Ukraine: Frauen drängen auf Freilassung von Kriegsgefangenen
Luca Collodi und Svitlana Dukhovych – Vatikanstadt
Vertreterinnen mehrerer Frauenverbände – darunter Mütter, Großmütter, Ehefrauen und Schwestern von Kriegsgefangenen – sprachen am Mittwoch am Rande der Generalaudienz mit Papst Franziskus. Sie nutzten dabei die Gelegenheit, ihren internationalen Aufruf zur Freilassung ihrer Verwandten und Freunde aus russischer Kriegsgefangenschaft zu erneuern.
Laut Schätzungen der ukrainischen Frauenverbände sind bislang 15.000 ukrainische Soldaten in russische Kriegsgefangenschaft geraten, sie werden in den prorussischen Republiken auf ukrainischem Gebiet oder in Gefängnissen der Russischen Föderation festgehalten.
Appell an die UNO und an Diplomaten
„Wir appellieren an internationale Organisationen wie die UN-Menschenrechtskommission und das internationale Rote Kreuz und bitten sie zu handeln“, bekräftigte Nadia, eine der Aktivistinnen, im Gespräch mit Pope. Nadia vertritt Angehörige von Soldaten aus Mariupol, die in Gefangenschaft geraten sind. „Auch richten wir uns an die jeweiligen Botschafter, etwa der Türkei, um etwas zu erreichen, und ebenso an unsere eigene Regierung, damit sie sich noch mehr einsetzt. Ebenso haben wir die Vertreter der ukrainischen orthodoxen Kirche um Hilfe gebeten“, so die Frau weiter.
Im Interview schildert Nadia die prekäre Lage der ukrainischen Soldaten. Viele von ihnen seien bereits im Sommer gefangen genommen worden und harrten unter schrecklichen Umständen in Gefangenschaft aus: „Viele ukrainische Soldaten werden in der Kälte und oft ohne Essen gelassen. Es ist unmöglich, sie mit warmer Winterkleidung zu versorgen.“ Auch seien viele der Soldaten eigentlich auf Medikamente zur Behandlung verschiedener Krankheiten angewiesen, was wohl kaum gewährleistet werde, wie sie vermutet.
Ukrainerin: „Bereits 1.300 Personen freigelassen"
Um diese Männer freizubekommen, gelte es auf internationaler Ebene Druck auszuüben, „damit wir im Einklang mit dem Völkerrecht handeln können, damit wir erfahren, wo die ukrainischen Gefangenen festgehalten werden, unter welchen Bedingungen sie leben, und damit ihre Familien direkten Kontakt zu ihnen aufnehmen können.“
Immerhin habe Russland bereits 1.300 Personen freigelassen, berichtet die Ukrainerin weiter. Nach einer Phase der Verhandlungen zwischen der ukrainischen und der russischen Regierung über Kriegsgefangene herrsche bei der Frage allerdings aktuell Stillstand, so Nadia.
„Vor diesem Hintergrund fordern wir die Wiederaufnahme dieses Verhandlungsprozesses und hoffen dabei auf die Unterstützung internationaler Organisationen, die mehr tun könnten als in der derzeitigen Situation. Wir sehen, dass unsere ukrainische Regierung auch viel tut, aber seit einiger Zeit ist alles zum Stillstand gekommen. Wir bitten alle Menschen, die ukrainischen Kriegsgefangenen nicht zu vergessen! Die Welt kann nicht friedlich Weihnachten begehen, wenn so viele Ukrainer gefoltert werden.“
Papst setzte sich für Gefangenenaustausch ein
Franziskus hatte bereits bei seiner Generalaudienz vor Weihnachten die Frau und den Sohn eines ukrainischen Kriegsgefangenen getroffen. Der Papst hat sich laut eigenen Angaben persönlich für einen Austausch von 300 Kriegsgefangenen zwischen Russland und der Ukraine bemüht und sich deswegen an den russischen Botschafter gewandt. Wie der Versuch endete, wurde derweil nicht bekannt. Franziskus versicherte Anfang November mit Blick auf „tut das, was er tun muss, auch gegenüber den Gefangenen“. Er selbst und der Heilige Stuhl hätten mit Blick auf den Krieg „viele diskrete Begegnungen geführt, viele Dinge mit gutem Ergebnis“, so Franziskus auf seinem Rückflug von Bahrain.
Hinweis: Berichte über die Anzahl der Kriegsgefangenen und deren Behandlung können aufgrund der fortwährenden Kriegssituation in der Ukraine nur schwer überprüft werden. Auch russische Soldaten befinden sich in ukrainischer Gefangenschaft. In den letzten Monaten konnten vereinzelt Gefangenenaustäusche erreicht werden.
(vatican news – pr)
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