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Die Bischöfe bei ihrer Vollversammlung in Lourdes Die Bischöfe bei ihrer Vollversammlung in Lourdes 

Frankreich: Bischöfe blicken in den Abgrund

Das Thema Missbrauch erschüttert ein weiteres Mal die katholische Kirche in Frankreich. Nachdem mit Jean Pierre Ricard jetzt sogar ein Kardinal sich selbst angezeigt hat, weil er vor Jahrzehnten ein junges Mädchen bedrängt habe, ist das Entsetzen groß.

„Ich bin am Boden zerstört“. Das sagt der Bischof von Arras, Olivier Leborgne, gegenüber Radio Vatikan. Leborgne ist auch Vize-Vorsitzender der französischen Bischofskonferenz, und die hat sich gerade bis Dienstag in Lourdes zu ihrer Herbst-Vollversammlung getroffen.

„Die Bischöfe sind wirklich betroffen. Betroffen zunächst angesichts der Opfer. Betroffen angesichts des Volkes Gottes – sie verstehen sehr gut, dass die Menschen erschüttert sind und viele das Vertrauen verloren haben. Tief berührt sind sie auch darüber, dass viele unserer Priester jetzt verunsichert sind.“

„Es gibt wirklich einen Skandal“

Elf amtierende oder emeritierte Bischöfe sind, wie am Dienstag bekannt wurde, vor zivilen oder kirchlichen Gerichten wegen sexueller Gewalt „angeklagt“. Und Kardinal Ricard, der frühere Erzbischof von Bordeaux, hat ein „verwerfliches“ Verhalten gegenüber einer 14-jährigen Minderjährigen vor 35 Jahren zugegeben. Dazu kommt der Fall Michel Santier: Der frühere Bischof von Créteil ist letztes Jahr vom Vatikan in den Ruhestand versetzt worden, doch erst unlängst stellte sich heraus, dass das wegen Missbrauchs geschehen war.

Bischof Leborgne
Bischof Leborgne

„Es gibt wirklich einen Skandal“, so Bischof Leborgne. „Doch die Bischöfe haben jetzt einige Entscheidungen getroffen, um voranzukommen und um viel klarer, viel effizienter im Umgang mit Missbrauch zu werden, wenn er von einem Bischof begangen wird.“ Der Episkopat hat eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, vor allem um die eklatanten Kommunikationsmängel zu beheben, die sich im Fall Santier gezeigt haben.

„Katholiken fühlen sich doppelt betrogen“

„Kommunikation ist ein Akt der Gerechtigkeit. Es geht darum, deutlich klarere Verfahren zu haben, um in diesen Fragen der Kommunikation, der Öffentlichkeit der Sanktionen deutlich besser aufgestellt zu sein. Dazu wird eine Delegation nach Rom reisen. Einige Bischöfe, aber auch qualifizierte Personen, sollen dafür sorgen, dass sich die Beziehungen zwischen Rom und den Bischöfen in solchen Fällen flüssiger gestalten.“

Kardinal Ricard - Aufnahme von 2006
Kardinal Ricard - Aufnahme von 2006

Die Katholiken in Frankreich fühlten sich, wie Bischof Leborgne einräumt, „doppelt betrogen“, weil man ihnen im Fall Santier nicht die Wahrheit gesagt habe. Das solle in Rom „deutlich zur Sprache gebracht“ werden. Die Verfahren in solchen Fällen sollten überarbeitet werden.

Frankreich: Neue Missbrauchs-Skandale in katholischer Kirche - ein Bericht von Radio Vatikan

Neu um Vertrauen werben

„Natürlich müssen die Bischöfe und Rom jeden einzelnen Fall sehr genau abwägen. Aber die Kommunikation nach außen muss im Vertrauen auf das Volk Gottes und mit Respekt vor ihm geschehen. Unsere Praktiken entsprechen nicht dem Respekt, den wir für das Volk Gottes haben.“ Jetzt sei es die Aufgabe von Bischöfen, Priestern und Ordensleuten, neu um das Vertrauen der Katholiken im Land zu werben.

„Wir müssen alle zusammen aus dieser Kultur herauskommen“

„Ich hoffe sehr darauf, dass es da ein Wir gibt, denn ich glaube, dass wir alle zusammen aus dieser Kultur herauskommen müssen - die Bischöfe für ihren Teil, aber auch alle zusammen. Wir befinden uns auf einem Weg, und nur die Zukunft wird zeigen, ob wir in eine tiefe und echte Bekehrung eingetreten sind. Ich habe keine magische Lösung, um das beschädigte Vertrauen wiederherzustellen, außer mich zu bekehren und der Kirche in Frankreich dabei zu helfen, sich zu bekehren…“

(vatican news – sk)
 

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09. November 2022, 13:11