USA: Innerkirchliche Gräben überwinden
Das sagte Cupich . „Als Gemeinschaft der Gläubigen werden wir von Spaltungen heimgesucht und von einer Reihe neuer Fragen über die Beziehung der Kirche zur Gesellschaft und sogar zu sich selbst bedrängt“, so der Kardinal. Die US-Kirche könne durch eine „Ethik der Solidarität“, wie sie namentlich sein Vorgänger Kardinal Joseph Bernardin (1928-1996) entwickelt habe, innerlich einiger werden und besser in die Gesellschaft hineinwirken.
Der Kardinal von Chicago nannte in dieser Hinsicht auch einige relevante Themengebiete. Zunächst ging er darauf ein, das das Oberste Gericht letztes Jahr ein jahrzehntealtes Urteil (Roe vs. Wade), aus dem sich ein Recht auf Abtreibung ergab, kassiert hat. Das sei einerseits ein Meilenstein für den Schutz ungeborener Kinder; andererseits ergäben sich aus dem Urteil aber auch Schwierigkeiten und Inkongruenzen.
Für ein staatlich garantiertes Recht auf bezahlten Familienurlaub
„Jedenfalls haben die Kirche und die Pro-Life-Bewegung jetzt die Gelegenheit, die breitere Kultur wieder daran zu erinnern, wie wichtig es ist, werdende und neue Mütter materiell zu unterstützen“, so Cupich. „Dies war schon immer ein Teil der Pro-Life-Bewegung. Aber angesichts der politischen Blockade muss die Kirche ihre Anstrengungen verdoppeln, um für eine Politik einzutreten, die es Eltern leichter macht, sich für Kinder zu entscheiden und sie dann auch aufzuziehen“. Dazu gehörten bezahlter Familienurlaub, erschwingliche Kinderbetreuung und Arbeitsplatzschutz für werdende Mütter.
„Die Amerikaner leben in einem System, in dem es kein staatlich garantiertes Recht auf bezahlten Familienurlaub gibt“, rügte der Kardinal. „Die USA sind eines von nur sechs Ländern, in denen dieser grundlegende Schutz nicht existiert.“ Für das „reichste Land der Erde“ sei das ein Skandal.
Polarisierungen abbauen
Auch auf anderen Gebieten (darunter Klimawandel und neue Technologien) riet Kardinal Cupich der US-Kirche, interne Polarisierungen zu überwinden und nach außen geschlossener aufzutreten. Er zitierte Papst Franziskus mit der Bemerkung, die Kirche dürfe sich nicht auf die Übermittlung einer großen Zahl von Lehren versteifen, sondern solle in einem „missionarischen Stil“ einige wesentliche Punkte verkünden; das sei es, was Menschen fasziniere und anzuziehen vermöge. Auch für die US-Kirche gelte, so Cupich, dass sie nicht Nabelschau betreiben, sondern hinausgehen solle zu den Menschen.
Die Polarisierung in der US-Gesellschaft allgemein wertete er als „katastrophal“. Das richtige Gegenmittel dazu sei Solidarität.
„Solidarität ist die Tugend, die uns dazu aufruft, die Strukturen der Sünde, die die Ursache für so viel menschliches Leid sind, aufzudecken und zu verändern. Sie ruft uns dazu auf, die sozialen Strukturen in Frage zu stellen, die die moralische Identität der Ungeborenen auslöschen. Sie ruft uns auf, die soziale Sünde in den Unwahrheiten und wirtschaftlichen Interessen zu sehen, die eine robuste Antwort auf den Klimawandel verhindern. Sie bewahrt uns vor der Verzweiflung angesichts grotesker Einkommensunterschiede, eines frühen Todes aufgrund schlechter Gesundheitsversorgung, der Grausamkeiten des Krieges und des Rassismus, der uns auseinanderreißt.“
(vatican news – sk)
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