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Die Messe zur Heilig-Jahr-Feier der Künstler am 16.2.2025 im Petersdom in Rom Die Messe zur Heilig-Jahr-Feier der Künstler am 16.2.2025 im Petersdom in Rom

Heilig-Jahr-Feier der Künstler: Die Predigt im Wortlaut

Wir dokumentieren an dieser Stelle in amtlicher deutscher ?bersetzung den Predigttext von Papst Franziskus zur Heilig-Jahr-Feier der Kulturschaffenden. Die Predigt wurde von Kurienkardinal José Tolentino de Mendon?a verlesen. Er hat die Messe in Vertretung des Papstes gefeiert, der seit Freitag wegen einer hartn?ckigen Bronchitis im r?mischen Gemelli-Krankenhaus behandelt wird.

Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in amtlicher Übersetzung finden Sie auf

Im Evangelium, das wir gerade gehört haben, verkündet Jesus vor seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge die Seligpreisungen. Wir haben sie schon so oft gehört und doch hören sie nicht auf, uns zum Staunen zu bringen: »Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen« (Lk 6,20-21). Diese Worte stellen die Logik der Welt auf den Kopf und laden uns ein, die Realität mit neuen Augen zu betrachten, mit den Augen Gottes, die hinter das Äußere blicken und Schönheit erkennen, selbst in der Schwäche und im Leid.

Der zweite Teil enthält harte und mahnende Worte: »Weh euch, ihr Reichen, denn ihr habt euren Trost schon empfangen. Weh euch, die ihr jetzt satt seid, denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet klagen und weinen« (Lk. 6,24-25). Der Kontrast zwischen dem ?Selig seid ihr“ und dem ?Weh euch“ erinnert uns daran, wie wichtig es ist, zu erkennen, worauf wir unsere Sicherheit gründen.

Zeugen der revolutionären Vision der Seligpreisungen 

Ihr Künstler und Kulturschaffenden seid gerufen, Zeugen der revolutionären Vision der Seligpreisungen zu sein. Eure Aufgabe ist es nicht nur, Schönes zu schaffen, sondern die Wahrheit, das Gute und die Schönheit offenzulegen, die in den Windungen der Geschichte verborgen sind, denjenigen eine Stimme zu geben, die keine haben, und Schmerz in Hoffnung zu verwandeln.
Wir leben in einer komplexen Krisenzeit, die wirtschaftlicher und sozialer Natur ist und vor allem eine Krise der Seele, eine Sinnkrise darstellt. Wir stellen uns die Frage nach der Zeit und nach dem rechten Weg. Sind wir Pilger oder Umherirrende? Haben wir ein Ziel vor Augen oder schweifen wir ziellos umher? Der Künstler ist derjenige, der die Aufgabe hat, der Menschheit zu helfen, nicht die Richtung zu verlieren, nicht des Horizonts der Hoffnung verlustig zu gehen.

Aber Vorsicht: Es geht nicht um eine einfache, oberflächliche, abstrakte Hoffnung. Nein! Wahre Hoffnung ist mit dem Drama der menschlichen Existenz verflochten. Sie ist kein bequemer Zufluchtsort, sondern ein Feuer, das brennt und leuchtet, wie das Wort Gottes. Deshalb ist wahre Kunst immer eine Begegnung mit dem Geheimnis, mit der Schönheit, die uns übersteigt, mit dem Schmerz, der uns hinterfragt, mit der Wahrheit, die uns ruft. Andernfalls: ?Wehe euch!“ Der Herr ist streng in dem, was er von uns verlangt.

Wie der Dichter Gerard Manley Hopkins schreibt, »ist die Welt von der Größe Gottes erfüllt. Sie wird leuchten wie der Glanz einer geschüttelten Folie“. Das ist die Mission des Künstlers: diese verborgene Größe zu entdecken und zu enthüllen, sie für unsere Augen und Herzen wahrnehmbar zu machen. Derselbe Dichter empfand auch in der Welt ein ?bleiernes Echo“ und ein ?goldenes Echo“. Der Künstler ist sensibel für solche Resonanzen und hilft mit seinem Werk anderen, die verschiedenen Echos der Vorgänge in dieser Welt zu unterscheiden. Und die Männer und Frauen von Kultur sind aufgerufen, diese Echos einzuschätzen, sie uns zu erklären und den Weg zu erhellen, auf den sie uns führen: ob es sich um Sirenengesänge handelt, die verführen, oder um das Rufen unserer wahren Menschlichkeit. Es wird von euch verlangt, dass ihr weise zu unterscheiden wisst, was wie »Spreu [ist], die der Wind verweht« und was fest ist »wie ein Baum, gepflanzt an Bächen voller Wasser«, der seine Frucht bringt (vgl. Ps 1,3-4).

Hüter der Schönheit

Liebe Künstler, ich sehe in euch Hüter der Schönheit, die sich über die Wunden der Welt beugen kann, die den Schrei der Armen, der Leidenden, der Verwundeten, der Gefangenen, der Verfolgten und der Flüchtlinge hören kann. Ich sehe in euch Hüter der Seligpreisungen! Wir leben in einer Zeit, in der neue Mauern errichtet werden, in der Unterschiede zum Vorwand für Spaltung statt zur Gelegenheit für gegenseitige Bereicherung werden. Aber ihr, Männer und Frauen von Kultur, seid aufgerufen, Brücken zu bauen, Räume der Begegnung und des Dialogs zu schaffen, den Verstand zu erleuchten und die Herzen zu erwärmen.

Jemand könnte sagen: ?Aber wozu dient die Kunst in einer verletzten Welt? Gibt es nicht dringendere, konkretere, notwendigere Dinge?“ Kunst ist kein Luxus, sondern notwendig für den Geist. Sie ist keine Flucht, sondern Verantwortung, Einladung zum Handeln, Aufruf, Schrei. Zur Schönheit zu erziehen bedeutet, zur Hoffnung zu erziehen. Und Hoffnung ist nie losgelöst von den Dramen des Lebens: Sie durchzieht den täglichen Kampf, die Mühen des Lebens, die Herausforderungen dieser unserer Zeit.

Im Evangelium, das wir heute gehört haben, preist Jesus die Armen, die Bedrängten, die Sanftmütigen und die Verfolgten selig. Es ist eine umgekehrte Logik, eine Revolution der Perspektive. Die Kunst ist aufgerufen, an dieser Revolution teilzunehmen. Die Welt braucht prophetische Künstler, mutige Intellektuelle und Kulturschaffende.

Wahre Kunst ist nie bequem, sie schenkt den Frieden der Unruhe

Lasst euch vom Evangelium der Seligpreisungen leiten und eure Kunst sei Ankündigung einer neuen Welt. Eure Poesie möge uns das vor Augen führen! Hört nie auf zu suchen, zu hinterfragen, etwas zu riskieren. Denn wahre Kunst ist nie bequem, sie schenkt den Frieden der Unruhe. Und denkt daran: Die Hoffnung ist keine Illusion; die Schönheit ist keine Utopie; eure Gabe ist kein Zufall, sie ist eine Berufung. Antwortet mit Großherzigkeit, mit Leidenschaft, mit Liebe.

(vaticannews - skr)

 

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16. Februar 2025, 11:26