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Nicola Brady, Vorsitzende des Lenkungsausschusses für die Synode der katholischen Kirche in Irland Nicola Brady, Vorsitzende des Lenkungsausschusses für die Synode der katholischen Kirche in Irland 

Irland: Synode will Wunden aus Missbrauch heilen helfen

Der Vertrauensbruch durch sexualisierte Gewalt in der Kirche ist in Irland das am meisten geäußerte Anliegen des nationalen synodalen Prozesses. Das sagt Nicola Brady, Vorsitzende des Lenkungsausschusses für die Synode in Irland, im Interview von Radio Vatikan. Für den Austausch mit dem Synodalen Weg in Deutschland zeigte sich die Irin dankbar.

Der auf fünf Jahre angelegte synodale Prozess in Irland lief auf Einladung der Bischöfe vor zwei Jahren an, resümierte die Irin, und 15 Themen hätten sich als besonders bedeutsame Anliegen herauskristallisiert. „Oben auf der Liste war die Missbrauchskrise, von der viele Leute sagten, das sei wirklich die Linse, durch die alle anderen Kirchenthemen gesehen werden sollen. Auch die Mitverantwortung der Frau ist Thema, das Wegdriften der Jungen, die Sorge für und über Priester, die Frage Berufung in einem weiteren Sinn, und die Anerkennung aller Gaben von Führungstalenten, die Menschen mitbringen.“  Weniger als man gehofft habe, hätten die katholischen Gläubigen in Irland Fragen wie Armut, Frieden und Ökumene als vordringliche Reformthemen geäußert, so Brady.

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Irland: Missbrauchskrise und Abwendung von der Kirche

Schon vor der Jahrtausendwende waren in Irland die ersten Fälle sexualisierter Gewalt durch katholische Priester bekannt geworden. Dann schockierten die Funde von unmarkierten Kindergräbern auf dem Gelände aufgelassener kirchlicher Heime für ledige Mütter die Öffentlichkeit. Die Regierung in Dublin ließ die Geschichte der Gewalt gegenüber Kindern und Frauen aufarbeiten, der Bericht erschien Anfang 2021. Die Abwendung vieler Menschen von der in Irland einst so starken Kirche war und ist so massiv wie derzeit nur noch in Polen.

„...der wichtigste Bruch, den wir im Rahmen unserer synodalen Reise zu heilen hoffen“

„In vielerlei Hinsicht ist der Vertrauensbruch, der durch den Missbrauch entstanden ist, einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Bruch, den wir im Rahmen unserer synodalen Reise zu heilen hoffen“, sagte Brady. Sie betonte die Rolle von Überlebenden für die Zukunft der Kirche. Wer die Kraft gefunden habe, über das Erlittene zu sprechen, habe „der Kirche ein Geschenk gemacht, nicht nur zum Schutz künftiger Generationen von Kindern und gefährdeten Menschen, sondern auch, indem sie uns die Augen für so viel Machtmissbrauch geöffnet haben, der unserem Zeugnis als christliche Gemeinschaft und als Nachfolger Christi so sehr geschadet hat“.


Irland: Hohes Interesse am deutschen Synodalen Weg

In Irland sei das Interesse am Synodalen Weg der Kirche in Deutschland sehr hoch gewesen, so Brady weiter. Allerdings sei die Beurteilung der kirchlichen Reforminitiative davon abhängig gewesen, über welche Quellen die irischen Gläubigen sich informierten. „Für Menschen, die ihre Informationen nur aus den Medien beziehen, ergab sich ein sehr unvollständiges Bild. Und bei ihnen entstand die Sorge, dass es ein polarisierender Prozess war, dass er sich nicht ausreichend mit der Weltkirche beschäftigt“ habe. Zu einer anderen Einschätzung des Synodalen Wegs in Deutschland seien jene irischen Gläubigen gelangt, „die aktiv am synodalen Prozess beteiligt sind“, so Brady. „Sie wissen, dass die Erfahrung viel mehr Tiefe hat, als es in den Medienberichten zum Ausdruck kommt. Wir sind sehr dankbar für den Austausch, den wir mit deutschen Kollegen hatten.“

„All das wird in unseren nationalen Prozess in Irland einfließen“

Besonders würdigte die irische Synoden-Verantwortliche die Einbettung internationaler Beobachter in den Synodalen Weg in Deutschland. „Ich denke, sie haben uns in Irland ein sehr gutes Beispiel gegeben, was ihre internationale Reichweite und die Einberufung von internationalen Gesprächen sowie ihre Bereitschaft angeht, zuzuhören und von anderen Erfahrungen zu lernen. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Ich hatte die Gelegenheit, zu sehen, wie sich der deutsche Prozess entwickelt hat. Wir haben die Dokumente gesehen, die dabei entstanden sind, und wir hatten die Gelegenheit, mit Kollegen darüber zu sprechen, was sie gelernt haben und wie diese Erfahrung auf menschlicher Ebene war. Und ich denke, all das wird in unseren nationalen Prozess in Irland einfließen.“

„Über Etikettierungen hinausgehen" 

Einer pauschalen Bewertug des Synodalen Wegs in Deutschland als „unkatholisch“ will Nicola Brady sich nicht anschließen. Papst Franziskus selbst rufe dazu auf, „über Etikettierungen hinauszugehen und die Menschen nicht mehr nach ihrem Hintergrund oder nach bestimmten Weltanschauungen zu trennen.“ Das Werk des Geistes liege vielmehr in der Versöhnung und in der Annäherung von Menschen. Diese Erfahrung habe man bei der irischen Synode gemacht, so Brady, die auf jahrelange Erfahrung in kirchlicher Friedens- und Versöhnungsarbeit in Irland wie auch in Kolumbien verweisen kann. „Die breitere Gesellschaft, die breitere globale Kultur wird uns immer in Richtung Polarisierung treiben. Das ist die Realität unserer von den sozialen Medien dominierten Kultur. Und ich denke, Papst Franziskus gibt ein sehr starkes Beispiel, indem er uns dazu aufruft, dem zu widerstehen, anders zu denken, zu erkennen, dass wir in unseren Unterschieden zusammenkommen können und dass wir Beziehung statt Bruch wählen können. Unsere Erfahrung in Irland war in dieser Hinsicht wirklich hoffnungsvoll, und wir wünschen uns das für die Kirche in der ganzen Welt.“

(vatican news – gs)

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19. Mai 2023, 08:07