ҽ

Vorbereitung auf die Wahlen in Guatemala Vorbereitung auf die Wahlen in Guatemala  (AFP or licensors)

Guatemala: „Hoffnungsträger gegen Pakt der Korrupten“

Das deutsche Südamerika-Hilfswerk Adveniat bezieht Stellung zur Stichwahl ums Präsidentenamt in Guatemala. „Ein demokratischer Hoffnungsträger des Volkes trifft auf den ‚Pakt der Korrupten‘ - Ausgang ungewiss.“ Mit diesen Worten fasst Inés Klissenbauer, Mittelamerika-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks, die Lage vor der Stichwahl vom kommenden Sonntag zusammen.

Die erste Runde der Präsidentschaftswahl am 25. Juni 2023 habe – wie das Hilfswerk mitteilt – mit einem Paukenschlag geendet: „Die Guatemalteken haben ein starkes Zeichen für Demokratie und Rechtstaatlichkeit gesetzt. Mit Bernardo Arévalo hat der Sohn des ersten demokratisch gewählten Präsidenten die Stichwahl erreicht, während Zury Ríos, die Tochter eines Diktators und Massenmörders, aus dem Rennen ist. Das zeigt, dass viele Menschen in Guatemala sehr genau und kritisch überlegen, wem sie ihre Stimme geben“, so Klissenbauer. Neben Arévalo ist mit Sandra Torres die ehemalige Frau eines früheren Staatschefs in die Stichwahl eingezogen, die bereits mehrfach angetreten, aber bisher stets auf Platz zwei gelandet war.

Entsetzt zeigt sich die Adveniat-Referentin von der Reaktion der staatlichen Behörden auf den Ausgang der ersten Runde der Wahl. Wochenlang war nicht klar, ob Bernardo Arévalo und seine Partei Movimiento Semilla zur Stichwahl zugelassen waren. „Das zeigt einmal mehr, dass das Land von einem Pakt der Korrupten regiert wird, wie es allerorten in Guatemala heißt“, kritisiert Inés Klissenbauer. Der noch amtierende Präsident Alejandro Giammattei kontrolliere bis heute zusammen mit reichen einflussreichen Gruppen das Parlament, die Justiz und die staatlichen Institutionen. „Die Folge: Ein weiteres Anwachsen der Korruption, Gewalt und Straflosigkeit sowie die Kriminalisierung der indigenen Bevölkerungsmehrheit, um sie von ihren Territorien zu vertreiben und sich mit der Ausbeutung der Bodenschätze dort zu bereichern“, fasst Adveniats Mittelamerika-Referentin zusammen.

Archivbild: Bischof Ramazzini (rechts) im Gespräch mit Mario Galgano
Archivbild: Bischof Ramazzini (rechts) im Gespräch mit Mario Galgano

Kardinal warnte vor Rückfall in Diktatur

Der Bischof von Huehuetenango und langjährige Adveniat-Partner Kardinal Álvaro Leonel Ramazzini erklärte in einem Aufruf der von ihm gegründeten „Convergencia Nacional de Resistencia“ (Nationaler Zusammenschluss des Widerstandes) seine Solidarität „mit allen, die ihre Empörung und Ablehnung gegen den erneuten Versuch zum Ausdruck bringen, einen möglichen Machtwechsel zu verhindern, nach dem sich das guatemaltekische Volk sehnt“. Gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur warnte Kardinal Ramazzini sogar vor einem möglichen Rückfall in die Militärdiktatur. Erst nach wochenlanger Spannung hatte das Oberste Wahlgericht Mitte Juli das Ergebnis der ersten Runde der Wahl anerkannt.

Vor diesem Hintergrund ist es für Inés Klissenbauer umso beeindruckender, dass sich ein Großteil der guatemaltekischen Bevölkerung und insbesondere die Armen in den ländlichen Gebieten als mutige Verteidiger der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie erwiesen hätten. Nahezu jeder Fünfte habe seine Stimme bewusst ungültig gemacht, um seinen Protest gegen eine Wahl auszudrücken, bei der die aussichtsreichsten Kandidaten der Opposition mit gerichtlicher Hilfe in von oben gelenkten Verfahren von der Wahl ausgeschlossen wurden.

Rolle der Kirche

Weil der Staat bei seinen elementaren Aufgaben wie beispielsweise Bildung und Gesundheit versagt, springt die Kirche (unterstützt vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat) ein. „Unsere Partnerinnen und Partnern vor Ort bilden insbesondere auf dem Land Frauen und Männer aus, die Familien von der Schwangerschaft an bei Ernährung, Gesundheit und Erziehung beistehen“, berichtet die Adveniat-Referentin Inés Klissenbauer. Angesichts der Tatsache, dass eines von zwei Kindern chronisch unterernährt ist, sei dies dringend notwendig. Um dem verbreiteten Hunger etwas entgegenzusetzen, fördert das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat kirchliche Programme zur Ernährungssicherheit. Juristische Beratungsstellen der Kirche sorgen dafür, dass die Menschen über ihre Rechte aufgeklärt werden. „Adveniat unterstützt gezielt die Kirche vor Ort, weil sie eine wichtige Institution im Land ist, die an der Seite der Armen und der benachteiligten indigenen Völker steht, und der die Menschen vertrauen“, erklärt Mittelamerika-Expertin Inés Klissenbauer.

(pm – mg)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

16. August 2023, 12:26