Synode: „Alle sind eingeladen, Teil der Kirche zu sein"
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Rund 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter auch Laien, sind zur 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode nach Rom gekommen. Papst Franziskus war diesmal nicht bei der Sitzung dabei. An diesem Montag fehlten laut den Synoden-Organisatoren zudem 15 Teilnehmer, darunter vier aufgrund eines positiven Corona-Tests.
Für die neuen Beratungen hat sich die Zusammensetzung der Gruppen an den mehr als 30 runden Tischen in der zur Synodenaula umgebauten vatikanischen Audienzhalle geändert: Sie sind sie nun sowohl nach sprachlichen als auch nach thematischen Präferenzen gebildet.
Kardinal Jean-Claude Hollerich sprach in seiner Funktion als Generalrelator (also Haupt-Berichterstatter) der Synode und erinnerte daran, dass Papst Franziskus erst im August beim Weltjugendtag in Lissabon aufgerufen hatte: „Todos... tutti... Wenn wir wie Jesus handeln, werden wir Gottes Liebe zur Welt bezeugen. Wenn wir das nicht tun, sehen wir aus wie ein identitärer Verein." Doch zunächst gab der Luxemburger Kardinal einen kurzen Überblick über die bisherigen Arbeiten der Synode, die vergangenen Mittwoch begonnen hatte. Das Treffen steht unter dem Leitwort der gesamten Weltsynode: „Für eine synodale Kirche - Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“. ).
Diesen Montag begann in den Arbeitsgruppen die Auseinandersetzung mit einem neuen Abschnitt des Dokuments, nämlich B1, - dazu erläuterte Hollerich:
„Es könnte hilfreich sein, sich zunächst auf den Titel Eine Gemeinschaft, die ausstrahlt zu konzentrieren, und noch mehr auf die Frage, die unmittelbar darauf folgt: Wie können wir noch stärker zu einem Zeichen und Werkzeug der Vereinigung mit Gott und der Einheit der ganzen Menschen werden. Dies ist die vorrangige Frage, die sich aus dem Synodenprozess ergibt und die uns helfen kann, uns in unseren Diskussionen in Modul 2 zu orientieren."
Jede Gruppe werde nur eines der fünf Arbeitsblätter, die das Instrumentum laboris in Abschnitt B1 vorgibt, bearbeiten. Es gebe jedoch Berührungspunkte. Im Mittelpunkt stehe jeweils eine „Frage zur Unterscheidung", mit der sich die Gruppe auseinandersetzen sollte. Es sei wichtig, von konkreten Erfahrungen auszugehen - „von unseren eigenen persönlichen und vor allem von den kollektiven Erfahrungen des Volkes Gottes, das in der Phase des Zuhörens gesprochen hat", erklärte Hollerich. Passend dazu berichteten an diesem Montagvormittag auch Teilnehmende der Bischofssynode von ihren Erfahrungen.
Blick nach Brasilien
Sônia Gomes de Oliveira vom Nationalen Rat der Laien von Brasilien ist von Beruf Sozialarbeiterin. Ihre Arbeit bringt sie täglich in die Nähe der ärmsten Menschen. Für die Synode gelte es aber darüber noch hinauszugehen:
„Auf dieser synodalen Reise begegnen wir oft jenen, die aufgrund ihrer Orientierung ausgegrenzt werden, die aber in der Kirche in der Katechese und in den Diensten stehen, aber unsichtbar sind, die unter Rassismus und Vorurteilen leiden, und wir nehmen diesen stillen Schmerz nicht wahr. Ich sage, dass die synodale Reise darin besteht, auf die Stimme des Herzens zu hören, auf die Augen, die weinen, auf den Körper, der nach einer Umarmung und einem Lächeln verlangt." Sie selbst redete für die Vorbereitung der Synode zum Beispiel mit einer Straßenprostituierten und einem Häftling, außerdem mit Indigenen. In der katholischen Kirche gebe es „immer noch viele Orte, die wir nicht erreichen können, und viele Laien und geweihte Amtsträger, die sich dieser Art, Kirche zu sein, nicht zugehörig fühlen", meinte die braslianische Laiin. Es sei daher „dringend notwendig, Laien, Diakone und Priester auszubilden", die auch an den Rändern der Gesellschaft wirkten.
„Wir müssen auch den Mut haben und sagen, dass die Mächtigen von ihren Thronen herunterkommen müssen, denn es gibt viel Leid auf dieser Reise, bei der es um Throne und Macht und nicht um Dienst geht", mahnte die Synodenteilnehmermin aus Brasilien in ihrem Beitrag. Sie rief ebenfalls dazu auf darauf, zu achten, „nicht zu spalten, sondern nach Alternativen für den Dialog zu suchen."
Blick in die orthodoxen Kirchen
Danach sprach Metropolit Job (Getcha) von Pisidien. Er dankte für die Einladung, als Vertreter der orthodoxen Kirchen an der katholischen Welt-Bischofssynode teilzunehmen. Synodalität in der orthodoxen Kirche unterscheide sich „stark von der Definition der Synodalität, die von Ihrer derzeitigen Versammlung der Bischofssynode gegeben wird", erklärte er. Für die Orthodoxen sei eine Synode gemäß der auf dem ersten ökumenischen Konzil (Nizäa, 325) eingeführten Praxis eine beratende Versammlung von Bischöfen, nicht eine beratende Versammlung von Geistlichen und Laien. Es gebe aber auch in der orthodoxen Kirche historische Beispiele für synodale Entscheidungsfindung von Klerus und Laien.
