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Beim Kurs für die Caritas-Vertreter aus Lateinamerika und der Karibik Beim Kurs für die Caritas-Vertreter aus Lateinamerika und der Karibik 

Caritas Lateinamerika berät über Kinderschutz

Ein „sicheres kirchliches Umfeld“ für Minderjährige und Schutzbedürftige schaffen: Das stand im Fokus eines Kurses, der vom 13. bis 17. Januar in Rom stattgefunden hat. Die Teilnehmenden: Bischöfe, Präsidenten und Direktoren von Caritas-Organisationen in Lateinamerika und der Karibik. Auch Papst Franziskus empfing sie.

Renato Martinez und Christine Seuss - Vatikanstadt

Es handelt sich bereits um die zweite Auflage des Caritas-Kurses. Eröffnet wurde er mit einer Eucharistiefeier unter dem Vorsitz von Kardinal Robert Prevost, Präfekt des Dikasteriums für Bischöfe und Präsident der Kommission für Lateinamerika, in den Grotten im Petersdom. 

Die Caritasleiter aus Lateinamerika und der Karibik beim Papst
Die Caritasleiter aus Lateinamerika und der Karibik beim Papst

Die Kernthemen des Kurses

Am aktuellen Kurs, der von der Caritas in Zusammenarbeit mit der Päpstlichen Kinderschutzkommission gefördert wurde, nahmen 22 Caritas-Vertreter aus 17 lateinamerikanischen Ländern teil. Bis zum Freitag diskutierten sie über „die Situation des Missbrauchs in der Kirche in Lateinamerika, die Bedeutung der Kommunikation in kirchlichen Einrichtungen, die Prinzipien und Grundlagen des Schutzes und der Prävention von Missbrauch in der Kirche, die Rolle der kirchlichen Behörden, Risikofaktoren und Strategien der Caritas zu Safeguarding“. Darüber hinaus empfing Papst Franziskus sie am Mittwochmorgen, den 15. Januar, vor der Generalaudienz in der einem Nebensaal der Audienzhalle.

Ana Mercedes Aries Pimentel
Ana Mercedes Aries Pimentel

Bedeutung des Schutzes in der Kirche stärken

Ana Mercedes Arias Pimentel vom Regionalsekretariat der Caritas Lateinamerika und der Karibik erklärte uns am Rand der Veranstaltungen, dass das Hauptziel dieses zweiten Kurses darin bestehe, „Strategien zu untersuchen, um die Reaktion der Kirche in Bezug auf die Sicherung und den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu stärken“. Vor diesem Hintergrund habe Caritas Lateinamerika im Jahr 2023 die Kampagne „Ich verpflichte mich“ gestartet:

„Damit wollen wir die Ausbildung von Bischöfen und Caritas-Präsidenten und Direktoren fördern, um das Thema wirklich kennenzulernen und von der Kirche aus in der Kirche begleiten können. Wir vertiefen, wie sie wirklich in die Lage versetzt werden, zu handeln und Vorfälle zu begleiten, die auftreten können, ohne Schaden zu nehmen.“

„In der Kirche geht es um Prävention und auch darum, das, was in der Vergangenheit geschehen ist, zu begleiten und zu verhindern, dass es wieder geschieht“

Letztlich ziele die Kampagne darauf ab, „die Bedeutung des Schutzes in allen Mitgliedsorganisationen in der Region zu erhöhen“. Zu diesem Zweck wurde ein regionales Team gebildet, das sich aus Experten auf diesem Gebiet zusammensetzt und die 22 nationalen Caritas-Organisationen in der Region vertritt. Mittlerweile sei das Bewusstsein für die Bedeutung des Schutzes auch in Lateinamerika deutlich gestiegen, berichtet Arias Pimentel.

