Neue Radio-Akademie: Der Gottesdienst der ersten Christen
Stefan von Kempis –Vatikanstadt
Der deutsche Priester und Kirchenhistoriker Stefan Heid ist neuer Rektor des Päpstlichen Instituts für christliche Archäologie in Rom – und antwortet ausführlich auf unsere Fragen. Eine Entdeckungsreise durch das frühe Christentum.
Wie oft wurde in der frühen Kirche überhaupt die Eucharistie gefeiert, und wieviele Gläubige kamen dafür zusammen? Für den Monsignore, dessen Buch ?Die Norm der Väter“ auch auf dem Schreibtisch des emeritierten Papstes Benedikt XVI.‘ gesichtet wurde, steht die Antwort ?in den Sternen“.
?Da würde ich persönlich sogar vorsichtiger sein, als man gemeinhin ist.“ Zum einen sei die Eucharistie wohl nur sonntags (?wenn überhaupt“) zelebriert worden, und zum zweiten sollte man sich die Zahl der Teilnehmer nicht zu hoch vorstellen.
?Wenn wir heute in Deutschland nur noch auf mickrige fünf Prozent Gottesdienstbesuch kommen – wer, um Himmels willen, sagt denn, dass es in der frühen Kirche anders war? Es ist ein reines Wunschdenken, zu sagen, in der frühen Kirche seien hundert Prozent der Getauften in die Messe gegangen!“
?Die Christen machten ja alles, was damals schick war“
Man müsse doch einfach mal in Rechnung stellen, dass die Wege zum Gottesdienst in der damaligen Zeit viel weiter waren – und viel gefährlicher. ?Es gab ja damals noch nicht so etwas wie Polizei, oder Straßenbeleuchtung.“ Er vermute, dass der Prozentsatz der Kirchgänger ?auch nicht höher als fünf bis zehn Prozent war“. Und zur Agape (einem ?halb-rituellen“ Abendessen) seien damals wohl noch weniger Christen gekommen als zur (morgendlichen) Eucharistie.
Überhaupt – die Agape: Die wurde, wie Heid ausführt, wohl im Liegen eingenommen. ?Es ist zwar die unbequemste Haltung, auf dem Bauch liegend zu essen, aber man hat das so gemacht, man fand das schick. Die Christen haben natürlich auch alles gemacht, was man damals für schick hielt…“ Mehr als zwanzig Menschen werden nach Heids Vermutung an so einer Feier kaum teilgenommen haben.
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Der aus Bad Homburg stammende Heid studierte und habilitierte sich in Bonn. Seit 2001 ist er Professor für Liturgiegeschichte und Hagiographie am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie in Rom; vor einer Woche wurde er vom Präfekten der vatikanischen Bildungskongregation, Kardinal Giuseppe Versaldi, zum Rektor des Instituts ernannt. Heid ist Priester der Erzdiözese Köln und auch Direktor des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft.
(vatican news)
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