Erzbischof: Christen im Irak wollen als Bürger anerkannt werden
?Wir fordern eine Verfassung, die sich auf Menschlichkeit gründet – nicht auf Religion“, sagt der syrisch-katholische Erzbischof Nathanael Nizar Wadih Semaan. Eine Verfassung, die auf einer bestimmten Religion basiere, bedeute, dass man gemäß dieser behandelt werden könne. Das aber möchten die Christen nicht. Sie wollten vielmehr als ?irakische Bürger“ behandelt werden
Nizar leitet die syrisch-katholische Kirchenprovinz Adiabene mit Sitz in Ankawa bei Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan. Er sagt, die Christen bemühten sich um gute Beziehungen zur Zentralregierung und zur kurdischen Verwaltung. Sie verlangten ?nichts Besonderes, wir wollen, dass unsere Menschenwürde genauso akzeptiert wird wie die aller anderen Iraker.
Nur noch halb so viele Christen im Irak wie 2014
Nach Angaben des Berichts ?Verfolgt und vergessen?“, den ?Kirche in Not“ im Frühjahr 2023 veröffentlicht hatte, ist die Verfassung von 2005, die derzeit im Irak gültig ist, widersprüchlich. Sie schütze zum einen die religiösen Rechte von Christen und anderen Minderheiten. Zum anderen bestimme sie den Islam ?zur Staatsreligion und zu einer Quelle der Gesetzgebung.“ Vom Islam zum Christentum zu konvertieren, ist gesetzlich verboten. Christen fühlten sich nach wie vor in Eigentumsfragen, am Arbeitsplatz und bei öffentlichen Ämtern benachteiligt. Zusätzlich fühlen sich die Christen von Schläferzellen des "Islamischen Staates" (IS) bedroht.
Die irakische Regierung sei aber auch auf Christen und andere religiöse Minderheiten zugegangen. So sei Weihnachten seit 2020 ein nationaler Feiertag. Große Bedeutung habe der gehabt, der den Christen Hoffnung gegeben habe.
?Kirche in Not“ schätzt, dass es im Irak heute knapp 150.000 Christen gibt; 2014 waren es noch etwa doppelt so viele. Damals hatten die Eroberungen des IS begonnen. Sie hätten zu einem Völkermord an der christlichen Minderheit geführt und Zehntausende zur Flucht gezwungen.
(pm – fg)
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