„Es ist ein sehr schwieriges Thema, darüber zu sprechen, aber sagen wir, dass wir durch die Sensibilisierung und das Kennenlernen des Themas in der Lage waren, gewisse Grenzen zu überwinden, was das Verständnis dafür angeht, dass es sich nicht nur um eine Situation der Denunziation handelt, sondern um das Thema des Schutzes. In der Kirche geht es um Prävention und auch darum, das, was in der Vergangenheit geschehen ist, zu begleiten und zu verhindern, dass es wieder geschieht.“

Entwicklung von Protokollen und Prozessen

In diesem Sinne seien auch die Aufmerksamkeit des Papstes für das Thema und sein Bewusstsein dafür, dass es auch in der Kirche Widerstände dagegen gebe, ebenso wie seine Einladung, die Fürsorge auf alle Schutzbedürftigen auszuweiten, ungemein hilfreich, meint Arias Pimentel: „Die Einladung des Heiligen Vaters hat auch uns sehr berührt. Sie hat das Herz der Kirche in Lateinamerika und der Karibik berührt, und dazu gehörte die Sensibilisierung und die Entwicklung von Protokollen, aber auch von Prozessen und Verfahren für Situationen, die entstehen können oder die entstanden sind und die in dieser Hinsicht begleitet werden können.“

Dank der im vergangenen Jahr angelaufenen Kampagne zur Stärkung der Schutzthematik im lateinamerikanischen und karibischen Raum würden mittlerweile nicht nur Entwicklungen auf politischer und gesetzlicher Ebene besser begleitet, sondern es habe sich auch eine intensivere Vernetzung mit der Päpstlichen Kinderschutzkommission ergeben, was bedeute, „über echte Instrumente zu verfügen, um alles zu entwickeln, was mit dem Schutz zu tun hat“, berichtet die Caritas-Koordinatorin weiter:

„In diesem Sinne haben wir als Region Prozesse, Protokolle und Politiken eingeführt, die der Caritas für Lateinamerika und die Karibik zur Verfügung stehen, und darüber hinaus haben wir zwei Kommissionen eingerichtet: die Ethik-Kommission, die für die Überwachung jeglicher Situationen verantwortlich ist, und die Schutzkommission. Dabei handelt es sich um eine Kommission, die sich aus zwölf Personen aus Lateinamerika und der Karibik zusammensetzt, darunter Bischöfe, Präsidenten und Laien, die sich der Frage des Schutzes verschrieben haben. Und da es sich bei dieser Kommission um eine beratende Kommission für das Thema Schutz handelt, hat sie in gewisser Weise alles begleitet, was mit Schutz und Prävention in Bezug auf jegliche Art von Missbrauch oder Belästigung zu tun hat.“

Hoffnung für die Kirche und die Betroffenen

In gewisser Weise lasse sich die Arbeit für eine Anerkennung, Prävention und Aufarbeitung von Missbrauch Schutzbedürftiger  auch unter dem Thema „Hoffnung“ subsummieren, welches für das derzeit laufende Heilige Jahr steht, meint Aries Pimentel:

„Nämlich erstens in dem Sinn, dass die Kirche vorankommt, dass sie anerkennt, was zu einem bestimmten Zeitpunkt geschehen ist und was nicht hätte geschehen dürfen. Aber zusätzlich zu der Tatsache, dass wir uns bewegen, wollen wir wirklich erkennen, was passiert ist, und begleiten das Opfer. In jedem Fall geht es bei dem ganzen Heilungsprozess auch darum, wieder zueinander zu finden und zu vergeben. Das ist eine ziemlich komplizierte und komplexe Situation.“

Den Betroffenen sei es vor allem wichtig, dass ihnen zugehört werde und das, was ihnen widerfahren ist, nicht wieder passieren könne, meint die Caritas-Koordinatorin.

„Wir arbeiten also in Sachen Prävention, aber auch was die Begleitung betrifft, sowohl des Opfers als natürlich auch des möglichen Täters, weil sie Teil der Kirche sind. Das bedeutet nicht, dass wir Situationen vertuschen, aber wir müssen wirklich herausfinden, was passiert ist, und wir müssen vor allem das Opfer in diesen Prozessen begleiten.“

Keine Vertuschung, aber Begleitung

Die 22 regionalen Caritas-Organisationen seien dabei nicht immer im Gleichschritt unterwegs, vielmehr verfolge jede nationale Caritas ihren eigenen Weg, wobei einige von ihnen dank der Aufmerksamkeit ihrer Bischöfe schon weiter seien als andere:

