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Kardinal Hollerich auf einem Archivbild Kardinal Hollerich auf einem Archivbild 

Kardinal Hollerich: Hierarchisches Kirchenmodell hat ausgedient

Einmal mehr hat der Luxemburger Erzbischof, Kardinal Jean-Claude Hollerich, bekräftigt, dass er die Katholische Kirche mit dem Synodalen Prozess auf einem guten Weg sieht. Die Synode sei jedenfalls keine von oben herab, sondern erfülle sich im Hören auf die Stimmen der Getauften, durch die der Heilige Geist wirke.

Das hierarchische Kirchenmodell hat hingegen für den Generalrelator der Bischofssynode ausgedient. Das sei beim bisherigen Synodalen Prozess bereits mehr als deutlich geworden, sagte Hollerich Freitagnachmittag in Eisenstadt im Rahmen des Martinsfestes. „Wir alle sind die Kirche, sind das Volk Gottes, der Bischof gehört genauso dazu. Manchmal geht er voran, manchmal ist er mittendrin, manchmal geht er hinterher.“

Bischof geht gemeinsam mit dem Volk

Dieses Hören auf das Volk Gottes sei vor allem auch für die Kirchenleitung von besonderer Bedeutung. Hollerich berichtete über eigene Erfahrungen, dass er sich etwa stets bemühe, mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen, um deren Lebenswelten kennenzulernen, die sich ja ständig änderten. Was andere Menschen in ihren Familien mitbekommen, sei bei den Geistlichen in dieser Form weniger möglich: „Wenn ich mich als Bischof immer nur mit der gleichen kleinen Gruppe umgebe, die genauso denkt wie ich, und wir uns gegenseitig immer bestätigen, dann verlieren wir den Kontakt zur Realität.“

Nicht alle gleich schnell unterwegs

Das Volk Gottes sei naturgemäß mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs, „auch nicht alle in der gleichen Spur, manche auch etwas weiter rechts oder links“. Aber, so der Kardinal: „Wenn wir in diesem Unterwegs-Sein auf Christus schauen, der in unserer Mitte geht, dann sehen wir durch ihn auch immer unsere Mitgeschwister.“ Diese Geschwister gelte es bei aller Unterschiedlichkeit anzunehmen.

„Gehen wir diesen Weg gemeinsam und lernen wir voneinander“, so der Appell des Kardinals. Verschiedene Erfahrungen und Meinungen sollten als Bereicherung angesehen werden. Der Kardinal wandte sich in diesem Zusammenhang auch gegen ein „europäisches, rechthaberischer Christentum“. Im Blick auf die Evangelisierung sagte Hollerich: „Wenn ich den Leuten gleich zuerst mit der Moral komme, dann wird sich niemand für das Christentum interessieren. Wenn ich aber vom Leben rede, wie ich von Christus fasziniert bin, dann hören die Leute zu.“

„Gehen wir diesen Weg gemeinsam und lernen wir voneinander“

Der Kardinal und Präsident der Kommission der Bischofskonferenz der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) äußerte sich im Rahmen der Martini-Dankfeier im Eisenstädter Dom. Im Anschluss an die Ausführungen des Kardinals, der beim heutigen Martinsfest der Ehrengast war, überreichte Bischof Ägidius Zsifkovics päpstliche und diözesane Auszeichnungen an verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche. Beschlossen wurde das Martinsfest 2022 mit dem traditionellen Laternenumzug vom Schloss Esterházy zum Dom, wo die Kindersegnung stattfand.

(kap - cs)

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12. November 2022, 11:23