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Bischof Clemens Pickel Bischof Clemens Pickel 

Bibelsonntag in Russland: „Die Leute hatten Hunger danach“

An diesem Sonntag findet zum fünften Mal der von Papst Franziskus ins Leben gerufene Bibelsonntag statt. Dieser Tag, der dem Wort Gottes gewidmet ist, habe den Katholiken in Russland „viel gebracht“, sagt im Interview mit Radio Vatikan der Bischof von St. Clemens in Saratow, Clemens Pickel.

Gudrun Sailer und Mario Galgano – Vatikanstadt

„Wenn der Papst was sagt, dann nehmen wir sehr das sehr zur Kenntnis und deshalb haben wir in den letzten fünf Jahren versucht, den Bibelsonntag auch als eine Tradition in unseren Gemeinden einzuführen. Und ich denke, es hat was gebracht“, so Bischof Pickel im Gespräch mit Radio Vatikan. Schon bisher könne man sagen, dass sich etliche Katholiken die Mühe gäben, in der Heiligen Schrift zu lesen.

Man müsse in Russland bedenken, „dass es ja Jahrzehnte ohne Heilige Schrift gab“, also in der gesamten kommunistischen Sowjetzeit im 20. Jahrhundert, führt der deutschstämmige Bischof aus Russland aus. „Praktisch gab es keine Bibeln zu kaufen.“ Er selber sei als Student „damals noch“ jedes Mal, wenn er nach Russland gefahren sei, „mit Bibeln im Gepäck hingefahren“ und habe diese dann verteilt: „Und wenn ich Wolga-Russlanddeutsche besucht und sie nicht vorgefunden habe, dann habe ich meine Bibeln in orthodoxen Kirchen gelassen.“

Zum Nachhören

Die Leute hätten geradezu Hunger danach gehabt, so Bischof Pickel.  Und als dann die Sowjetunion zusammenbrach, 1991, hätten sich die Leute Bibeln gekauft. „Die waren am Anfang teuer“, erläutert Bischof Pickel. „Aber eine Bibel musste ins Haus.“

Bibellesen heißt Beten

Es gehe aber nicht darum, irgendein Buch zu lesen, sondern Bibellesen sei Beten, erläutert er weiter. Es sei ja nicht so, dass man sein eigenes Gespräch mit Gott führe, sondern Gott rede mit seinem selber: „Also, wenn ich Bibel lese, kann ich sagen, dass das ein Gebet ist.“

Gleichzeitig werde Papst Franziskus am Sonntag auch das Jahr des Gebets ausrufen, das auf das Heilige Jahr 2025 hinführt. Bischof Pickel könne noch nicht sagen, ob und welche speziellen Pläne für das Jahr des Gebets in Russland geplant seien. Der Papst habe ja zwei Impulse vor dem Heiligen Jahr gegeben. Der erste Impuls von 2023 war eine Rückbesinnung auf die Texte des Zweiten Vatikanums und 2024 gehe es eben um das Gebet. „Wir haben spät damit angefangen und sind im Moment dabei, das Zweite Vatikanum praktisch noch mal zu reflektieren und in die Gemeinden zu tragen“, erläutert der Bischof.

Das Bistum Saratow grenzt an die Ukraine. Zwei Jahre Krieg Russlands gegen die Ukraine prägen dort den Alltag:

„Wir leben tatsächlich an der Grenze zur Ukraine und wissen und erleben, dass Menschen leiden dort und bei uns. Und deswegen beten wir um Frieden und zwar jeden Tag, also am Ende jeder Messe soll es wenigstens ein kleines Gebet unter dem Schutzschirm des Herrn geben.“

Er sei kein Politiker und könne nicht sagen, was getan werden könne: „Aber beten müssen wir.“

(vatican news)

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20. Januar 2024, 13:16