Blick nach Asien
Einen Blick nach Asien ermöglichten der malaysische Priester Clarence Davedassan und die katholische Laiin Siu Wai Vanessa Cheng aus Hong-Kong. Davedassan erinnerte an die Minderheit der Katholiken in Asien, wo die katholische Kirche nur 3,31 % der 4 Milliarden Menschen ausmacht.
„Synodalität für Asien bedeutet, dass die Kirche nicht für sich selbst existiert, sondern dass sie für alle da ist. In einer pluralistischen asiatischen Gesellschaft ist die Kirche bestrebt, die Botschaft des Evangeliums trotz aller Herausforderungen weiter zu verbreiten. Wie können wir noch stärker ein Zeichen und Werkzeug der Einheit mit Gott und der Einheit der ganzen Menschheit sein?", fragte er.
Friedensförderung, Versöhnung und Harmonie müssten „jeden Aspekt des kirchlichen Lebens in Asien durchdringen, sowohl in formellen als auch in informellen Zusammenhängen". Der Priester sprach auch Christenverfolgung an:
„Während die Bemühungen um Brückenbau und Versöhnung weitergehen, erleben wir auch eine zunehmende religiöse und soziale Intoleranz, die zu Verfolgung, einer Verschlechterung der Lebensbedingungen der Menschen und sogar zur Bedrohung des menschlichen Lebens führt. Inmitten von Chancen und Herausforderungen bleiben diese verfolgten Kirchen Gott auf neue und kreative Weise treu. Obwohl sie in einer Minderheit und unter manchmal schwierigen Bedingungen leben, sehen die Kirchen Asiens Hoffnung für die Zukunft und bemühen sich, authentische Ausdrucksformen von Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung zu sein - für eine synodale Kirche. "
Vanessa Siu-Wai Cheng aus Hong-Kong erinnerte an die Bedeutung des Zuhörens unter Beachtung auch des jeweiligen sozialen und kulturellen Kontextes. In Asien sei Respekt besonders wichtig.
„Eine respektvolle Haltung ist notwendig, wenn wir zuhören und einen Dialog führen, unterscheiden und entscheiden. Allerdings müssen wir uns auch darüber im Klaren sein, dass viele asiatische Kulturen aus einer Vielzahl von Gründen keine Offenheit bevorzugen, z. B. aus Angst, Fehler zu machen und das ,Gesicht` zu verlieren, von seinem sozialen Umfeld nicht akzeptiert zu werden, als problematisch, respektlos und herausfordernd vor allen Arten von Autoritäten zu gelten", erklärte sie. Es gelte daher, „denjenigen, die aus irgendeinem Grund schweigen, noch mehr Aufmerksamkeit" zu schenken.
Geistliche Impulse
Radcliffe verurteilte in seinem Beitrag Haß und - wie auch Papst Franziskus des öfteren - Geschwätz. Meinungsverschiedenheiten sollten kein Problem sein. Auch er rief zudem dazu auf, alle Menschen einzubeziehen: „So viele Menschen fühlen sich in unserer Kirche ausgeschlossen oder an den Rand gedrängt, weil wir ihnen abstrakte Etiketten aufgedrückt haben: Geschiedene und Wiederverheiratete, Homosexuelle, Polygame, Flüchtlinge, Afrikaner, Jesuiten!" Diese eher scherzhafte Erwähnung des Jesuitenordens, dem auch Papst Franziskus angehört, sorgte für einige Lacher im Saal.
Die katholische Theologin und Universitätsprofessorin Anna Rowlands ging in ihrem Redebeitrag besonders auf das Thema Gemeinschaft ein. Sie berichtete außerdem von einer für sie besonderen Erfahrung im Kontakt mit einem Missbrauchsopfer:
„Ein Betroffener kirchlichen Missbrauchs schrieb mir, als er erfuhr, dass ich an der Synode teilnehmen würde: ,Seien Sie mutig, was die Notwendigkeit der Heilung angeht. Dies ist ein langer Weg, den wir gemeinsam gehen müssen. Und sagen Sie ihnen, dass die Eucharistie lebensrettend ist.` Nicht alle Missbrauchsüberlebenden empfinden so, aber ich teile dies, weil es den Charakter einer Prophezeiung der Gemeinschaft hat; es ruft zur Umkehr auf und verkündet die zentrale Wahrheit unseres Glaubens."
Die vierte Plenarsitzung endete mit einem gemeinsamen Gebet. Die eigentlich geplanten Wahlen der Mitglieder für die Kommission, die den Schlussbericht erstellen soll, und der Mitglieder für die Informations-Kommission wurden auf den Nachmittag verschoben, da die Sitzung mit etwa einer Stunde Verspätung begonnen hatte. Vom Nachmittag bis in den Abend arbeiteten zudem an diesem Montag die Sprachgruppen weiter.
(vatican news - sst)
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