Papst: Mehr Frauen in Theologie-Kommission!
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
?Danke für eure Arbeit. Ich habe hier einen schönen Redetext mit theologischen Inhalten, aber so wie es mir geht, ist es besser, den nicht zu verlesen, ich händige ihn euch aus", erklärte der Papst mit rauer Stimme. Franziskus ist seit mehr als einer Woche aufgrund einer Lungeninfektion gesundheitlich angeschlagen und sagte auf Anraten der Ärzte daher auch seine eigentlich für diesen Freitag geplante dreitägige Reise zum Weltklimagipfel COP28 in Dubai ab. In seiner kurzen freien Rede beim Treffen mit den rund 30 Mitgliedern der Internationalen Theologischen Kommission hatte Franziskus aber ein Anliegen, das ihm offensichtlich so wichtig war, dass er dafür trotz seiner Heiserkeit sprach:
?Ich danke euch für das, was ihr tut. Die Theologie, die theologische Reflektion, ist sehr wichtig. Aber: Es gibt auch etwas bei euch, das ich nicht mag. Verzeiht, dass ich ehrlich bin: Eine, zwei, drei, nur vier Frauen? Die armen, sie sind ganz allein! Ah, hier ist noch eine fünfte (...). Also, daran müssen wir arbeiten! Die Frau hat andere theologische Reflektionsmöglichkeiten als die Männer. Kann sein, dass es daran liegt, dass ich mich sehr viel mit der Theologie einer Frau beschäftigt habe - und dabei hat mir eine gute deutsche geholfen - Hanna-Barbara Gerl", sagte Papst Franziskus. Sie habe ihm geholfen, den Religionsphilosophen und Theologen Romano Guardini (1885-1968) besser zu verstehen, erklärte das katholische Kirchenoberhaupt.
Die Bamberger Theologin und Ratzinger-Preisträgerin Gerl-Falkovitz hat eine Guardini-Biografie geschrieben. Außerdem hatte sie erst jüngst mit weiteren drei Theologinnen einen Brief an Papst Franziskus geschickt, in dem sie angesichts des deutschen Reformkurses ihre Sorge um die Einheit mit Rom äußerten.
Kardinalsrat befasst sich mit Thema Frauen
?Wir werden über die weibliche Dimension der Kirche nachdenken. Die Kirche ist Frau. Und wenn wir nicht in der Lage sind, zu verstehen, wie eine Frau ist, was weibliche Theologie ist, werden wir nie verstehen, was die Kirche ist. Eine der großen Sünden, die wir haben, eine ,Maskulinisierung`der Kirche. Das löst sich nicht über die Ämterfrage, das ist etwas anderes", betonte Papst Franziskus dabei erneut und verwies auf das petrinische und das marianische Prinzip, wobei das marianische bedeutender sei.
?Ihr fragt euch, worauf ich hinaus will? Ich will euch nicht nur sagen, dass es hier mehr Frauen geben muss - das ist ein Punkt - ich will euch auch beim Nachdenken helfen: Die Kirche ist Frau, sie ist Braut. Und ich gebe euch diese Aufgabe mit: Entmaskulinisiert die Kirche."
Hintergrund
Die Internationale Theologische Kommission wurde im Jahr 1969 von Paul VI. geschaffen. Sie ist beim vatikanischen Dikasterium für die Glaubenslehre angesiedelt und berät dieses. ; darunter die deutsche Theologin Marianne Schlosser. Neben ihr sind die Ordensfrau Alenka Arko, der Loyola-Gemeinschaft, Slowenien – Russische Föderation, die Ordensfrau Isabell Naumann, I.S.S.M., aus Australien, Schwester Josee Ngalula, R.S.A. aus der Demokratischen Republik Kongo und die US-amerikanische Professorin Robin Darling Young dabei.
Den Dialog mit der Welt der Kultur fördern
In seinem ausgehändigten Redetext ermutigte der Papst die Mitglieder der Internationalen Theologischen Kommission unter anderem dazu, eine ?evangelisierende Theologie" zu fördern, ?die den Dialog mit der Welt der Kultur fördert". Es sei zudem unerlässlich, dass Theologen ?in Einklang mit dem Volk Gottes" evangelisierten und ?von unten ausgehend, mit einem besonderen Blick für arme und einfache Leute". Zudem sollten sie stets demütig seien, ?denn die Theologie wird auf den Knien geboren, in der Anbetung Gottes", so Papst Franziskus in seinem ausgehändigten Redetext an die Internationale Theologische Kommission, die er diesen Donnerstag im Vatikan in Audienz empfing.
(vatican news - sst)
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