„Kampf gegen Missbrauch braucht langen Atem“
Nach dem vatikanischen Kinderschutzgipfel vor genau fünf Jahren habe es wichtige rechtliche Fortschritte gegeben, so der Leiter des Anthropologie-Instituts an der Universität Gregoriana in Rom. Allerdings ändere sich mit der Einführung neuer Gesetze „nicht unbedingt sofort und überall konsistent die Praxis“.
Zollner wörtlich: „In der Kirche gibt es vor allem auch ein Problem mit dem Nachhalten, also mit dem Überprüfen, ob dieses Gesetz angewandt wird und, bei Nichtanwendung, das Aussprechen von Sanktionen. Außerdem braucht es eine neue Haltung zu dem Thema, und da sind wir in vielen Teilen der Welt noch nicht so weit, dass das überall verstanden wird und analog angewandt wird“.
„Allmähliche Mentalitätsveränderung“
Immerhin sehe er Anzeichen „für eine allmähliche Mentalitätsveränderung“ in der Kirche, so der Jesuit. „Immer mehr Verantwortliche begreifen weltweit die Relevanz des Themas.“ Allerdings reiche es nicht, das Thema Missbrauch „in eine Stabsstelle abzuschieben“, erklärte Zollner. „Es muss ein Thema sein, über das man betet, diskutiert und mit den Betroffenen gemeinsam Wege des Kirche-Seins sucht. Für eine sicherere Gesellschaft und Kirche sind alle Getauften in unterschiedlichen Graden mitverantwortlich.“
Es mache ihn „sprachlos, wenn Bischöfe trotz besseren Wissens sagen, dass es Missbrauch in ihren Diözesen nicht gegeben habe“. Doch die Zahl dieser Leugner gehe zurück. „Was mich sehr beunruhigt, sind die nach wie vor gängigen Ausbildungsprozesse für Priesterkandidaten und Ordensleute weltweit, in denen nicht das umgesetzt wird, was von Rom vorgeschrieben ist. Auch hier haben wir das Problem, dass es nicht wirklich überprüft und sanktioniert wird.“
( – sk)
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