Bangladesch: Weitere Amtsträger zurück getreten
Die Demonstranten hatten demnach bei einer Demonstration vor dem Gerichtsgebäude seinen Rücktritt gefordert, nachdem der Jurist ohne Rücksprache mit der Übergangsregierung eine Vollversammlung der Richter des Obersten Gerichts einberufen hatte. Nach örtlichen Medieninformationen sollen zudem fünf weitere Richter ihren Rücktritt eingereicht haben. Auch der Chef der Zentralbank von Bangladesch und ehemalige Finanzminister, Abdur Rouf Talukder, ist Berichten zu Folge zurückgetreten, nachdem der Druck auf Spitzenbeamte nach dem Sturz von Regierungschefin Sheikh Hasina zugenommen hat. Bereits am Mittwoch dieser Wochen waren neue Chefs der Polizei von Dhaka und der Antiterroreinheit RAB ernannt worden. Die beiden Sicherheitsorgane gelten als die Hauptverantwortlichen für das gewaltsame Vorgehen gegen die Studentenproteste gegen das autokratische Regime von Sheikh Hasina. *
Nach der Flucht der Ministerpräsidentin Sheikh Hasina Anfang der Woche waren Häuser, Geschäfte und Tempel von Hindus im mehrheitlich muslimischen Bangladesch angegriffen worden. Dabei wurde ein Lehrer getötet, mindestens 45 Menschen wurden verletzt.
Hindus, die etwa acht Prozent der 170 Millionen Einwohner Bangladeschs ausmachen, unterstützen traditionell Hasinas Awami-Liga-Partei. Diese hat nach gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften im vergangenen Monat den Zorn der Bevölkerung auf sich gezogen. Tausende von bangladeschischen Hindus haben versucht, vor der Gewalt ins benachbarte Indien zu fliehen.
Schwierige Aufgabe für Yunus
Derweil hat der Friedensnobelpreisträger und Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus am Donnerstag, den Forderungen der Opposition entsprechend, die Leitung einer geschäftsführenden Regierung übernommen. In einer Fernsehansprache nach seiner Vereidigung sagte Yunus, dass es das Ziel seiner Regierung sei, „Demokratie, Gerechtigkeit, Menschenrechte und volle Meinungsfreiheit“ für alle zu gewährleisten.
Nachrichtenagenturen berichten, dass nach dem Umsturz in vielen Bereichen des Landes noch Anarchie herrscht. Auch an diesem Samstag demonstrierten in Dhaka Studierende. Wegen der unsicheren Verhältnisse droht dem Land eine schwere wirtschaftliche und soziale Krise. Nach dem Sturz Hasinas haben zum Beispiel die Polizeigewerkschaften landesweit gestreikt. Viele Polizisten kehrten aber am Freitag an ihren Arbeitsplatz zurück.
Vakuum in der Verwaltung
Farida Akhter, ein Mitglied der Übergangsregierung, erklärte gegenüber AFP, dass die Wiederherstellung von Recht und Ordnung die „erste Priorität“ der neuen Regierung sei. Der plötzliche Zusammenbruch von Hasinas Regierung hat ein Vakuum in der politischen Verwaltung hinterlassen; viele Beamte sind zu Hause geblieben, um eine Beruhigung der Lange abzuwarten.
Ein Kommentar auf der Internetseite der Nachrichtenagentur ucanews wirft der Kirche in Bangladesch vor, angesichts der Umwälzungen stumm geblieben zu sein. Zwar hätten katholische und protestantische Kirchen hielten Gebete für ein Ende der Gewalt und Frieden ab. Aber kein katholischer Bischof habe eine offizielle Erklärung abgegeben, um die Gewalt gegen Demonstranten zu verurteilen.
Kritik am Schweigen der Bischöfe
„Nur eine katholische Einrichtung, das Notre Dame College in Dhaka, gab eine Erklärung ab, in der sie die Gewalt verurteilte und Gerechtigkeit forderte“, so der namentlich gezeichnete Kommentar des Journalisten aus Rock Ronaldo Rozario aus Dhaka. Junge Christen hätten die Bewegung der Demonstrierenden mit überwältigender Mehrheit unterstützt und sich teilweise selbst an den Protesten beteiligt. „Zweifellos sind die Kirchenführer nicht in der Lage oder nicht willens, die Gedanken der jüngeren Generation in ihrer Gemeinschaft nachzuvollziehen.“
Die Christen sind in Bangladesch eine winzige Minderheit, die weniger als ein halbes Prozent ausmacht. Etwa die Hälfte der schätzungsweise 600.000 Christen gehören ethnischen Minderheiten an. Dennoch werden sie im Land wegen ihrer Rolle im Schul-, Gesundheits- und Sozialbereich weithin geschätzt. Politisch neigten die Christen, wie alle Minderheiten, bisher mehrheitlich der säkular-liberalen Partei Hasinas zu.
* Aktualisierung/Ergänzung des 1. Absatzes um Rücktritte, 16.21 Uhr
(reuters/ucanews/kna – sk/sst)
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