ÃÛÌÒ½»ÓÑ

Die Betroffenen versuchen, ihre Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen Die Betroffenen versuchen, ihre Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen  (AFP or licensors)

Bangladesch: Mehr als 1 Million Menschen nach Flut obdachlos

Der Erzbischof von Dhaka in Bangladesch, Bejoy N. D'Cruze (OMI), berichtet im Interview mit Radio Vatikan von dem unermesslichen Leid nach den jüngsten Überschwemmungen, von denen 5 Millionen Menschen betroffen sind. Dabei erinnert er auch an das Schicksal der Rohingya und ihre Dankbarkeit für die Nähe des Papstes.

Deborah Castellano Lubov und Christine Seuss - Vatikanstadt

„Im Moment sind wir mit schrecklichen Überschwemmungen konfrontiert, in unserem Land, das zwar klein ist, aber 170 Millionen Einwohner hat, sehr arm und überwiegend muslimisch ist“, berichtet Erzbischof Bejoy N. D'Cruze, Erzbischof von Dhaka und Vorsitzender der bangladeschischen Bischofskonferenz, im Interview mit Radio Vatikan. Heftige Regenfälle und darauffolgende Fluten haben sein Land komplett lahmgelegt, insbesondere im Osten, Nordosten und Süden von Bangladesch. Von 64 Bezirken stehen 14 unter Wasser.

Hier der Beitrag zum Nachhören

„Etwa 1,2 Millionen Menschen leben in den Häusern, die unter Wasser stehen. Unter ihnen sind 200.000 Kinder. Auch viele alte Menschen befinden sich in einer prekären Lage. Fünf Millionen Menschen von dieser Flut betroffen, viele wurden vertrieben. Dreihunderttausend Menschen haben in 3527 Notunterkünften Zuflucht gesucht. Bis heute wurde mir mitgeteilt, dass 27 Menschen gestorben sind“, zählt der Erzbischof auf.

Boote sind im Einsatz um Hilfe zu bringen
Boote sind im Einsatz um Hilfe zu bringen

Schwere Schäden

Das Ausmaß der Schäden müsse zwar noch geschätzt werden, doch bereits jetzt stehe fest, dass Tausende von Häusern beschädigt wurden; Felder und Gemüseanbau sind vielerorts vollständig zerstört. Und das betrifft auch die Haltung von Nutztieren: Fische entkamen aus Teichen, Geflügelfarmen wurden vollständig weggespült. Viele Menschen sind auf die Hilfsmaßnahmen angewiesen, die stockend angelaufen sind.

„Viele Nichtregierungsorganisationen, darunter Caritas Bangladesch, sind im Einsatz, aber die Koordinierung ist noch nicht gut. Viele Menschen leiden Hunger und Durst. In einigen Orten wurde noch niemand erreicht. Die Studenten, die sich gegen die vorherige Regierung auflehnten, sammeln jetzt gerade Medikamente. Bis heute haben sie eine freiwillige Sammlung von etwa 600.000 Euro zusammengetragen. Die Hilfsmaßnahmen der Vereinten Nationen laufen weiter. Auch Caritas, World Vision, die karitativen Aktivitäten von Mutter Teresa, HEED Bangladesh und viele andere NROs sind im Einsatz“, erzählt der Oblatenmissionar weiter.

Geldmittel dringend benötigt

Allein die Caritas habe 5.000 Menschen Unterkunft und 18.000 Menschen Nahrung gegeben, für mehr reiche derzeit das Geld nicht. Auch die katholische Bischofskonferenz von Bangladesch sammle mit, um die benötigten 1,5 Millionen Dollar aufzubringen, doch man rechne eher damit, nur eine symbolische Spende von 25.000 Euro an die Caritas leisten zu können.

