ÃÛÌÒ½»ÓÑ

Ein verlassener Kleinbus, der von fliehenden Armeniern zurückgelassen wurde, steht am 3. Oktober 2023 während einer von der aserbaidschanischen Regierung organisierten Medienreise in der von Aserbaidschan kontrollierten Region Berg-Karabach am Straßenrand, der zum Lachin-Korridor führt. Ein verlassener Kleinbus, der von fliehenden Armeniern zurückgelassen wurde, steht am 3. Oktober 2023 während einer von der aserbaidschanischen Regierung organisierten Medienreise in der von Aserbaidschan kontrollierten Region Berg-Karabach am Straßenrand, der zum Lachin-Korridor führt.  (AFP or licensors)

Flucht aus Berg-Karabach: „Gott sei Dank lief es friedlich ab“

Mehr als 100.000 Menschen mussten in den vergangenen Wochen aus Berg-Karabach nach Armenien fliehen. Im September gab es eine militärische Großoffensive durch Aserbaidschan. Daraufhin wurde die selbsternannte Republik im Kaukasus, die nicht international anerkannt ist, aufgelöst. Dort lebten bisher mehrheitlich christlichen Armeniern. Radio Horeb hat über die Lage im Kaukasus mit dem Kaukasus-Referenten von Caritas international, Martin Thalhammer, gesprochen.

Caritas International als Hilfswerk der deutschen Caritas-Verbände arbeitet immer mit einem Partner zusammen. In dem Fall ist es die Caritas Armenien, wie Thalhammer präzisiert. „Die Caritas Armenien berichtet uns, dass die Lage sehr herausfordernd ist. Mittlerweile haben über 100.000 Personen Berg-Karabach verlassen“, so der Kaukasus-Referent. „Gott sei Dank lief dies größtenteils friedlich ab.“

Insgesamt könne man sagen, dass der Exodus und der Flüchtlinge aus Berg-Karabach das relativ kleine und arme Land Armenien vor gewaltige Herausforderungen stelle. Allerdings sei die Solidarität mit den Geflüchteten im ganzen Land sehr groß â€žund sie erfahren da viel Unterstützung, unter anderem auch von der Caritas Armenien“.

100.000 Menschen auf der Flucht

Vor dem Konflikt sei man davon ausgegangen, dass in Berg-Karabach rund 120.000 Menschen leben würden. Mittlerweile hätten über 100.000 Personen die Region verlassen. Die UN-Beobachtermission, die mittlerweile eingetroffen ist, gehe von 50 bis etwa 1.000 Personen aus, die noch in Bergkarabach verblieben seien, so Thalhammer: „Aber unsere Partner erwarten, dass kein Armenier in Berg-Karabach bleiben wird.“

Achtung, Mine! Eine Gefahr in Berg-Karabach
Achtung, Mine! Eine Gefahr in Berg-Karabach

Und was denn diese grundsätzliche Auflösung der christlichen Enklave Berg-Karabach im Kaukasus bedeute, hat der Caritas-Vertreter eine klare Meinung:

„Als humanitäres Hilfswerk sind wir natürlich der Neutralität verpflichtet. Insofern kann ich jetzt hier keine politische oder religiöse Einschätzung geben. Allerdings würde und kann ich nur so viel sagen, dass die Flucht natürlich für jede einzelne Familie eine Tragödie darstellt. Sie verlassen ihre Heimat und gehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Sie lassen alles zurück, was sie sich aufgebaut haben und konnten oft nichts oder nur einen kleinen Koffer mitnehmen.“

„Sie verlassen ihre Heimat und gehen einer ungewissen Zukunft entgegen.“

Großoffensive im September

Thalhammer erinnert auch daran, dass der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um die Region Berg-Karabach sich schon länger und eine Weile zieht. Die Großoffensive im September durch Aserbaidschan habe schließlich zur Eskalation geführt.

Da spiele die dramatische kollektive Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern 1915 im Osmanischen Reich eine Rolle, aber dann auch die Nationalitätenpolitik und durchaus willkürlichen Grenzziehungen während der Sowjetunion. „Die jetzige Eskalation hat sich bereits während den letzten zehn Monaten in der Zeit der Blockade des Karabachs durch Aserbaidschan angekündigt“, erinnert Thalhammer. „Auch hier ist es schwierig, eine politische Analyse zu geben“, fügt er an.

Allerdings könne er sagen: „Ich finde es unglaublich traurig und oftmals auch frustrierend, dass Geopolitik und Identitätspolitik ebenso zu so viel Leid unter den Menschen führt und dass hier auch keine friedliche Lösung zwischen Nachbarn gefunden worden ist.“

(radio horeb – mg)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

06. Oktober 2023, 12:18