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Ukrainischer Soldat betet vor der Abreise an die Front, Ende Februar Ukrainischer Soldat betet vor der Abreise an die Front, Ende Februar  (AFP or licensors)

Ukraine: An der Front gibt es keine Atheisten

„Not lehrt beten“, sagt das Sprichwort. Ein Bischof aus der Ukraine bestätigt das: Krieg mache fromm, an der Front gebe es keine Atheisten.

Jan Sobilo ist römisch-katholischer Weihbischof des Bistums Charkiw-Saporischschja; beide Ortsnamen sind seit dem russischen Überfall auf die Ukraine auf traurige Weise bekanntgeworden.

„Ein großer Teil unserer Diözese ist besetzt“, berichtet der Bischof Radio Vatikan. „Unsere Priester haben keine Möglichkeit, dorthin zu gelangen, um den Menschen die Beichte abzunehmen, die Messe oder die Fastengottesdienste zu feiern.“

Dennoch komme das religiöse Leben im Bombenhagel keineswegs zum Erliegen. Eher im Gegenteil.

Eine Online-Untergrundkirche entsteht

„Die Gläubigen in diesen Gebieten, die Zugang zum Internet haben, nehmen online Kontakt zu unseren Priestern auf. Und dort, wo wir die Möglichkeit dazu haben, versuchen wir, die Messe oder den Kreuzweg zu feiern.“

Bischof Sobilo
Bischof Sobilo

Das hat in diesen Tagen auch der griechisch-katholische Großerzbischof der Ukraine bestätigt: In einem Interview sagte Swjatoslaw Schewtschuk, viele Katholiken in den russisch besetzten Gebieten praktizierten ihren Glauben jetzt im Untergrund – wie zur Sowjetzeit. Laien träfen sich am Sonntag in Wohnhäusern, beteten zusammen, verfolgten die Göttliche Liturgie im Internet mit.

Gespräch mit einem ukrainischen Bischof über Krieg und Glauben im Untergrund - Radio Vatikan

Wie im Kalten Krieg

„Nach dem, was ich sehe, haben viele Gläubige ihre Frömmigkeit sehr stark wiederbelebt“, sagt uns Bischof Sobilo. „Wie die Militärs sagen: An der Front gibt es keine Atheisten.“

Während des Kalten Krieges war den Katholiken in der Ukraine jede Religionsausübung verboten; Priester, Ordensleute, einfache Gläubige wurden verfolgt, einige auch ermordet. Die Bischöfe saßen in Haft, Großerzbischof Slipyj ging 1963 nach Rom ins Exil.

Das Treffen Johannes Pauls mit Gorbatschow 1989 sorgte dafür, dass die katholische Kirche der Ukraine wieder legal wurde
Das Treffen Johannes Pauls mit Gorbatschow 1989 sorgte dafür, dass die katholische Kirche der Ukraine wieder legal wurde

„Wir brauchen jetzt vor allem Gebet“

Erst Ende 1989 sorgte ein Treffen von Johannes Paul II. mit Sowjetführer Michail Gorbatschow dafür, dass die Katholiken beider Riten wieder aus den Katakomben herauskommen durften.

Der Appell von Bischof Sobilo: „Genau wie zu Beginn des Krieges brauchen wir jetzt vor allem das Gebet. Die Gottesmutter von Medjugorje erinnert uns daran, dass Gebet und Fasten sogar einen Krieg beenden können…“

(vatican news – sk und mariusz krawiec SSP)
 

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21. März 2023, 09:52