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Flüchtlinge in der Provinz Idlib Flüchtlinge in der Provinz Idlib 

Syrien: „Letzten Hilfskorridor offenhalten“

Amnesty International appelliert an die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats, den Mechanismus für grenzüberschreitende humanitäre Hilfslieferungen nach Nordwest-Syrien zu verlängern.

Mindestens vier Millionen Menschen, darunter auch Binnenvertriebene, seien von diesem Hilfskorridor abhängig, so der Menschenrechtsverband. Ein zeigt die extrem schwierigen Lebensbedingungen von Binnenvertriebenen in den Lagern der Region. Der UNO-Mechanismus läuft am 10. Juli aus.

Etwa 1,7 Millionen Vertriebene, 58 Prozent davon Minderjährige, leben derzeit in Lagern in Nordwest-Syrien – ohne Aussicht auf eine dauerhafte Lösung. Sie sind für ihr Überleben gänzlich von internationalen Hilfslieferungen abhängig, da die syrische Regierung ihren Zugang zu wirtschaftlichen und sozialen Rechten einschränkt oder ganz verweigert. Die meisten von ihnen sind seit Jahren in Zelten untergebracht und haben kaum oder keinen Zugang zu fließendem Wasser und Sanitäreinrichtungen, was die Gefahr von Krankheiten birgt.

 

Einzige Chance für Hilfslieferungen

Franziska Vilmar, Expertin für Asylpolitik bei Amnesty International in Deutschland, erklärt: „Die einzig wirksame Lösung für angemessene humanitäre Hilfe in Nordwest-Syrien ist die Verlängerung des bestehenden Mechanismus für Cross-Border-Hilfe. Der Sicherheitsrat muss das Mandat dafür dringend verlängern. Seit die syrische Regierung die Kontrolle über den Nordwesten des Landes verloren hat, hat sie die Strom- und Wasserversorgung gekappt, Hilfslieferungen behindert und Lager, medizinische Einrichtungen und Schulen angegriffen.“

Unangemessene Unterbringung, nicht genug Wasser

Mehr als die Hälfte aller Binnenvertriebenen in Nordwest-Syrien lebt in einem von 1.414 Lagern, in der Regel in 1-Kammer-Zelten ohne Türen oder Schlösser, die keinen Schutz vor der extremen Kälte und Hitze in der Region bieten. Dies verstößt nach Amnesty-Einschätzung gegen das völkerrechtlich verbriefte Recht auf menschenwürdigen Wohnraum. Wasser steht für die Binnenvertriebenen zumeist in gemeinschaftlichen Wassertanks bereit, doch die ihnen zugeteilte Menge ist, so Amnesty, „nicht einmal die Hälfte dessen, was sie eigentlich benötigen“. Nur 40 Prozent der Binnenvertriebenen hätten Zugang zu funktionstüchtigen Latrinen.

Die Lagerbewohner sagten Amnesty International, dass sie im Winter Schwierigkeiten haben, sich warm zu halten, ihr Zelt und ihre Habseligkeiten trocken zu halten und alltägliche Aufgaben zu verrichten wie Wasser zu holen und zur Toilette zu gehen. Heftige Regenfälle, Überschwemmungen und schlammige Wege machten all dies oft unmöglich. Die Menschenrechtsorganisation spricht auch von Fällen „geschlechtsspezifischer Gewalt“: „Dieses Risiko wird noch verstärkt durch Überfüllung, mangelnde Privatsphäre, nicht eingezäunte Lager, nicht abschließbare Zelte und die Ausgrenzung von Frauen und Mädchen aus Entscheidungsprozessen.“

(amnesty international – sk)
 

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05. Juli 2022, 09:26