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Eine von Boko Haram zerstörte Kirche im Bistum Maiduguri (Archivbild). © Kirche in Not Eine von Boko Haram zerstörte Kirche im Bistum Maiduguri (Archivbild). © Kirche in Not  (Copyright: Aid to the Church in Need)

Nigeria: „Wandernde“ Koranschulen sind ein Problem

„Nigeria war noch nie so geteilt wie jetzt – entlang religiöser, ethnischer und regionaler Grenzen“. Das sagt der Weihbischof von Maiduguri, John Bogna Bakeni.

Gegenüber dem kirchlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ sprach er angesichts der Präsidentenwahlen, bei denen der Kandidat der Regierung gewonnen hat, von zahlreichen Gräben, die Afrikas bevölkerungsreichstes Land durchziehen. „Das ist ein Versagen der Politik, die es versäumt hat, Menschen zusammenzubringen.“

Bakeni ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, Nigeria durch Druck dabei zu helfen, „dass Rechtsstaatlichkeit und Religionsfreiheit eingehalten werden“. Nigeria sei „in gewisser Weise ein Entwicklungsland, dem beim Regieren geholfen werden muss“.

John Bogna Bakeni, Weihbischof von Maiduguri in Nordnigeria. © Kirche in Not
John Bogna Bakeni, Weihbischof von Maiduguri in Nordnigeria. © Kirche in Not

Bakeni ist seit Sommer 2022 Weihbischof im Bistum Maiduguri im Nordosten Nigerias. Die Region im Bundesstaat Borno gilt als Ursprungsregion der Terrorgruppe „Boko Haram“. Mittlerweile sei es dort etwas sicherer geworden, aber es handle sich nach wie vor um einen Guerillakrieg. „Besonders in den Dörfern ist die Lage noch angespannt, weil die Boko-Haram-Einheiten in den Busch und die Wälder zurückgedrängt werden konnten.“

„Christen unterdrückt, verfolgt, diskriminiert“

Muslime und Christen, die in der Region einen Anteil von etwa 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, lebten Seite an Seite zusammen. „Wir gehen auf denselben Markt, ins selbe Krankenhaus. Es gibt einen Dialog des Lebens.“ Dennoch werde besonders in Nordnigeria von Regierungsseite versucht, „Christen zu unterdrücken, zu verfolgen, zu diskriminieren und vom politischen und gesellschaftlichen Leben auszuschließen“, erklärte der Weihbischof.

Katholiken im Bistum Maiduguri beten den Kreuzweg (Archivbild von 2021) © Kirche in Not
Katholiken im Bistum Maiduguri beten den Kreuzweg (Archivbild von 2021) © Kirche in Not

Es sei jedoch ebenso falsch, in den Medien und der Öffentlichkeit vereinfachend von „Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen“ in Nigeria zu sprechen. Die Konflikte hätten zwar eine religiöse Dimension, aber es spielten auch politische, ethnische und weitere Faktoren eine Rolle.

Landkonflikt und Islamisierungs-Agenda

Das gelte auch im Konflikt zwischen Bauern und Hirten in weiten Teilen Nigerias. Durch die klimatischen Veränderungen fänden die Hirten immer weniger Weideland: „Also mussten sie ins Hinterland ziehen, und das schafft zwangsläufig Konflikte“, sagte Weihbischof Bakeni.

Neben dem Landkonflikt gebe es jedoch auch hierbei eine „Islamisierungs-Agenda“. Dessen müsse sich die internationale Gemeinschaft bewusst sein. „Manchmal wollen es die Verantwortlichen nicht hören. Aber für uns, die wir in dieser Realität leben, ist das alles sehr klar.“

Kritik an islamistischen Koranschulen

Als besonders problematisch bezeichnete Bakeni das traditionelle islamische Bildungssystem „Almajiri“. Dabei handelt es sich um „wandernde“ Koranschulen, für die kleine Kinder schon sehr jung ihre Elternhäuser verlassen. „Sie werden rein auf islamistischer Grundlage ausgebildet.“

Diese jungen Menschen würden zu einer leichten Beute von „Boko Haram“ und anderen radikalen Strömungen. „Sie werden sogar von Politikern während der Wahlkampf-Kampagnen benutzt“, berichtete Bakeni. Den staatlichen und kirchlichen Schulen komme deshalb eine wichtige Bedeutung zu, um der Radikalisierung entgegenzuwirken.

Kinder in einer katholischen Grundschule in Agbor/Nigeria. © Kirche in Not
Kinder in einer katholischen Grundschule in Agbor/Nigeria. © Kirche in Not

In dieser schwierigen Situation seien für die katholischen Christen Nordnigerias Gebet, Anbetung und Gemeindeleben essenziell, betonte der Weihbischof. „Wir brauchen den spirituellen Rückhalt. Wir haben bisher so viel erlitten. Aber all das hat uns angespornt, unser Leben aus dem Glauben zu stärken.“

Bola Tinubu neuer Präsident Nigerias

Nach den Präsidentschaftswahlen in Nigeria hat die Wahlkommission Bola Tinubu von der Regierungspartei All Progressives Congress (APC) zum Sieger erklärt. Fast 90 Millionen Wahlberechtigte waren am 25. Februar aufgerufen, den Nachfolger von Präsident Muhammadu Buhari zu wählen, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte.

Der Urnengang ist Medienberichten zufolge größtenteils friedlich verlaufen. Viele Wahllokale hatten jedoch mit organisatorischen Problemen zu kämpfen, was die Bekanntgabe der Wahlergebnisse verzögerte. Beobachter erwarten im Nachgang weitere Auseinandersetzungen.

(kirche in not – sk)

Neugewählter Präsident: Bola Tinubu
Neugewählter Präsident: Bola Tinubu

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02. März 2023, 10:25