Konferenz zum 100. Jahrestag des ersten „Concilium Sinense“ (1924-2024), die von der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom organisiert wurde. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass ein Bischof der Volksrepublik China als Redner an einer von einer Einrichtung des Heiligen Stuhls organisierten Initiative teilnahm.

- Kürzlich verlief die Versetzung von Bischof Joseph Yang Yongqiang von der Diözese Zhoucun auf den Diözesansitz Hangzhou ohne Probleme. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Gesprächskanäle wischen dem Heiligen Stuhl und Peking selbst in der Frage der Versetzung von Bischöfen von einer Diözese in eine andere im Rahmen des seit Jahren bestehenden umfassenden Dialogs mit vereinbarten Verfahren experimentieren.


Den Katholiken in dem Kontext nahe sein, in dem sie leben

Das Urteil von Papst Franziskus erkennt Fakten an, die normalerweise in so vielen Analysen zum Thema „China-Vatikan“ ignoriert werden. Doch diese Fakten stellen den Kompass dar, dem der Bischof von Rom und der Heilige Stuhl folgen, um den Weg der chinesischen Katholiken in dem Kontext, in dem sie leben und ihre Liebe zu Christus bezeugen, nahe zu sein und sie zu begleiten.

Die Bischöfe sind die Nachfolger der Apostel. Und die Vereinbarung mit der chinesischen Regierung über die Ernennung von Bischöfen hat mit dem tiefsten Wesen der Kirche zu tun, mit ihrer apostolischen Sendung und mit den kirchlichen Rissen, die in China in den letzten Jahrzehnten Klerus und Laien, Gemeinschaften und Familien selbst gespalten haben. Es sind die Bischöfe, die die Priester weihen. Das Abkommen hat also auch mit der Gültigkeit und Wirksamkeit der Sakramente zu tun, die in den Pfarreien und Kirchen der Volksrepublik China gefeiert werden. (…)

Dem Papst geht es nicht um Politik

Die Absicht des Papstes und des Apostolischen Stuhls ist es nicht, eine Vormachtstellung in einer politischen Ordnung zu behaupten. Ihre Aufgabe ist es, die Brüder und Schwestern im Glauben zu bestärken, sie zu trösten und sie auf ihrem Weg des Gebets, der Verkündigung des Evangeliums und der Werke der Nächstenliebe zu unterstützen, in dem Kontext, in dem sie sich befinden.

„In Festlandchina“, so erklärte unlängst Kardinal Luis Antonio Tagle, Pro-Präfekt des Dikasteriums für Evangelisierung, „gibt es ein ganzes lebendiges Netz aus Gebeten, Liturgien, Katechese und pastoralen Initiativen, die direkt vom ordentlichen Lehramt des Papstes inspiriert sind. Es ist ein Netzwerk, das mit dem täglichen kirchlichen Leben der einzelnen chinesischen Diözesen und katholischen Gemeinschaften verwoben ist. Es ist eine lebendige und intensive Glaubenswirklichkeit, die die tägliche Glaubensgemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und der gesamten Weltkirche lebt und zum Ausdruck bringt, auch wenn sie von den Medien in der Regel ignoriert wird, wenn sie vom chinesischen Katholizismus sprechen.“

Trotz der durch den politischen und sozialen Kontext bedingten Einschränkungen geht das kirchliche Leben in China in seiner Normalität weiter – auch in den Diözesen, die nach langen Jahren der Ungewissheit und Spaltung wieder Stabilität erlangen, nach Veränderungen, die auch dank des Dialogs zwischen dem Heiligen Stuhl und den Regierungsbehörden stattfinden konnten.

(fides – sk)
 

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15. September 2024, 11:41