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Zweiter Tag der Kinderschutz-Konferenz im Vatikan

In der vatikanischen Synodenaula hat der zweite Tag der Kinderschutz-Konferenz begonnen. Als erster Redner vor dem Plenum stand der indische Kardinal Oswald Gracias auf dem Programm.

Pater Bernd Hagenkord SJ und Stefan von Kempis– Vatikanstadt

Beim einleitenden Gebet trug auch Erzbischof Pierbattista Pizzaballa aus Jerusalem einen der Texte vor. Pizzaballa hat unlängst in einem Interview mit Pope erklärt, in seinem Bistum gebe es das Phänomen des Kindesmissbrauchs durch Kirchenleute eigentlich nicht. Der Mitorganisator der Konferenz, Jesuitenpater Hans Zollner, versucht hingegen den Teilnehmern schon seit Beginn des Treffens am Donnerstag vor Augen zu führen, dass es sich bei Kindesmissbrauch um ein globales Phänomen handelt, das schlechthin alle Ortskirchen betrifft.

Auch der Moderator der Konferenz ist ein Jesuit: Federico Lombardi. Er erinnerte zu Beginn der Plenarsitzung an das Fest der Kathedra Petri an diesem Freitag und bat die Anwesenden um einen kleinen Dank-Applaus für Papst Franziskus. Dann wies er darauf hin, dass allen Teilnehmern der Konferenz in mehreren Sprachen Material von UNO und Unicef zum Thema Kindesmissbrauch zur Verfügung stehe.

Zum Nachhören

Missbrauchskrise betrifft die ganze Kirche

Auch wenn die Missbrauchskrise besonders einige Teile der Weltkirche zu betreffen scheine, ist sie kein begrenztes Phänomen, die gesamte Kirche müsse sich dem zuwenden und entschieden handeln: Damit hatte Kardinal Oswald Gracias sein Thema gesetzt. In seinem Beitrag ging es um Rechenschaft und Haftung in einer synodalen, weltweiten Kirche.

Für den Erzbischof von Bombay ist bereits die Zusammensetzung der Konferenz ein Zeichen, wie der Papst die mit Missbrauch verbundenen Fragen zu behandeln wünsche: Es seien die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen präsent, damit seien Kollegialität und Synodalität gesetzt.

„Synodalität – wollen wir das überhaupt?“

Wenn auf den verschiedenen Ebenen die gesamte Kirche - Kleriker wie Laien - umfassend verbindlich handelten, entstehe Synodalität.

„Wollen wir das überhaupt?“, lautete dann aber die rhetorische Frage von Kardinal Gracias, der auch zum Kardinalsrat von Papst Franziskus gehört. Die Tendenz, Gemeinsamkeit vorzutäuschen und viel lieber unter sich zu bleiben, in den eigenen Bezügen, sei groß. „Wenn wir nicht nur von Synodalität sprechen, sondern sie auch leben wollen, dann müssen wir auch lernen, andere Formen der Leitung anzuwenden.“

Allein kann kein Bischof das Problem lösen

Alleine könne kein Bischof das Problem lösen. Die Verantwortung gehöre allen Bischöfen gemeinsam, Kollegialität sei der Kontext, in dem mit Missbrauch umgegangen werden müsse. Umgekehrt gelte auch, dass kein Bischof sagen könne, dass ihn das Problem nichts angehe, weil er in einem anderen Teil der Welt lebe. „Die Rechenschaft und Verantwortung gehört uns gemeinsam“, so Gracias.

Dass die Kirche in ganz verschiedenen Kulturen, Geschichten und Bräuchen lebe, sei kein Widerspruch dazu, die Verschiedenheit und die Einheit der gesamten Kirche gehöre zusammen. Deswegen bräuchte es dringend eine Entwicklung interkultureller Kompetenz in der Kirche.

Synodalität in der Kirche und Kollegialität unter den Bischöfen zu leben habe ganz praktische Auswirkungen, so Gracias. Es bedeute zunächst ganz einfach, sich gegenseitig auch zu kritisieren, in der christlichen Tradition correctio fraterna genannt, brüderliche bzw. geschwisterliche Zurechtweisung.

Kompetenzen liegen in der Ortskirche

Umgekehrt gehöre dazu, anderen eigene Fehler einzugestehen und sie um Rat zu fragen ohne Angst, vielleicht Schwäche zu zeigen. Wenn man nur auf den Vatikan und seine Autorität schaue, dürfe man sich nicht wundern, wenn ein römischer Zentralismus die Verschiedenheit der Kulturen nicht in den Blick bekomme. Die Kompetenzen lägen in der Ortskirche, man könne sie durch Kollegialität stark machen und zur Anwendung bringen.

„Ich bin davon überzeugt, dass es keine echten Alternativen zu Kollegialität und Synodalität in unserem gemeinsamen Vorgehen gibt“, so Kardinal Gracias. Diese hätten auch ganz praktische Auswirkungen. So könne etwa nur das Netz einer starken Gemeinschaft Kirchen in Ländern helfen, in denen Christen verfolgt würden. In schwierigen staatskirchlichen Verhältnissen trotzdem sexuellen Missbrauch zu bekämpfen brauche die Kollegialität aller Bischöfe und ihre Unterstützung.

„Gemeinsame Weisheit“

Ein weiterer praktischer Punkt sei die Prävention, auch hier brauche es die „gemeinsame Weisheit“ und die Ideen aller, um junge Menschen zu schützen und die Tragödie des Missbrauchs zu vermeiden. „Das kann in einer kollegialen Kirche geschehen, welche Verantwortung für die Zukunft übernimmt.“

(vatican news)
 

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22. Februar 2019, 09:40