Sri Lanka: Terroropfer danken Papst für finanzielle Hilfe
Deborah Lubov und Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Kardinal Malcolm Ranjith aus Sri Lanka ist Papst Franziskus dankbar, dass er die Initiative ergriffen hat, den Familien der Opfer und Überlebenden der Terroranschläge vom Ostersonntag 2019 100.000 Euro zukommen zu lassen.
Im Interview mit Pope lobt der Erzbischof von Colombo, der viele Jahre im Vatikan gedient hat, die Großzügigkeit des Heiligen Vaters, die etwa 400 Familien erreichen soll, die von den Selbstmordattentaten 2019 betroffen sind.
Der Kardinal erklärt auch, was seiner Meinung nach erforderlich ist, damit Sri Lanka seine politischen, wirtschaftlichen und sozialen Krisen überwinden kann.
Die Finanzhilfe des Papstes in Höhe von umgerechnet 100.000 Euro wurde in Anwesenheit des Apostolischen Nuntius Erzbischof Brian Udaigwe und Kardinal Malcolm Ranjith von Colombo in der Kirche St. Anthony in Kochchikade an rund 400 Familien ausgezahlt. Die Kirche war eines der Ziele der islamistischen Attentäter.
Vor dem Hintergrund der verheerenden Wirtschaftskrise, unter der auch die von den Anschlägen betroffenen Familien zu leiden haben, habe man beschlossen, diese Hilfsmittel zu diesem bestimmten Zeitpunkt zu verteilen, erklärte Kardinal Ranjith, der die allgemeine Lage im Land weiter als „besorgniserregend“ beschreibt:
„Wir haben festgestellt, dass die Menschen auch wegen der Wirtschaftskrise gerade jetzt dringend Hilfe brauchten. Also haben wir beschlossen, das Geld jetzt zu geben, in diesem Moment, und es den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen entsprechend zu verteilen. Wir haben den gesamten Betrag unter den Betroffenen aufgeteilt: 400 Familien aus der St. Sebastian's Church, Negombo Kartarpur und der St. Anthony's Church - auch für die Evangelische Kirche haben wir eine bestimmte Summe bereitgestellt und an das Caritas-Büro der jeweiligen Diözese geschickt. Wir haben auch einige größere Beträge für Opfer bereitgestellt, die nach dem Attentat ans Bett gefesselt sind und ständige medizinische Betreuung benötigen, und die für Pflege und andere Dinge aufkommen müssen."
Am Samstag, den 13. August, und am Sonntag, den 14. August, sei das Geld bei zwei Zeremonien verteilt worden, zu denen man auch den Apostolischen Nuntius eingeladen habe.
„Die Wirtschaftskrise hatte katastrophale Auswirkungen, es gibt viel Arbeitslosigkeit, also viele Familien ohne Einkommen, die sich oft nicht einmal ein Essen am Tag leisten können. Wie immer sind die Leidtragenden vor allem die Kinder,“ beklagt der Kirchenmann. Die Regierung des im Juli abgesetzten Präsidenten habe hohe Staatsschulden angehäuft und das Land durch jahrelange Korruption heruntergewirtschaftet.
Seiner Meinung nach könne man die Krise nur durch eine vollkommene Erneuerung in den Griff bekommen. Und dazu brauche man die Hilfe der internationalen Gemeinschaft.
„Das Land hat auch eine ernsthafte Erosion der Demokratie erlitten, die durch drei Faktoren verursacht wurde. Der erste ist die allmähliche Untergrabung der Rechtsstaatlichkeit und die Einmischung der politischen Führer in die Justiz, die dazu geführt hat, dass Gerechtigkeit für unser Volk keine Rolle mehr spielt. Wir wollen also, dass dies korrigiert wird. Zweitens ist das Ausmaß der Korruption in unserem politischen System sehr hoch, nur einige wenige Personen - oder besser gesagt einige wenige Familien - verdienen Unsummen, während der Großteil des Volkes in bitterer Armut lebt. Diese Korruption muss aufhören, und es muss ein wirksames Kontrollmittel geschaffen werden. Drittens: Die Menschenrechtsverletzungen nehmen zu; je mehr die Menschen protestieren, desto repressiver werden die Regierungen. Es gibt also eine Menge unbeantworteter Fragen."
All dies erfordere einen Wandel in der Gesellschaft des Landes, so der Kardinal:
„Wir möchten, dass die internationale Gemeinschaft Druck auf unsere Regierung ausübt, um sicherzustellen, dass diese Fehler korrigiert werden, und wir bitten darum, dass uns Hilfe in einer Weise gewährt wird, dass jeder Art von Korruption ein für allemal das Handwerk gelegt wird. Unser Land braucht Hilfe, allerdings unter klaren Bedingungen, damit Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Ehrlichkeit und der Schutz der Menschenrechte gewahrt bleiben.“
Kampf um Gerechtigkeit für die Opfer
Ranjith wirft der Regierung von Sri Lanka seit Langem vor, die Ermittlungen zu den eigentlichen Hintermännern der Bombenanschläge vom Ostersonntag 2019 zu verschleppen, um eine mögliche Verwicklung prominenter Politiker und Geheimdienstmitarbeiter zu vertuschen.
Hintergrund
Bei einer Serie von Bombenanschlägen in Sri Lanka am Ostersonntag 2019 (21. April 2019) kamen mindestens 253 Menschen ums Leben und 485 weitere Personen wurden verletzt. Zeitnah wurden drei Kirchen und drei Hotels durch Selbstmordattentäter angegriffen.
(vaticannews-skr)
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