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Anwara Islam Rani, Bangladeschs erste Transgender-Person als Kandidatin bei den Wahlen Anfang Januar Anwara Islam Rani, Bangladeschs erste Transgender-Person als Kandidatin bei den Wahlen Anfang Januar   (AFP or licensors)

Bangladesch: Islamisten gegen Gesetz zum Schutz von Transgender-Personen

In Bangladesch haben Islamisten eine Kampagne gestartet, um ein Gesetzesvorhaben zum Schutz von Transgender-Personen zu verhindern. „Diese Kampagne ist eine Bedrohung für unser Volk“, sagte die Transgender-Frau und Aktivistin Tanisha Yeasmin Chaity.

In dem mehrheitlich muslimischen Land haben Mitglieder der nationalen Fatwa-Behörde eine Kampagne gegen Transgender-Personen gestartet. Das Gremium der Kampagne setzt sich aus 17 hochrangigen islamischen Geistlichen und Rechtsgelehrten zusammen und gehört zu dem staatlich anerkannten National Qawmi Madrasa Education Board. Dieses überwacht die religiöse Bildung in Tausenden Islamschulen, die nicht direkt von der Regierung reguliert werden.

Die Kampagne ruft Muslime dazu auf, gegen die rechtliche Anerkennung von Transgender-Personen zu kämpfen. Das vorgeschlagene Gesetz legt fest, wie zu bestimmen ist, wer ein Transgender-Mann oder eine Transgender-Frau ist und gewährleistet ihr Recht auf Bildung, Gesundheitsversorgung und Landbesitz.

„Eingriff in die Schöpfung Allahs“

„Die künstliche Umwandlung eines Mannes in eine Frau oder einer Frau in einen Mann ist ein Eingriff in die Schöpfung Allahs“, sagte Mizanur Rahman Sayed, ein Mitglied des Ausschusses. Laut des Gremiums ziele das Gesetz im Namen des Schutzes von Transgender-Personen darauf ab, Homosexualität zu fördern und die „abscheuliche“ westliche Kultur nach Bangladesch zu importieren. „Es liegt in unserer Verantwortung, gegen solche Dinge vorzugehen und zu verhindern, dass etwas geschieht, was im Koran nicht erlaubt ist“, so Rahman.

Hijras seit 2013 als drittes Geschlecht anerkannt

In dem sozial und religiös konservativen Bangladesch werden LGBTQ-Personen schon seit langem geächtet und diskriminiert, wie Rechtsgruppen berichten. Einen seltenen Aufschwung erlebte die Hijra-Community, als die Regierung sie 2013 als drittes Geschlecht anerkannte. Hijra ist ein Sammelbegriff für inter- und transgeschlechtliche Menschen in Südasien. Sie sind in mehreren südasiatischen Ländern offiziell als drittes Geschlecht anerkannt und werden dort als weder vollständig männlich noch weiblich angesehen. Die Kampagne der islamischen Extremisten zielt darauf ab, klarzustellen, dass Hijras und Transgender-Personen nicht dasselbe sind.

Islamistische Kampagne kommt überraschend

Hijras würden von Natur aus mit unvollständigen Geschlechtsorganen geboren, aber Transgender-Personen änderten ihre sexuelle Identität vorsätzlich, so die Mitglieder des Fatwa-Ausschusses. Die islamistische Kampagne sei überraschend und beängstigend, sagte Tanisha Yeasmin Chaity, eine Transgender-Frau und Aktivistin. „Geschlechtsidentität und Homosexualität sind nicht dasselbe“, sagte sie und entgegnete dem Argument der Islamisten, dass Transgender-Personen Homosexualität fördern. „Diese Kampagne ist eine Bedrohung für unser Volk“, sagte sie. Transgender-Personen in ihrem Land hätten mit verschiedenen Problemen und Stigmatisierungen zu kämpfen und würden massiv ausgegrenzt.

Positive Entwicklungen in den letzten Jahren

In den letzten Jahren hatte sich die öffentliche Meinung aufgrund von Berichten in den nationalen Medien zugunsten von Transgender-Personen entwickelt, so Tanisha Yeasmin Chaity. „Die Kampagne kommt genau zu dem Zeitpunkt, als die Menschen begannen, sich mit unserem Leben auseinanderzusetzen“, kritisiert sie. Yeasmin, die einen Master-Abschluss an der Bangladesh Open University anstrebt, befürchtet, dass eine solche Hasskampagne ihrem Traum von einer höheren Ausbildung und Selbstständigkeit ein Ende setzen könnte.

„Alle Menschen sind vor dem Staat gleich“

Das Sozialministerium der Regierung hat das Gesetz in den vergangenen sechs Monaten ausgearbeitet. Der stellvertretende Direktor des Sozialministeriums, Shah Jahan, sagte, das Gesetz solle die Diskriminierung von Transgender-Personen beenden. Der Minister für religiöse Angelegenheiten, Faridul Haque Khan, erklärte gegenüber Journalisten, dass er nichts von der islamistischen Kampagne wisse und lehnte einen weiteren Kommentar ab. Bischof Gervas Rozario, Vorsitzender der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der katholischen Bischöfe, sagte, der Staat habe die Verantwortung, alle Menschen zu schützen. „Alle Menschen sind vor dem Staat gleich“, stellte Rozario klar und fügte hinzu, dass auch das Christentum keine operative Geschlechtsumwandlung unterstütze.

(uca news – vn)

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16. Januar 2024, 16:16