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Andrea Riccardi, Gründer von Sant'Egidio gemeinsam mit den Staatspräsidenten Italiens und Frankreichs, Emmanuel Macron und Sergio Mattarella Andrea Riccardi, Gründer von Sant'Egidio gemeinsam mit den Staatspräsidenten Italiens und Frankreichs, Emmanuel Macron und Sergio Mattarella 

Sant’Egidio Friedenstreffen: „Ein dritter Weltkrieg wäre definitiv der letzte“

Sowohl Freude als auch Anspannung waren bei der Auftaktveranstaltung des Sant'Egidio-Friedenstreffens im Kongresszentrum „La Nuvola“ in Rom zu spüren. Ein Friedenstreffen während eines Krieges inmitten Europas? Das fühlt sich besonders an, unterstrich unter anderem der französische Präsident Emmanuel Macron in seiner Rede.

Für Radio Vatikan war Sabine Meraner bei der Eröffnung des Friedenstreffens am Sonntagabend mit dabei. Sie berichtet im Kollegengespräch, um was er ging.

Was waren die Themen, über die bei der Startveranstaltung gesprochen wurden?

Sabine Meraner (Radio Vatikan): Wir alle sitzen im selben Boot, so könnte man es zusammenfassen, und gerade durch die vielen eingeladenen Gäste aus den unterschiedlichen Religionen und Kulturen hatte man das Gefühl, als könnte diese Botschaft auch überall in die Welt hinausgehen. Die Referenten haben diese Stimmung vor allem durch ihre Reden produziert und auch dieses Bild vom gemeinsamen Boot direkt angesprochen. Andrea Riccardi hat das erwähnt und auf Papst Franziskus verwiesen, der das auch schon benutzt hat. Es war Aufbruchsstimmung und Freude zu spüren, ein gutes Miteinander zwischen den unterschiedlichen Religionen und Kulturen. Bei manchen Religionsvertretern hat man gemerkt, dass sie sich freuen, sich wiederzusehen.

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Das heißt, es herrschte eine gute Stimmung im Saal?

Meraner: Es war locker und freundschaftlich, aber es gab so eine besondere Stimmung im Saal, sicher auch wegen des aktuellen Ukrainekrieges, so als ob dieser Wunsch nach Frieden nicht nur ein Anliegen ist, sondern dass es Frieden wirklich braucht, weil es sonst schlecht für die Erde ausschaut. Es wurde auch von Rednern erwähnt, dass ein ,dritter Weltkrieg' zum Beispiel definitiv ,der letzte' wäre - etwa wenn Atomwaffen ins Spiel kommen oder auch jede andere Auseinandersetzung, wo Atomwaffen zum Einsatz kommen.

Inwieweit war der Krieg in der Ukraine bei der Startveranstaltung präsent?

Meraner: Sehr präsent. Ich glaube, kein einziger Redner hat den Krieg in der Ukraine nicht erwähnt. Besonders deutlich wurde Emmanuel Macron, der sehr lange über Russland seit der Pandemie bis hin zum Angriff gesprochen hat und auch darüber, wie stark die orthodoxe Kirche von Russland beeinflusst ist und welche wichtige Rolle die Religionen haben, wenn es um Frieden geht. Es hat auch eine Ukrainerin darüber gesprochen, wie sie den Kriegsbeginn erlebt hat und wie die Situation in der Ukraine ist. Das war sehr plastisch und eindrucksvoll. Der Ukrainekrieg hat vor allem auch zur etwas besorgten Stimmung beigetragen, was Atomwaffen betrifft, aber auch andere Kriegsländer sind erwähnt worden.

Der französische Präsident Emmanuel Macron
Der französische Präsident Emmanuel Macron

Die Referierenden und Ehrengäste sind international und gehören unterschiedlichen Religionsgemeinschaften an. Konnte man dies auch bei den Teilnehmern sehen?

Meraner: Besonders auffallend waren die internationalen Teilnehmenden in den ersten zehn/fünfzehn Reihen. Das waren die reservierten Plätze, also jene der eingeladenen Gäste, wo man gesehen hat, dass da Personen aus allen Religionen und Kulturkreisen dabei waren. Das war wirklich interreligiös und international. Weiter hinten waren die Plätze gefüllt vor allem von italienischen Teilnehmenden oder der europäischen Presse, aber auch vereinzelt internationale Besucher und Presseleute habe ich entdeckt, wie ein Mann mit einer Schleife um den Arm mit dem Wort „press“ und asiatischen Schriftzeichen. An den Namenskärtchen konnte man erkennen, dass viele der Gemeinschaft Sant‘ Egidio selbst angehören. Und besonders am langen Applaus für Präsident Mattarella ist deutlich geworden, dass viele Menschen aus Italien anwesend waren. 

Friedensgebet des Papstes mit Religionsvertretern am Kolosseum

Am Sonntagnachmittag wurde das von der Gemeinschaft Sant'Egidio geförderte internationale Treffen „Der Schrei nach Frieden – Religionen und Kultur im Dialog" eröffnet, an dem drei Tage lang in Rom die großen Weltreligionen zusammen mit Vertretern aus der Welt der Kultur und der Institutionen aus über 40 Ländern der Welt teilnehmen werden.

An der Eröffnungsversammlung nahmen am Sonntagnachmittag der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella, der französische Staatspräsident Emmanuel Macron, der Gründer von Sant'Egidio, Andrea Riccardi, und der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, sowie der französische Oberrabbiner Haim Korsia und der Generalsekretär der Muslimischen Weltliga, Abdul Karim Al-Issa, teil. Auch die Ukrainerin Olga Makar wurde als Zeugin gehört.

Für die kommenden Tage werden weitere wichtige Persönlichkeiten erwartet, die im Rahmen von insgesamt 14 Foren im Kongresszentrum ,La Nuvola' sprechen werden. Höhepunkt am Dienstagnachmittag ist die Teilnahme von Papst Franziskus an einem Gebet für den Frieden der Religionen im römischen Kolosseum, das Pope live und mit deutschem Kommentar überträgt

 

(vatican news/sant'egidio - sm/pr)

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24. Oktober 2022, 12:16