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Damaskus am Morgen (Archivbild) Damaskus am Morgen (Archivbild) 

Syrien: „Kirche in Not“ beklagt Christendiskriminierung

Verschleierungspflicht für Frauen, Appelle zum Islam-Übertritt – das müssen „Kirche in Not“ zufolge Christen in Syrien über sich ergehen lassen. Insgesamt aber sei die Stimmung „vorsichtig optimistisch“.

Der Machtwechsel in Syrien ist nun fast zwei Monate vergangen. Die Lage der Christinnen und Christen bleibt unsicher. Vereinzelt gibt es inzwischen Berichte von Islamisten, die die Religionsfreiheit einschränken wollen. Dies berichtet das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“. In einigen Orten hätten radikale Gruppen zum Beispiel getrennte Sitzplätze für Frauen und Männer in öffentlichen Verkehrsmitteln durchsetzen können, außerdem gebe es vielerorts die Pflicht zur Verschleierung für Frauen, teilte das Hilfswerk am Montag in München unter Berufung auf lokale Quellen mit. Dass diese Maßnahmen Erfolg haben, sei ein Symptom mangelnder zentraler Organisation, so Experten.

Am schwierigsten für Christen sei es in den Städten Homs und Hama im Westen Syriens. „Die Menschen vermeiden es, nach 17.00 Uhr auf die Straßen zu gehen. Es sind Dschihadisten unterwegs, die mit Megaphonen die Menschen dazu aufrufen, zum Islam überzutreten.“, so ein Partnerwerk von „Kirche in Not“. Unverschleierte Frauen in der Öffentlichkeit würden öffentlich kritisiert.

Tal der Christen

Im „Tal der Christen“, etwa 60 Kilometer von Homs nahe der Grenze zum Libanon, sei die Lage weitgehend friedlich, erklärten die Ansprechpartner. Zwischenfälle habe es bisher nur auf den Zufahrtsstraßen gegeben: „Es gibt Fälle, in denen Christen an Straßensperren aufgefordert wurden, zum Islam zu konvertieren. Wenn sie sich weigern, werden sie an der Weiterfahrt gehindert.“ Vereinzelt seien Reisende ausgeraubt worden.

Verhandlungen und Gespräche

Da die Hauptstadt Damaskus im medialen und politischen Fokus stehe, seien die neuen Verantwortlichen dort „auf ein positives Image bedacht“, hieß es weiter. „Dennoch gibt es einzelne Vorfälle wie die Aufforderung an Frauen, einen Schleier zu tragen, oder das Verbot für Frauen und Männer, nicht gemeinsam auf die Straße zu gehen, wenn sie nicht miteinander verwandt sind.“

Ähnliches werde aus Aleppo im Norden des Landes berichtet. Kirchenvertreter hätten derweil ihren Willen zur Zusammenarbeit mit den neuen Machthabern bekundet. Bei mehreren Gesprächen hätten die politisch Verantwortlichen den Christen versichert, ihre Rechte in vollem Umfang zu respektieren. In den Gesprächen gehe es vor allem darum, den Status der Christen als integralen Bestandteil der syrischen Gesellschaft zu sichern. Die Stimmung unter den Christen sei insgesamt „vorsichtig optimistisch“.

Gugerotti in Syrien
Gugerotti in Syrien

Gugerotti in Syrien

Letzte Woche hatte die Europäische Union beschlossen, wirtschaftliche Maßnahmen gegen Syrien schrittweise abzubauen. Der Vatikan begrüßte diese Aktion. Gerade war Kardinal Gugerotti, der Präfekt des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen, zu einer Versammlung der syrischen Bischöfe in Homs. Gugerotti: „Ich kann euch nicht sagen, wie Syrien in Zukunft aussehen wird, aber ich kann euch sagen, dass das Waschen der Wunden Christi die Strategie der Kirche ist.“ Der Papst-Gesandte rief dazu auf, Großzügigkeit, Solidarität und Gastfreundschaft in Syrien zu einem Werkzeug der Versöhnung zu machen.

(kin/kna - ms)

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03. Februar 2025, 12:53