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Karfreitag in Aleppo, Syrien Karfreitag in Aleppo, Syrien 

Syrien: Kreuzweg der Christen von Aleppo nach dem Erdbeben

Fast 6.000 Menschen sind im Norden Syriens an den Folgen des Erbebens vom 6. Februar umgekommen. In Aleppo stürzten Häuser ein, die schon durch den Krieg zerstört waren. Ein Kreuzweg, so weit das Auge reicht. Was den Menschen Hoffnung macht zu Ostern, berichtet in unserem Interview der Jesuit Michel Daoud aus Aleppo.

Im Ballungsraum Aleppo leben zwei Millionen Einwohner, und für den Jesuiten Michel Daoud ist die Bevölkerung jeden Tag auf dem Kreuzweg. Wie Simon von Cyrene, der kam, um Jesus beim Tragen seines Kreuzes zu helfen, „versuchen wir, einen kleinen Beitrag zu leisten, das Kreuz dieser Menschen zu tragen, so gut wir können", erklärt der Ordensmann. „Es ist nicht immer einfach. Die Bedürfnisse der Menschen sind enorm."

Oft ist zunächst einfach materielle Unterstützung gefragt, so Pater Daoud. „Kaum jemand kann Fleisch essen, man bleibt beim Reis, beim Weizen, beim Gemüse, aber sehr wenig Obst, sehr wenig Fleisch, sehr wenig Käse. Käse kostet 30.000 Pfund pro Kilo. Fleisch kostet 70.000 Pfund.“ Das durchschnittliche Monatsgehalt in Aleppo liegt bei 130.000 Pfund, was 20 Dollar entspricht.

Hier zum Hören:

Pater Daoud bemüht sich mit seinen Mitbrüdern der Gesellschaft Jesu um die tägliche Hilfe für rund 8.000 Vertriebene in einem Lager, das der JRS betreut, der Flüchtlingsdienst der Jesuiten. Eine der Prioritäten ist der Versuch, Christen vom Auswandern abzuhalten. „Die gesamte Jugend verlässt das Land", erzählt der Jesuit. „Wir haben jetzt viele ältere Menschen, sehr wenige junge. Die Studierenden bereiten ihre Abreise nach Europa oder Amerika vor, sowie sie die Universität abschließen. Ansonsten fühlen sie sich ein wenig niedergeschlagen. Sie fühlen sich nicht ermutigt, ihre Zukunft hier vorzubereiten, denn alles ist kaputt, alles ist auf dem Boden.“

„Ich glaube, dass der Herr hier ist, um uns zu sagen: Wacht auf!“

Ein Zeugnis der Hoffnung abzulegen, ist in Nordsyrien derzeit eine schwere Aufgabe. Zwischen den Trümmern von Aleppo lauert die Entmutigung. „Aber dank unseres Engagements versuchen wir wirklich, uns durch unser persönliches Leben, unser spirituelles Leben zu unterstützen, um ein wenig Schwung zu haben und weiterzumachen", gibt Pater Daoud zu. „Ich glaube, dass der Herr hier ist, um uns zu sagen: Wacht auf! Als Jesus mit der Angst kämpfte, fand er seine Jünger schlafend vor und weckte sie. Ich versuche auch, zusammen mit der Gemeinde so viel wie möglich wach zu sein, um ein wenig auf die Bedürfnisse dieser Menschen einzugehen."

Welche geistliche Perspektive will Pater Daoud zu Ostern den Menschen zeigen? Das wollten wir von ihm wissen. „Ich versuche, all diesen Menschen zu sagen, dass wir Christen sind, wo wir es wirklich sind und wo nicht. Wenn man wirklich Christ sein will, muss man Zeuge sein in Zeiten der Trauer und in Zeiten der Freude, in schwierigen und in glücklichen Tagen". Pater Daoud spürt in sich den Wunsch, „den Geschmack am Leben, den Wunsch zu leben, eine Freude am Leben" zu vermitteln. Denn ohne diesen Wunsch „lohnt es sich nicht, Christ zu sein". Ein österlicher Weckruf.

(vatican news – gs)

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08. April 2023, 12:50