Weltverfolgungsindex: Gewalt an Christen nimmt zu
Im letzten Jahr wurden weltweit 5.000 Christen getötet, während über 365 Millionen, das entspricht jedem siebten Christen, aufgrund ihres Glaubens intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt waren. Der am Mittwoch veröffentlichte weist darauf hin, dass die Dunkelziffer noch höher liegen könnte.
Open Doors Rangliste: Nordkorea führt erneut
Das Hilfswerk Open Doors erstellt seit 30 Jahren eine Rangliste von 50 Ländern mit der stärksten Christenverfolgung. Laut dem aktuellen Bericht führt Nordkorea die Negativ-Rangliste der stärksten Unterdrückung erneut an, gefolgt von Somalia, Libyen, Eritrea, Jemen, Nigeria, Pakistan, Sudan, Iran und Afghanistan. Die bevölkerungsreichsten Länder der Welt, Indien und China, belegen die Ränge 11 und 19. Außerdem sollen allein im Zeitraum von 1. Oktober 2022 bis 30. September 2023 14.766 christliche Gebäude zerstört oder geschlossen worden sein.
Zerstörung von christlicher Infrastruktur nimmt zu
Die Verfolgung habe im Vergleich zum Vorjahr weiter an Intensität zugelegt, so der Weltverfolgungsindex. Das zeichne sich vor allem an zerstörten oder geschlossenen christlichen Einrichtungen, wie Schulen, Kirchen oder Krankenhäuser ab. Am stärksten von Schließungen oder Zerstörung bedroht sind Kirchen in China und Indien. Während in China die Restriktion und Kontrolle hauptsächlich von der Regierung ausgehe, seien es in Indien „aggressive Mobs", die Angriffe auf Kirchen verübten, so Open Doors. In Indien wurden dem Bericht zufolge mindestens 160 Christen wegen ihres Glaubens von Hindu-Nationalisten ermordet; im Vorjahr waren es 17. Allein im Bundesstaat Manipur wurden 2023 mehr als 400 Kirchen zerstört.
Nordkorea weiter auf Platz 1
Nordkorea steht erneut auf Platz eins des Weltverfolgungsindex. Christen sind unter der kommunistischen Diktatur gezwungen, ihren Glauben in völliger Geheimhaltung zu praktizieren, ihnen droht bei Entdeckung Zwangsarbeit. Nach Schätzungen von Open Doors gibt es in Nordkorea etwa 200.000 politische und religiöse Gefangene, von denen 50.000 bis 70.000 aufgrund ihres christlichen Glaubens inhaftiert sein sollen.
Die Situation in Afrika
Darüber hinaus spitzt sich die Situation von christlichen Gläubigen in Subsahara-Afrika weiter dramatisch zu. Die meisten Morde an Christinnen und Christen geschahen laut Bericht wie in den Vorjahren in Ländern südlich der Sahara; Täter waren vorwiegend islamistische Gruppen. Allein in Nigeria (Rang 6) sollen mindestens 4.118 Gläubige getötet worden sein. Radikale islamische Gruppen, die instabile politische Verhältnisse ausnutzen, seien aber auf dem gesamten afrikanischen Kontinent verbreitet: Zu beobachten seien etwa islamistische Organisationen in Burkina Faso (Platz 20), Mali (Platz 14), Mosambik (Platz 39), Nigeria (Platz 6) und Somalia (Platz 2), so der Bericht.
Flucht als einzige Lösung
Zudem habe die Auswanderung christlicher Bevölkerung im Nahen Osten nicht nachgelassen. Als Beispiel wurde auch die nordsyrische Region Afrin genannt, wo türkische Soldaten die gesamte christliche Bevölkerung in die Flucht getrieben haben sollen. Auch in Nicaragua (Rang 30) steht laut dem Index die Regierung von Präsident Ortega Christen zunehmend feindlich gegenüber und ließ Kirchen, Radiostationen sowie Universitäten schließen, Priester und Ordensfrauen des Landes verweisen.
Hintergrund
Die Zahlen von Open Doors lassen sich nicht unabhängig nachprüfen. Das Hilfswerk selbst räumte gegenüber der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA ein, dass keine allgemein anerkannte rechtliche Definition des Begriffes Verfolgung existiere. „Nicht immer ist eindeutig, ob der (so empfundene) Druck auf oder die konkrete Gewalt gegen Christen durch ihren Glauben bedingt ist." Dennoch verteidigt die Hilfsorganisation ihre Statistiken: Seit 1992 würden Daten aus rund 100 Ländern von kirchlichen Netzwerken, Menschenrechtsanwälten, Analysten sowie Experten von Open Doors International ausgewertet.
(kna - sb)
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