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Argentinien: Menschenhandel mit Russinnen, die zur Entbindung kommen

Einer Untersuchung der nationalen Organisation Migraciones zufolge gibt es Organisationen, die „schwangeren russischen Frauen gegen eine hohe Geldsumme ein touristisches Paket für die Entbindung mit einem argentinischen Pass als Hauptgrund für die Reise anbietet“. Viele werdende Mütter seien in der zweiten Jahreshälfte 2022, also nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine, massenhaft in das lateinamerikanische Land gereist.

Diese tragische Situation treibe auch die Korruption voran. Nach argentinischem Recht können Ausländer, die ein argentinisches Kind haben, sofort eine Daueraufenthaltsgenehmigung erhalten, während für die Erlangung der Staatsbürgerschaft ein zweijähriger ununterbrochener Aufenthalt im Land nachgewiesen werden müsse.

In Argentinien geborene Kinder erhalten automatisch die argentinische Staatsbürgerschaft, argentinische Medien vermuten, das sei der wahre Grund für die Einreise. Als Eltern eines argentinischen Kindes können die Paare aus Russland ebenfalls recht einfach die Staatsangehörigkeit beantragen. Ein argentinischer Pass gilt als attraktiv: Argentinische Staatsbürger können ohne Visum in mehr als 160 Länder reisen. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist die Einreise für russische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in andere Länder, etwa in der EU, schwieriger geworden.

Zuspitzung

Die Angelegenheit spitzte sich zwischen Mittwoch, dem 8. und Donnerstag, dem 9. Februar zu, als die Einwanderungsbehörden sechs schwangere russische Frauen, die gerade auf dem internationalen Flughafen von Ezeiza gelandet waren, unter dem Vorwurf festnahmen, „falsche Touristen“ zu sein. Die sechs Frauen reichten eine Klage ein, mit der Begründung des Grundsatzes der persönlichen Unverletzlichkeit, und am Freitag, den 10. Februar, ordnete ein Bundesrichter an, dass sie ins Land einreisen dürfen, nachdem sie in einigen Fällen mehr als 48 Stunden auf einem Stuhl am Flughafen verbracht hatten. Menschenhandelsnetze, die im Austausch gegen große Geldsummen unwahre Versprechungen machten, seien eine Sache, das Recht der Frauen, nach Argentinien einzureisen und hier ihre Kinder zu bekommen, eine andere, so die Organisation Migraciones. „Sie sind Opfer“, erklärte der Anwalt von drei der sechs Frauen, die am Flughafen festgenommen wurden.

In derselben Nacht, am Freitag, den 10., kurz nach dem Gerichtsurteil, kamen 33 schwangere russische Staatsangehörige mit einem Flug der Ethiopian Airlines aus Addis Abeba in Buenos Aires an.

„Von den 985 Entbindungen, die wir im Jahr 2022 erlebt haben, waren 85 für russische Frauen, 37 davon allein im Dezember. Dieser Trend setzt sich weiter fort“, so der Leiter der Abteilung für Mütter und Kinder im Krankenhaus Fernández, einem der anerkanntesten öffentlichen Gesundheitszentren in Buenos Aires.

Die öffentlichen Gesundheitszentren des Landes behandeln die Patienten kostenlos, unabhängig davon, ob sie argentinische Papiere haben oder nicht. „Wir fragen sie nicht, wie sie nach Argentinien gekommen sind, aber es ist klar, dass eine Organisation dahinter steckt“, fügte der Leiter hinzu.

(fides – mg)

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18. Februar 2023, 14:08