Papstbotschafter in der Ukraine: Angriff auf die Schwächsten der Schwachen
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Ich bin gerade von meinem Besuch beim Krankenhaus Ochmadyt zurück gekommen. Es war das renommierteste Kinder-Krankenhaus der Ukraine. Es wurde mit Unterstützung von Österreich, Italien, Schweden und weiteren Ländern gebaut. Auch wir hier in der Nuntiatur kannten das Krankenhaus gut, und mit dem Krieg hat sich der Kontakt verstärkt: Viele unserer Ortskräfte hier und auch viele Ordensfrauen waren regelmäßig dort, um für die Kinder Blut zu spenden", berichtet der Papstbotschafter in der Ukraine. Angesichts des Angriffs ist er fassungslos:
„Ich war von Anfang an sehr überrascht, denn ich kenne das Viertel hier natürlich, ich habe mich sofort nach der Explosion gefragt, was wird wohl getroffen worden sein. Es war klar, dass es sehr nah war und dass es eigentlich hier keine besonderen Ziele gibt - hier sind Häuser, ein paar Geschäfte, die Nuntiatur und eben das Kinderkrankenhaus. Und ich war noch überraschter, als ich die Berichte der Augenzeugen hörte und Videos sah mit der Rakete, die nicht abgefangen worden war und ins Krankenhaus einschlug. Rauch stieg auf, das Krankenhaus sagt, es war sehr giftiger Rauch, denn jede Rakete ist voll mit giftigem Treibstoff, und es ist also auch schwierig, sich dem Einschlagsort zu nähern und nach Verletzten und Überlebenden zu suchen. Zum Glück haben mir die Ärzte am Abend gesagt, dass das Personal sich an alle Sicherheitsvorschriften gehalten hat und dass sie während des Luftalarms alle Kinder unterirdisch in Sicherheit gebracht haben."
Dennoch war dieser Angriff seit Beginn des blutigen Kriegs einer der heftigsten landesweit und auch auf die Hauptstadt. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe feuerte Russland aus unterschiedlichen Richtungen mindestens 38 verschiedene Raketen ab, auch die besonders schnellen und berüchtigten Kinschal. 30 angreifende Raketen seien abgeschossen worden. Beim konkreten Angriff auf die Kinderklinik Ochmadyt, bei dem ein ganzer Flügel des Krankenhauses getroffen wurde, kamen mindestens zwei Menschen ums Leben, es wurden etwa 50 Leute verletzt; darunter auch mindestens sieben Patienten. Alle anderen Kinder konnten zum Glück in unterirdischen Bunkern rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Erzbischof Kulbokas fragt sich, wieso ausgerechnet ein Kinderkrankenhaus angegriffen wurde.
„Es stellt sich die schockierende Frage: Nicht nur Kinder, sondern Kinder, die krank sind, die Hilfe brauchen, krebskranke Kinder, Kinder, die Organtransplantationen brauchen, gerade auf sie prasselt der Raketen-Regen, und auch noch gezielt. Wenn die Schwächsten der Schwachen getroffen werden, fragt sich jeder: Wie kann jemand da noch einen Krieg rechtfertigen wollen?! Ich weiß nicht, mit welchem Gewissen sie das immer noch schaffen."
Die Vereinten Nationen schließen nicht aus, dass es sich um einen gezielten russischen Angriff handeln könnte. Moskau lehnte hingegen jegliche Verantwortung für den Raketeneinschlag ab und sagte, Russland greife keine zivilen Ziele an.
Während des Luftangriffs waren 670 Kinder als Patienten in der . Auch laufende Operationen mussten aufgrund des Angriffs gestoppt werden; zudem wurden die Strom- und Wasserzufuhr unterbochen.
(vatican news/diverse - sst)
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