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Msgr. Stefan Heid Msgr. Stefan Heid 

Radio-Akademie (2): Die „Fake News“ von den Hauskirchen

Wir schreiben das Jahr 150 nach Christus. Ganz Rom ist von christlichen Hauskirchen gesprenkelt. Ganz Rom? Nein! Ein Monsignore im Vatikan hört nicht auf, der These von den Hauskirchen Widerstand zu leisten.

Stefan von Kempis - Vatikanstadt

Es ist der deutsche Priester und Kirchenhistoriker Stefan Heid, neuer Rektor des Päpstlichen Instituts für christliche Archäologie in Rom, der dem gängigen Bild von den christlichen Hauskirchen, über die Städte verteilt, widerspricht. So sei das nicht gewesen in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung.

„Eine Stadt, eine Eucharistie!“, sagt Heid in einem ausführlichen Interview mit Radio Vatikan, das wir an den Sonntagen im Monat Februar als „Radio-Akademie“ senden. Man gehe heute in der Regel davon aus, dass es in einer Stadt wie Rom „da ein Grüppchen, dort ein Grüppchen“ von Christen gegeben habe. „Aber wie soll man es sich dann vorstellen, dass diese Christen sich als Einheit fühlten?“ Der Monsignore, dessen Buch „Die Norm der Väter“ auch auf dem Schreibtisch des emeritierten Papstes Benedikt XVI.‘ gesichtet wurde, urteilt, dass die derzeitige Geschichtsschreibung den Kirchenbegriff „massiv unterbewertet“.

Hier können Sie einen Teil des Interviews mit Msgr. Heid hören.

Im antiken Rom gab's kein Telefon...

„Die Stadt grenzt mit ihrer Stadtmauer sehr real den Bereich ein, wo man Christ ist und wo man an einem Punkt zusammenkommt. Nur wenn ich eine Versammlung aller habe, weiß ich überhaupt: Ich bin Christ in Korinth, oder in Ephesus. Woher soll ich das sonst wissen? Die konnten ja damals nicht miteinander telefonieren und fragen: Seid ihr auch getauft? Bilden wir ein Grüppchen? Gehören wir zusammen?“

In der antiken Gesellschaft habe es nun mal „kein Telefon gegeben“, darum hätten die Christen einer Stadt „physisch zusammenkommen“ müssen. „Ich muss den anderen sehen! … Ich halte es für praktisch und psychologisch unmöglich, dass ein völlig fragmentiertes Christentum, das tausenderlei Eucharistiefeiern und Taufen irgendwo in einer Stadt verteilt, dennoch eine Christenheit bildet.“

Archäologen haben keine Hauskirche gefunden

Zwar sei ein Zentralort für Eucharistiefeiern in einer Stadt wie Rom für die ersten Jahrhunderte nicht bezeugt. Doch archäologische Evidenzen sind, wie Heid bemerkt, „sowieso immer vom Zufall abhängig“. „In Rom ist das archäologische Material noch vergleichsweise üppig, aber für die ersten drei Jahrhunderte praktisch nicht existent.“ Archäologen hätten bisher in Rom nicht eine einzige Hauskirche freigelegt.

„Jetzt mögen Sie fragen: Wo ist denn dann in Rom vor Konstantin – bevor der Lateran gebaut wurde – die eine Kirche gewesen? Meine Antwort: Das wissen wir auch nicht. Aber das ist eine Frage der Mathematik: Wie wahrscheinlich ist es denn, e i n e Kirche zu finden im Vergleich zu (angeblich) fünfzig Hauskirchen? Wenn man schon fünfzig Hauskirchen nicht findet, dann ist es auch nicht sonderlich überraschend, dass man den e i n e n Versammlungsraum der Christen nicht findet!“

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Radio Vatikan strahlt die Radio-Akademie mit Msgr. Heid jeden Sonntag im Februar in der jeweiligen Abendsendung aus. Wenn Sie sich dafür interessieren, bieten wir Ihnen eine CD der ganzen Radio-Akademie an. Sie können Sie gegen einen Unkostenbeitrag oder eine Spende bei cd@vaticannews.de bestellen.

Der aus Bad Homburg stammende Heid studierte und habilitierte sich in Bonn. Seit 2001 ist er Professor für Liturgiegeschichte und Hagiographie am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie in Rom; vor zwei Wochen wurde er vom Präfekten der vatikanischen Bildungskongregation, Kardinal Giuseppe Versaldi, zum Rektor des Instituts ernannt. Heid ist Priester der Erzdiözese Köln und auch Direktor des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft.

(vatican news)

 

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09. Februar 2020, 10:14