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In einem Flüchtlingslager bei Goma, Nord-Kivu, im Osten der Demokratischen Republik Kongo In einem Flüchtlingslager bei Goma, Nord-Kivu, im Osten der Demokratischen Republik Kongo 

Kongo: Frieden für Nord-Kivu in Sicht?

Angola hat vermittelt, und an diesem Sonntag ist ein Waffenstillstand zwischen Kongo und Ruanda für die ostkongolesische Krisenregion Nord-Kivu in Kraft getreten. Ziel ist ein Ende der bewaffneten Konflikte. Wie realistisch ist das? Ein Fachmann zeigt sich im Gespräch skeptisch.

Emilio Sortino – Vatikanstadt

Am 30. Juli kündigte die angolanische Präsidentschaft den Waffenstillstand in der kongolesischen Region Nord-Kivu an, der an diesem Sonntag, dem 4. August, um Mitternacht beginnen sollte. Das Abkommen wurde erzielt zwischen der Regierung der Demokratischen Republik Kongo und der Republik Ruanda, zwei Nachbarstaaten, die seit Beginn der Konflikte im Jahr 2021 sowohl militärische als auch diplomatische Spannungen aufgebaut haben.

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Kinshasa beschuldigt die ruandische Regierung von Paul Kagame, die Miliz M23 zu unterstützen, deren Mitglieder die Hauptakteure der Kämpfe im Kivu sind und aus Angehörigen der Tutsi-Ethnie bestehen. Ruanda und die M23 wiederum beschuldigen die kongolesische Armee, mit den Demokratischen Kräften zur Befreiung Ruandas (FDLR) zusammenzuarbeiten, die im Jahr 2000 von den Anführern des Völkermords von 1994 und anderen ruandischen Hutus im Exil im Kongo gegründet wurden.

Trotz des Waffenstillstands scheinen derzeit keine endgültigen Lösungen in Sicht zu sein, erklärt Massimo Zaurrini, verantwortlicher Direktor von InfoAfrica, in einem Interview mit Pope. „Ich hoffe, dass das Abkommen kein Fehlschlag wird, aber ich glaube nicht, dass es eine endgültige Lösung sein wird. Der bewaffnete Konflikt dauert seit Jahrzehnten an und die Ursachen sind immer dieselben. Dennoch ist der angekündigte Waffenstillstand positiv für die Bevölkerungen in diesen Gebieten, die unter den Kämpfen leiden.“

Die Opfer dieser Kriege sind die Unbeteiligten 

Bereits Anfang Juli gelang es dem Nationalen Sicherheitsrat der USA, einen humanitären Waffenstillstand zu vermitteln. Doch nur drei Tage nach der Ankündigung beschuldigte die M23 die Streitkräfte des Kongo, das Abkommen verletzt zu haben, und die Kämpfe gingen weiter. „Die Situation ist äußerst komplex“, so Zaurrini weiter. Aus einem Bericht, den das Koordinationsbüros für humanitäre Angelegenheiten der Vereinten Nationen (OCHA) am 24. Juli veröffentlicht hatte, gehe hervor, dass im vergangenen Jahr 2,6 Millionen Menschen in der Region unter Ernährungsunsicherheit litten und über 1,7 Millionen ihre Häuser verlassen mussten. „Zudem sind alle gezwungen, sich mit den verschiedenen bewaffneten Gruppen auseinanderzusetzen, die das Gebiet durchziehen“, erklärt der Kongo-Fachmann.

Die Bedeutung der Vermittler

In dieser Zeit der heiklen Verhandlungen ist die Rolle der Vermittler entscheidend, um das Gleichgewicht zu halten. Wie Zaurrini betont, „fordern die Afrikaner inzwischen eine führende Rolle bei der Lösung der Konflikte auf dem Kontinent: Die Rolle Angolas und der Afrikanischen Union ist zentral, um den Konflikt zu lösen. Dennoch könnte eine Verstärkung dieser Vermittlung durch die großen Akteure der internationalen Gemeinschaft hilfreich sein.“ Um Stabilität in den betroffenen Gebieten zu erreichen, müsse der Kongo in einer komplexen Operation sowohl mit den M23 als auch mit Ruanda und Uganda verhandeln. Nicht nur in Nord-Kivu, sondern auch in anderen Landesteilen klagten Menschen im Kongo inzwischen „über sehr ähnliche Aktionen der Ugander wie die der M23“, so Zaurrini.

Ein dauerhafter Frieden

Die Notwendigkeit, Frieden in die Region Kivu zu bringen, ist offensichtlich, doch am Horizont zeichnet sich noch eine lange Zeit der Instabilität ab. Für Zaurrini ist „der Osten des Kongos formell Teil der DRK, aber in Wirklichkeit so weit von der Hauptstadt Kinshasa entfernt, wie es ein anderes Land sein könnte. Daher ist die Präsenz der Zentralregierung gering. Und die Länder, die an die Region grenzen, versuchen seit Jahren, die Kontrolle darüber direkt oder indirekt zu übernehmen, um von den reichen Ressourcen zu profitieren.“

Tatsächlich war das gesamte Gebiet um die Stadt Goma immer ein multiethnisches Zentrum, das symbolisch nicht nur zum Kongo gehört. Seit den 90er Jahren hat jede dieser verschiedenen Ethnien begonnen, unabhängige Milizen zu bilden, was nach Ansicht von Experten die Grundlage für den modernen Konflikt schuf. Im Grund sei die Situation des Landes gar nicht schwer zu schildern, erklärt Zaurrini: „Kinshasa muss sich mit den Nachbarländern einigen, die Feindseligkeiten aufgeben und ein Gleichgewicht finden, das wirklich alle zufriedenstellt.“

Vor zweieinhalb Jahren im Land gewesen: Papst Franziskus

Papst Franziskus hatte den Kongo im Februar 2022 bei einem Apostolischen Besuch in Kinshasa eindringlich zu Frieden und Versöhnung aufgerufen. Ursprünglich wollte er auch den Osten des Landes besuchen; das Vorhaben wurde aus Sicherheitsgründen nicht weiter verfolgt.

(vatican news – gs)

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05. August 2024, 11:09