„Aber im Allgemeinen können wir sagen, dass es sich um ein Thema handelt, das in Lateinamerika und der Karibik unter der Leitung des Regionalsekretariats an Aufmerksamkeit gewonnen hat. Das erlaubt uns, zu sagen, dass die Arbeit begonnen hat und dass die Opfer auch begonnen haben, sich an uns zu wenden und Antworten zu suchen, weil es ein sehr schwieriges Thema ist. Wir haben mit Betroffenen zu tun, deren Missbrauch schon über 30 Jahre her sind. Sie vertrauen darauf, dass wir ihnen etwas zu sagen haben, dass wir ihre Zeugenaussagen sammeln und sie wirklich begleiten werden.“

Bischof Crameri: Wir müssen die Präsenz sein, die Wunden heilt

Um die „soziale und politische Situation in Ecuador und die Umsetzung von Schutzstrategien“ geht es insbesondere in den Erläuterungen von Bischof Antonio Crameri, SSC (Priestergesellschaft des hl. Giuseppe Benedetto Cottolengo, Anm.). Der gebürtige Schweizer ist Apostolischer Vikar von Esmeraldas und Präsident der Caritas Ecuador. Die Situation in Ecuador sei aus sozialer und politischer Sicht sehr heikel, erklärt er:

„Sie wollen uns glauben machen, dass alles in Ordnung ist, dass die Gewalt zurückgegangen ist, aber wir müssen sehen, zu welchem Preis. Es geht darum - wie Papst Franziskus sagt - die Realität zu verzerren, das Gewissen zu betäuben - und das ist sehr traurig, denn Ecuador ist ein Land, in dem es derzeit starke soziale Konflikte gibt. Wir warten auf die Wahlen… Am 9. Februar wird es wohl die erste Runde geben. Ich glaube nicht, dass schon im ersten Wahlgang der Präsident gewählt wird, aber die Dinge sind ziemlich heikel und wir vertrauen auf die Vorsehung“.

Soldaten sichern einen Strand in Esmeraldas, an dem es zu einer blutigen Schießerei gekommen ist (Foto von April 2023)
Soldaten sichern einen Strand in Esmeraldas, an dem es zu einer blutigen Schießerei gekommen ist (Foto von April 2023)

Der Bischof weist auch darauf hin, dass die Arbeit der Kirche in diesem Jubiläumsjahr „eine Präsenz der Hoffnung“ sein müsse, um die vielen Wunden der ecuadorianischen Bevölkerung zu heilen, die von Armut und Gewalt betroffen ist.

„Wir müssen Pilger der Hoffnung in einer so verwundeten Welt sein. Ich denke an Ecuador, wir müssen diese Präsenz sein, die die Wunden heilt, die zweifellos immer noch zahlreich sind: Armut, Missachtung der Natur, fehlende Möglichkeiten für die Bevölkerung und so weiter. Wie mein Gründervater zu sagen pflegte, könnte die Kirche ein Paradies inmitten dieser existenziellen Höllen sein“.

Bischof Fernández Angulo
Bischof Fernández Angulo

Bischof Fernández Angulo: Synodal für Schutz arbeiten

José Trinidad Fernández Angulo ist Bischof der Diözese Trujillo und Vizepräsident der Caritas Venezuela. Die Bischofskonferenz seines Landes habe verschiedene Strategien entwickelt und umgesetzt, um die Kirche zu einem sicheren Ort zu machen, Missbrauchsopfer zu begleiten und Schutzprotokolle auf allen Ebenen zu erstellen, erläutert er.

„Auf synodaler Ebene und in Zusammenarbeit mit allen kirchlichen Gremien versuchen wir als Bischofskonferenz, eine Kultur des guten Umgangs zu schaffen, Minderjährige zu schützen und einen sicheren Raum innerhalb der Kirche zu schaffen, der in der Verantwortung aller und nicht nur der Pfarrer liegt. Es ist wichtig, dass wir diese Situationen, die unsere Kirche leider plagen, beheben und Synergien in allen Aspekten des Schutzes für jedes einzelne Mitglied der Kirche schaffen.“

(vatican news)

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17. Januar 2025, 11:58