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Papst Franziskus bei der Messe im Petersdom Papst Franziskus bei der Messe im Petersdom 

Papst: „Im Verfall der Welt Baumeister der Hoffnung sein“

Zum Welttag der Armen hat Papst Franziskus an diesem Sonntag alle Christen dazu aufgefordert, „die Hoffnung auf Zukunft zu nähren, indem wir das gegenwärtige Leiden heilen“. Angesichts von Not und Ungerechtigkeit gelte es den Blick nicht abzuwenden, sondern täglich mit konkreten Gesten der Nächstenliebe entgegenzuwirken.

Anne Preckel - Vatikanstadt

Zwei Tage nach seinem Besuch in Assisi, der Stadt des heiligen Franz, hob der Papst anlässlich des Welttages der Armen an diesem Sonntag die Berufung der Christen hervor. Er ging dabei von Jesu Ankündigung des Menschensohnes aus, die er gegenüber seinen Jüngern auf dem Ölberg gemacht hatte: Gerade im Moment der totalen Finsternis werde dieser kommen, hatte Jesus seiner apokalyptischen Schilderung ein Bild der Hoffnung entgegengesetzt (vgl. Mk 13, 24-28) Der Papst knüpfte daran an:

Kritik an „Ökonomie der Verschwendung“ 

„Was wird von uns Christen verlangt? Die Hoffnung auf Zukunft zu nähren, indem wir das gegenwärtige Leiden heilen. Die Hoffnung, die aus dem Evangelium erwächst, besteht nämlich nicht darin, passiv darauf zu warten, dass die Dinge eines Tages besser werden, sondern darin, Gottes Heilsverheißung schon heute Wirklichkeit werden zu lassen. Heute und jeden Tag“, sagte Franziskus bei einer Messe im Petersdom.

Leid und Ungerechtigkeit träfen vor allem „die schwächsten Glieder der Kette, die verletzt, unterdrückt und manchmal zerdrückt werden“, lenkte der Papst in seiner Predigt den Blick auf die Armen der Welt. In der schnelllebigen Wegwerfgesellschaft mit ihrer „Ökonomie der Verschwendung“ seien viele Menschen an den Rand gedrängt, allein gelassen und ohne Hoffnung, kritisierte der Papst. Der Welttag der Armen fordere uns dazu auf, „nicht wegzuschauen, uns nicht zu scheuen, das Leiden der Schwächsten genau zu betrachten“. Franziskus:

„Das wird von uns verlangt: inmitten der alltäglichen Verfallserscheinungen der Welt unermüdliche Baumeister der Hoffnung zu sein; Licht zu sein, während die Sonne sich verfinstert; Zeugen des Mitgefühls zu sein, während ringsum Zerstreuung vorherrscht; inmitten der weit verbreiteten Gleichgültigkeit achtsam präsente Liebende zu sein. Zeugen des Mitgefühls: Ohne Mitgefühl können wir niemals Gutes tun.“

Teilnehmer der Messe
Teilnehmer der Messe

Lebendige Hoffnung sein

Dieser Einsatz müsse sich in konkreten Entscheidungen und Gesten zeigen, so Franziskus: die Hoffnung müsse gestaltet werden – im Alltag, zwischenmenschlichen Beziehungen, sozialem und politischen Engagement. Der Papst warb für eine Kirche, die aus sich herausgeht, hin zu den Verlorenen und Ausgestoßenen der Welt, eine Kirche, die prophetisch ist und die nicht verurteilt: „Denn dort, inmitten von ihnen, ist Jesus; denn dort, in ihnen, ist Jesus, der auf uns wartet.“

Der Papst griff in seiner Predigt ein von Jesus verwendetes Bild der Hoffnung auf, nämlich das des Feigenbaums, dessen Zweige Blätter treiben, wenn sie weich und saftig werden (vgl. Mk 13, 28). Es sei eine solche stille, lebendige „Zärtlichkeit“, die Hoffnung schenke und den Schmerz der Armen aufhebe, so der Papst, der die Kirche hier auch zur Selbstkritik aufforderte:

„Es liegt an uns, die Verschlossenheit, die innere Starrheit zu überwinden, die heute die Versuchung der Rückwärtsgewandten ist, die eine ganz geordnete, ganz starre Kirche wollen: das ist nicht vom Heiligen Geist. Wir müssen das überwinden und die Hoffnung in dieser Starrheit aufkeimen lassen. Und es liegt auch an uns, der Versuchung zu widerstehen, uns nur mit unseren eigenen Problemen zu beschäftigen. Es liegt an uns, uns angesichts der Tragödien der Welt zu erbarmen und den Schmerz mitzuempfinden. Wie die zarten Blätter des Baumes ist es auch an uns, die Verschmutzung, die uns umgibt, aufzunehmen und sie in etwas Gutes umzuwandeln: Es nützt nichts, über Probleme zu reden, zu streiten, sich zu empören - das kann jeder; wir müssen es den Blättern gleichtun, die jeden Tag unauffällig die schmutzige Luft in saubere Luft verwandeln.“

Im Petersdom
Im Petersdom

Frucht des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit

Bei der Messe im Petersdom an diesem Sonntag konzelebrierte der deutsche Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Papst Franziskus hatte den Welttag der Armen im Jahr 2016 zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit eingerichtet; er wird jährlich jeweils am zweiten Sonntag vor dem Advent begangen. Das Motto „Die Armen habt ihr immer bei euch“ (Mk 14,7) verweist auf die Allgegenwärtigkeit der Armut und den Auftrag der Christen, dagegen anzugehen. 

Eine Teilnehmerin der Messe
Eine Teilnehmerin der Messe

(vatican news – pr)

 

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14. November 2021, 11:40