Messfeier für die Künstler: Hüter der Schönheit sein
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen“, zitiert Franziskus in seinem Predigttext die Worte aus der sogenannten "Feldrede" bei Lukas (6,20-21), die der Bergpredigt im Matthäusevangelium entspricht.
„Diese Worte stellen die Logik der Welt auf den Kopf und laden uns ein, die Realität mit neuen Augen zu betrachten, mit den Augen Gottes, die hinter das Äußere blicken und Schönheit erkennen, selbst in der Schwäche und im Leid,“ wird in dem Text präzisiert, der auch darauf verweist, dass bei Lukas auf die Seligpreisungen am Anfang auch mahnende Weherufe folgen: „»Weh euch, ihr Reichen, denn ihr habt euren Trost schon empfangen. Weh euch, die ihr jetzt satt seid, denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet klagen und weinen« (6,24-25). Der Kontrast zwischen dem „Selig seid ihr“ und dem „Weh euch“ erinnert uns daran, wie wichtig es ist, zu erkennen, worauf wir unsere Sicherheit gründen“, erinnert Franziskus.
Die Maßstäbe Gottes...
Von diesen Worten ausgehend, die eine Perspektive auf das Leben aufzeigen, die nicht nach irdischem Erfolg oder Reichtum bemisst, sondern nach innerer Wahrheit und Gerechtigkeit, lädt der Papst Künstler und Kulturschaffende ein, „Zeugen der revolutionären Vision der Seligpreisungen zu sein.“ Ihre Aufgabe sei es nicht nur, Schönheit zu schaffen, sondern auch „die Wahrheit, das Gute und die Schönheit offenzulegen, die in den Windungen der Geschichte verborgen sind.“ Kunst dürfe kein bloßer Selbstzweck sein, sondern müsse sich in der Pflicht sehen, „denjenigen eine Stimme zu geben, die keine haben, und Schmerz in Hoffnung zu verwandeln.“
Wahre Hoffnung ist kein bequemer Zufluchtsort
In einer Zeit, die von Krisen, Orientierungslosigkeit und Sinnsuche geprägt ist, sei die Kunst mehr als bloße Dekoration – sie müsse der Menschheit helfen, die Richtung und vor allem die Hoffnung nicht zu verlieren, führt der Papst in seinem Text weiter aus. Aber diese Hoffnung dürfe nicht oberflächlich, einfach und abstrakt sein.
„Wahre Hoffnung ist mit dem Drama der menschlichen Existenz verflochten,“ präzisiert Franziskus. „Sie ist kein bequemer Zufluchtsort, sondern ein Feuer, das brennt und leuchtet, wie das Wort Gottes. Deshalb ist wahre Kunst immer eine Begegnung mit dem Geheimnis, mit der Schönheit, die uns übersteigt, mit dem Schmerz, der uns hinterfragt, mit der Wahrheit, die uns ruft.“
Mit Verweis auf den Dichter Gerard Manley Hopkins betont der Papst die besondere Rolle der Künstler als „Hüter der Schönheit“. Einer Schönheit, „die sich über die Wunden der Welt beugen kann, die den Schrei der Armen, der Leidenden, der Verwundeten, der Gefangenen, der Verfolgten und der Flüchtlinge hören kann. Ich sehe in euch Hüter der Seligpreisungen!,“ so Franziskus wörtlich.
Nicht Mauern errichten, sondern Brücken bauen
In unserer zunehmend von Spannungen geprägten Welt sei es entscheidend, Brücken zu bauen, mahnt das Kirchenoberhaupt weiter: „Wir leben in einer Zeit, in der neue Mauern errichtet werden, in der Unterschiede zum Vorwand für Spaltung statt zur Gelegenheit für gegenseitige Bereicherung werden. Aber ihr, Männer und Frauen von Kultur, seid aufgerufen, Brücken zu bauen, Räume der Begegnung und des Dialogs zu schaffen.“
Abschließend ruft der Papst Künstler und Kulturschaffende auf, die ihnen geschenkte Gabe als Berufung zu sehen und die Seligpreisungen in Kunst und Kultur, aber auch in ihrem eigenen Leben umzusetzen:
„Lasst euch vom Evangelium der Seligpreisungen leiten und eure Kunst sei Ankündigung einer neuen Welt,“ so seine Aufforderung. „Eure Poesie möge uns das vor Augen führen! Hört nie auf zu suchen, zu hinterfragen, etwas zu riskieren. Denn wahre Kunst ist nie bequem, sie schenkt den Frieden der Unruhe. Und denkt daran: Die Hoffnung ist keine Illusion; die Schönheit ist keine Utopie; eure Gabe ist kein Zufall, sie ist eine Berufung. Antwortet mit Großherzigkeit, mit
Leidenschaft, mit Liebe.“
(vaticannews - skr)
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