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Vietnam Vietnam  (AFP or licensors)

Vietnam/Vatikan: Große Erwartungen und Hoffnung auf Diplomatie

Der Bischof von Ha Tinh, Louis Nguyen Anh Tuan, sieht gute Chancen für eine weitere diplomatische Annäherung zwischen seinem Heimatland und dem Heiligen Stuhl. Die anstehenden diplomatischen Schritte könnten eine historische Annäherung zwischen dem Heiligen Stuhl und Vietnam markieren, was auch für die gesamte Region von Bedeutung wäre, erläutert er im Interview am Rande der Weltsynode im Vatikan.

In Vietnam ist in den vergangenen Tagen General Luong Cuong als neuer Staatspräsident vereidigt worden. Bereits seit einigen Jahren gibt es eine Annäherung zwischen dem Vatikan und den vietnamesischen Behörden. Mehrfach besuchte der ehemalige Präsident Vietnams den Papst, um eine formelle Einladung an das katholische Kirchenoberhaupt auszusprechen.

Die Signale aus Hanoi seien auch positiv, was die Formalisierung der diplomatischen Beziehungen betreffe, so Bischof Tuan. Er zeigt sich zuversichtlich, dass im kommenden Jahr ein Durchbruch gelingen könnte. Dabei verweist er auf die bisherigen Bemühungen des Heiligen Stuhls, die von Kardinal Roger Etchegaray im Jahr 1989 bis hin zu Erzbischof Paul Richard Gallaghers Besuch in Hanoi reichten. Diese Schritte haben laut Tuan das Fundament für eine mögliche diplomatische Öffnung gelegt.

Ein bedeutender Schritt für Vietnam und die Kirche

Die Hoffnung auf einen Papstbesuch gehe in Vietnam weit über die katholische Gemeinschaft hinaus. Der Glaube und die Spiritualität seien tief in der Kultur des Landes verankert, wo die Säkularisierung bisher keinen so großen Einfluss habe wie im Westen. Bischof Tuan hebt hervor, dass die Gesellschaft trotz wirtschaftlicher und sozialer Modernisierungsprozesse stark vom traditionellen Ahnenkult geprägt sei. Ein Besuch des Papstes würde nicht nur die Christen im Land inspirieren, sondern auch die Bedeutung der katholischen Kirche als moralische Instanz stärken.

Vietnam werde in der internationalen Diplomatie oft als Modell für eine Annäherung an andere Staaten, wie etwa China, betrachtet, so der Bischof, der allerdings auch auf die Unterschiede hinweist. China sei in vielerlei Hinsicht „der große Bruder" Vietnams, und von Peking könne nicht erwartet werden, dass es Hanoi nachahme. Vietnam habe als kleinere Nation mehr Spielraum, um seine diplomatischen Beziehungen flexibel zu gestalten, und könnte dadurch neue Wege einschlagen, die für China weniger attraktiv seien. Die Annäherung an den Westen, besonders an die Vereinigten Staaten, sei ebenfalls von strategischem Interesse, da sie das Land international stärker integrieren und für westliche Sympathien öffnen könnte.

Migration und spirituelle Herausforderungen

Ein wichtiges Anliegen der vietnamesischen Kirche sei die Betreuung der zahlreichen Migranten, die in den letzten Jahren verstärkt ins Ausland gezogen seien. Vietnam sei eine stark landwirtschaftlich geprägte Nation, und viele junge Menschen suchten im Ausland nach besseren wirtschaftlichen Perspektiven. Bischof Tuan betont, dass die Kirche verstärkt an der spirituellen Ausbildung der Gläubigen arbeite, um ihnen auch im Ausland eine stabile Grundlage zu bieten und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Dafür wurde ein spezielles Migrantenministerium eingerichtet, das sich der Evangelisierung und der Betreuung vietnamesischer Gemeinschaften im Ausland widmet.

Die Arbeit der Synode, an der Bischof Tuan in Rom teilnimmt, könnte ebenfalls dazu beitragen, die Anliegen der vietnamesischen Kirche weiter voranzutreiben. Der Bischof sieht die Synode als eine wichtige Gelegenheit, das Gefühl der Solidarität zu stärken und die Gemeinschaften weltweit zu integrieren. Besonders wichtig ist für ihn die Förderung von Programmen, die sich der Evangelisierung durch Migration widmen – eine Aufgabe, die in der heutigen globalisierten Welt eine immer größere Bedeutung erhält.

Spannungen in der Region und internationale Herausforderungen

Neben den innerkirchlichen Anliegen gebe es auch geopolitische Spannungen, die Vietnam betreffen. Besonders die Konflikte im Nahen Osten und die territorialen Streitigkeiten im asiatisch-pazifischen Raum bereiten der vietnamesischen Bevölkerung Sorgen. Das Land befinde sich in einer komplexen Lage, da es wirtschaftlich und sicherheitspolitisch von verschiedenen Mächten wie China, den USA, Indien, Japan und Australien beeinflusst wird. Die Gewässer, die von Vietnam als „Ostozean" bezeichnet werden, sind reich an natürlichen Ressourcen und ein strategisch wichtiger Punkt für die internationale Schifffahrt und Energieversorgung.

Bischof Tuan betont, dass Vietnam stets um Stabilität in der Region bemüht sei, obwohl es regelmäßig zu Spannungen kommt, die sich zyklisch verschärfen und wieder entspannen. Angesichts der geopolitischen Lage fordert er eine stärkere internationale Zusammenarbeit, um Frieden und Sicherheit in der Region zu gewährleisten.

(asianews - mg)

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25. Oktober 2024, 10:58