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Der Co-Präsident der Union der Buddhisten in Frankreich, Lama Jigme Thrinle Gyatso, bei einem interreligiösen Treffen anlässlich der Olympischen Spiele in Paris am 4.8.2024 Der Co-Präsident der Union der Buddhisten in Frankreich, Lama Jigme Thrinle Gyatso, bei einem interreligiösen Treffen anlässlich der Olympischen Spiele in Paris am 4.8.2024  (AFP or licensors)

Paris: Multireligiöses Olympia-Zentrum ist Ausdruck des olympischen Geistes

Wie immer bei den Olympischen Spielen, gibt es auch dieses Jahr in Paris ein multireligiöses Zentrum, das es den Athleten ermöglicht, ihren Glauben zu leben. Zahlreiche Seelsorger der fünf großen Weltreligionen sind vor Ort. Das multireligiöse Zentrum ist auch Ausdruck des „olympischen Geistes", sagt Bischof Emmanuel Gobilliard, Olympia-Beauftragter der Französischen Bischofskonferenz und Sondergesandter des Heiligen Stuhls für die Olympischen Spiele, im Interview mit uns.

Jean-Benoît Harel und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt

Im Norden des olympischen Dorfes in Paris, ganz in der Nähe des Anti-Doping-Zentrums, befindet sich das multireligiöse Zentrum der Olympischen Spiele 2024. An allen Tagen der Spiele, von 7.00 bis 23.00 Uhr, empfangen hier rund 100 Seelsorger der fünf großen Religionen die Athleten und bieten ihnen Seelsorge und spirituelle Begleitung. 

„Alle Sportler können einfach her kommen und werden immer herzlich willkommen geheißen“

„Jede der fünf großen Weltreligionen (Islam, Christentum, Hinduismus, Buddhismus, Judentum) hat außerdem einen eigenen Raum für Besinnung und Gebet. Alle Sportler können einfach her kommen und werden immer herzlich willkommen geheißen. Und wenn sie mit dem Beten fertig sind oder jemanden treffen wollen, können sie sich in den Gemeinschaftsraum setzen - eine Art Wohnzimmer -, in dem sie die Wettkämpfe mit uns anschauen können. Es ist also sehr gesellig und gleichzeitig passt man sich an jeden Einzelnen und die individuellen Bedürfnisse an", berichtet der Delegat des Heiligen Stuhls für die Olympischen Spiele und die Paralympics in Paris.

Hier Hören: Bischof Emmanuel Gobilliard, Olympia-Beauftragter der Französischen Bischofskonferenz und Sondergesandter des Heiligen Stuhls für die Olympischen Spiele, zum multireligiösen Zentrum (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

Gesunde Konkurrenz, fairer Wettkampf und Respekt

Bischof Emmanuel Gobilliard sieht im Willkommensgeist des Zentrums auch eine Gemeinschaft mit dem Sport: â€žIch würde sagen, dass Sport, abgesehen von einigen Ausnahmen, in erster Linie ein Ort ist, der willkommen heißt und gesunde Konkurrenzfähigkeit ermöglicht. Und so "kämpfen" wir - in Anführungszeichen - fair, im Rahmen des Sports, um zu zeigen, dass wir außerhalb des Sports wirklich Brüder sind, es gibt eine echte Geschwisterlichkeit."  

Bei den Olympischen Spielen gibt es immer wieder auch Momente, die die Gemeinschaft der Sportler untereinander zeigen, unabhängig von Nationalität oder Religionszugehörigkeit, jenseits  des Konkurrenzkampfs um die Medaillen. Das multireligiöse Zentrum sei einer der bevorzugten Orte, an denen der olympische Geist und der gesunde Wettbewerb zum Ausdruck kommen, meint Bischof Emmanuel Gobilliard:

„Ich denke, dass diejenigen, die unfair kämpfen oder Krieg führen, dies vor allem tun, weil sie sich nicht kennen“

„Vorhin habe ich zwei serbische Sportler gesehen, die im Volleyball auf das französische Team getroffen waren. Ich glaube, sie wurden geschlagen. Sie haben aber darüber gelacht und dann explizit um einen Segen von einem Franzosen gebeten. Es gibt auch viel Humor und insgesamt sieht man, dass dieser Wettbewerb - dieser gesunde Wettbewerb - bei den Olympischen Spielen gelebt wird, sowohl im Olympischen Dorf als auch im multikonfessionellen Zentrum. Mit Humor und vor allem mit viel Nächstenliebe und viel Respekt füreinander."

Humor, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit

So gebe es zwar einerseits einen gewissen Wettkampfgeist, einen „kleinen Kampf zwischen den Nationen", der auch normal sei. Aber: â€žHinterher ist man dennoch immer in der Lage, sich zu sagen: Na los, jetzt treffen wir uns friedlich, lachen und erleben einen gemeinsamen Moment der Geschwisterlichkeit. Humor ist ein Ort der Annäherung. Und dann finde ich hier auch Zeiten des Gebets und eine echte Geschwisterlichkeit. Ich denke, dass diejenigen, die unfair kämpfen oder Krieg führen, dies vor allem tun, weil sie sich nicht kennen - die verschiedenen Religionen, die verschiedenen Vertreter der verschiedenen Religionen.Hier kennen wir  uns und wir schätzen uns. Und deshalb spiegelt das, was wir hier zusammen erleben, natürlich etwas wider, es ist die Geschwisterlichkeit, die letztlich auch in den Bereich des Friedens fällt, weil sie das Eis bricht", betont Bischof Gobilliard.

„Deshalb spiegelt das, was wir hier zusammen erleben, natürlich etwas wider, es ist die Geschwisterlichkeit, die letztlich auch in den Bereich des Friedens fällt, weil sie das Eis bricht“

Natürlich gebe es auch im multireligiösen Zentrum Vorurteile, zum Beispiel habe ihm letztens jemand gesagt, er habe nicht geglaubt, dass Katholiken in Stille beten könnten. Es sei dann sehr schön zu sehen, dass die Begegnung und gemeinsame Erfahrung Vorurteile überwindet. 

Ökumenische Begegnung

Die Christen unter den Sportlern haben einen gemeinsamen, ökumenischen Gebetsraum bei Olympia in Paris: „Und das ist sehr schön, dass alle Christen an einem Ort versammelt sind. Und wenn Athleten eine Gebetszeit nehmen möchten, können sie in die Gebetsräume oder auch ein Gespräch mit uns oder mit mehreren wählen. Auch unter uns treffen wir uns manchmal zum Gebet. Wir Christen haben zwei Gebetszeiten pro Tag hier im Zentrum. Das Wichtigste ist, dass wir wissen, dass wir etwas Gemeinsames erleben und dass wir vor allem den Athleten dienen. Sie brauchen manchmal sowohl Zeiten des ausdrücklichen Gebets als auch Zeiten des Alleinseins und der Stille", berichtet der Olympia-Beauftragte der Französischen Bischofskonferenz und Delegat des Heiligen Stuhls. 

Die Messe wird übrigens 300 Meter entfernt vom Zentrum, außerhalb des olympischen Dorfes, in der Kirche Saint-Ouen-le-Vieux gefeiert. Dort sei es ruhiger und auch für die Athleten intimer, erklärt Bischof Emmanuel Gobillard . Täglich werden zwei Messen auf Französisch gefeiert, dazu kommen Messen in weiteren Sprachen. Das multireligiöse Zentrum können die Sportler bis zum Ende der Olympischen Spiele am 11. August nutzen.

(vatican news - sst)

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08. August 2024, 10:08