„Mein einziger Appell ist: ,Bitte helfen Sie unserer Caritas Bangladesch‘. Sie ist eine bekannte NRO in Bangladesch, die sich für alle einsetzt, unabhängig von Kaste und Glaube, und ganz besonders für die Armen. Es sind sehr geduldige und aufrichtige Mitarbeiter: Beamte und Feldarbeiter. In dieser Situation können sie einen entscheidenden Beitrag leisten, wenn die Menschen hungern und Nahrung, Medikamente, Rehabilitation und medizinische Versorgung brauchen, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, denn die meisten von ihnen sind bettelarm.“

Rohingya-Flüchtlinge auf einem Rettungsboot (Archivbild)
Rohingya-Flüchtlinge auf einem Rettungsboot (Archivbild)

Nähe zu Rohingyas

Ein Schlaglicht auf die Situation in dem Land hatte auch die besuchte. Diese Reise wirke heute noch in den Herzen der Menschen nach, so der Erzbischof von Dhaka.

„Sein Besuch brachte ihm Bangladesch und insbesondere die kleine Minderheit der Christen sehr nahe. Er erlebte damals das Leid der Rohingya, die aus Myanmar geflohen sind, wo diese Gruppe vom Militär verfolgt wird. Bei uns gibt es etwa 1,2 Millionen Rohingya, und der Papst hat an diese Rohingya appelliert und ihnen auf verschiedene Weise geholfen. Er empfindet große Zuneigung für sie, und hat seine Sorge und Solidarität mit ihnen gezeigt. Papst Franziskus ist uns sehr nahe. Er liebt uns und er betet für uns.“

Internationale Hilfe nötig

Caritas Bangladesch helfe den Rohingya regelmäßig, auch durch verschiedene speziell für sie aufgesetzte Projekte, berichtet der Erzbischof weiter. Doch sei auch internationale Hilfe dringend nötig, um die die Regierung von Bangladesch verschiedene Nationen und auch die Vereinten Nationen selbst gebeten habe. Bangladesch selbst sei ein armes Land, in dem vierzig Prozent der Menschen mittellos seien. Mindestens 30 Prozent hätten nie eine Schule besucht, erinnert Bejoy N. D'Cruze.

„Wir haben viele Probleme. Armut, starker Regen, Dürren... Es ist sehr schwierig für die Regierung, diese große Verantwortung zu tragen. Und jetzt haben wir die Übergangsregierung. Sie konnte sich immer noch nicht mit der neuen Situation nach der Revolte und dem Aufstand der Studenten gegen die Regierung arrangieren. Jetzt ist die Situation sehr fragil. Die Studenten sind immer noch auf der Straße und haben eine Menge Forderungen. Sie demonstrieren auch ihre Macht.“

Die Studentenproteste gehen weiter, hier ein Bild vom 25. August 2024
Die Studentenproteste gehen weiter, hier ein Bild vom 25. August 2024

Viele Herausforderungen für Übergangsregierung

Vor kurzem habe es auch Probleme mit den Schulen gegeben, als Forderungen nach dem Rücktritt von einigen Lehrern und dem Tragen des Hidschabs für Mädchen erhoben wurden. Eine Forderung, der der Erzbischof verständnislos gegenübersteht: „Wir machen keine Unterschiede zwischen den Schülern aufgrund ihrer Religion, Kultur oder anderer Gruppen. Wir wollen, dass sie als gleichberechtigte Schüler in derselben Schule gesehen werden.“

Für die Übergangsregierung werde es „sehr schwierig sein“, diese und andere Probleme zu bewältigen, während sich die wirtschaftliche Lage „mit Sicherheit sehr bald verschlechtern“ werde, so die düstere Prognose des Kirchenmannes. Anfang August war Premierministerin Hasina angesichts der eskalierenden Proteste ins Ausland geflüchtet, woraufhin Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus als Chef der Übergangsregierung vereidigt worden ist. Er setze nun seine Hoffnung auf einen Neuanfang mit internationaler Unterstützung, lässt der Erzbischof durchblicken:

„Ich bin mir sehr sicher, dass die Vereinten Nationen, die Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und die Europäische Union sich melden werden, weil sie die Situation kennen und weil alle diese Länder ihre Unterstützung für die Übergangsregierung unter der Leitung von Muhammad Yunus, einem Nobelpreisträger, zum Ausdruck gebracht haben.“

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

29. August 2024, 12:32