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Israelisches Militär im Gazastreifen am Montag Israelisches Militär im Gazastreifen am Montag  (AFP or licensors)

Heiliges Land: „Fast surreales Klima“

Der Kustos des Heiligen Landes, Francesco Patton, ist schon seit 2016 in Jerusalem. Doch so wie jetzt hat der Franziskanerpater das Heilige Land noch nie erlebt.

„Das Klima hier ist fast surreal – in dem Sinne, dass es eine Angst gibt, die auf der einen und auf der anderen Seite spürbar ist und die gewissermaßen in der Luft liegt.“ Das sagte der Kustos Patton an diesem Sonntag in einem Interview mit Radio Vatikan. Wir erreichten ihn nach dem Mittagsgebet des Papstes, der erneut eindringlich zu einem Waffenstillstand aufgerufen hatte.

„Es ist ein Gemisch von Gefühlen, von denen keines positiv ist; das reicht von Gefühlen des Hasses über Gefühle der Wut bis hin zu Gefühlen der Hilflosigkeit. Und all das, würde ich sagen, bringt noch stärker zum Ausdruck, dass wir das Gebet brauchen, aber auch den Appell an die Verantwortlichen, die in diesem Moment die Karten in der Hand halten, etwas zu tun, um friedliche Lösungen anzustreben. Und vor allem den Schutz der Zivilbevölkerung und insbesondere der Kinder zu ermöglichen.“

Franziskaner-Kustos Patton betet in der Geburtskirche
Franziskaner-Kustos Patton betet in der Geburtskirche

„Am Anfang stand ein schreckliches Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung“

Der aus Italien stammende Franziskaner, der für den Schutz christlicher Stätten im Heiligen Land zuständig ist, weist ausdrücklich darauf hin, dass am Beginn der jetzigen kriegerischen Eskalation das blutige Massaker stand, das Hamas-Terroristen am 7. Oktober an unschuldigen Israelis begangen haben.

„Vergessen wir nicht, dass es am Anfang ein schreckliches Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung rund um den Gazastreifen mit mehr als tausend Toten und 250 Entführten gegeben hat! Aber jetzt, in diesem Moment, sind wir auf der anderen Seite bei fast 10.000 Toten angelangt, von denen fast die Hälfte Kinder sind. Dies ist ein Drama: eine Tragödie, die das Gewissen eines jeden anrühren sollte, und auch das Gewissen der Mächtigen dieser Welt.“

Israelis demonstrieren am Samstag in Jerusalem gegen ihre Regierung
Israelis demonstrieren am Samstag in Jerusalem gegen ihre Regierung

Kinder, die um Frieden beten

Viel mehr tun als beten könnten die meisten derzeit nicht, räumt Patton ein. Aber es gebe durchaus Männer und Frauen, die derzeit Entscheidungen treffen könnten, und da hoffe er, dass der Appell von Papst Franziskus beim Angelus am Sonntag „das Gewissen der Mächtigen“ erreiche. Franziskus hatte „im Namen Gottes“ zu einer Waffenruhe aufgerufen und darum gebeten, „eine Ausweitung des Konflikts unbedingt zu vermeiden“.

Der Beitrag mit dem Kustos des Heiligen Landes, Francesco Patton, zum Nachhören

Der Franziskaner-Kustos stellt sich im Interview mit uns nicht ausdrücklich hinter den Ruf des Papstes nach einer Waffenruhe. Stattdessen sagt er, es berühre ihn, dass der Papst auf das Leid so vieler Kinder hingewiesen habe. In Jerusalem hätten Kinder am Wochenende gemeinsam um Frieden gebetet: Israelis und Palästinenser, Christen und Muslime.

„Und ich war sehr beeindruckt von einem der Kinder, das fünf Jahre alt war und für seinen Papa betete. Hier zeigt sich die Angst der Kinder, dass auch ihre Familien vom Krieg betroffen sein können. Das ist etwas, das nicht nur ihre Kindheit, sondern ihr ganzes Leben prägen wird. Und diese Kinder haben wirklich für alle gebetet, für die palästinensischen Kinder ebenso wie für die israelischen Kinder, und zwar mit einem Einfühlungsvermögen, das wahrscheinlich größer ist als das der Erwachsenen. Das heißt, die Kinder waren in der Lage zu erkennen, dass das Leid in diesem Moment alle betrifft.“

Gaza am Montag
Gaza am Montag

Keine Zukunft mehr

Viele Menschen im Heiligen Land sähen für sich und ihre Kinder keine Zukunft mehr vor Augen. „Das ist nicht nur in Gaza so, ich habe das auch in Palästina gesehen, und auch hier in Israel erleben wir, dass viele Menschen, Erwachsene und ältere Menschen, hier keine Zukunft für ihre Kinder oder Enkelkinder sehen; darum fordern sie ihre Familien sogar auf, das Land zu verlassen und anderswo eine Zukunft zu suchen. Für die christliche Gemeinschaft bedeutet dies, dass zu der Tragödie noch eine weitere hinzukommt – denn es bedeutet, dass die christliche Präsenz im Heiligen Land, im Nahen Osten, noch weiter schwindet.“

(vatican news – sk)
 

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06. November 2023, 11:14