Nuntius in Kiew: Beten wir für den Mut, den Frieden zu wählen
Mario Galgano und Svitlana Duckhovych - Vatikanstadt
Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin telefonierte mit dem ukrainischen Großerzbischof Swjatoslav Schewtschuk, dem Oberhaupt der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche der Ukraine. Parolin wollte damit die Verbundenheit des Heiligen Stuhls mit der katholischen Kirche in der Ukraine und die Solidarität mit der Bevölkerung des Landes „in dieser schwierigen Zeit der Eskalation des Konflikts um die Ukraine“ bekunden.
Großerzbischof Schewtschuk informierte Kardinal Parolin über den Dienst, den die ukrainisch griechisch-katholische Kirche unter den derzeitigen Bedingungen der Bedrohung durch eine groß angelegte russische Invasion leiste, und dankte dem Heiligen Stuhl für seine ständige Aufmerksamkeit für die Situation. Das Oberhaupt der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche bedankte sich insbesondere für „den neuen Aufruf von Papst Franziskus vom Sonntag beim Angelus, für den Frieden in der Ukraine zu beten und die Gefahr eines Krieges abzuwenden“. „Das ukrainische Volk spürt die besondere Sorge des Heiligen Vaters um den Frieden in der Ukraine und schätzt die diplomatischen Bemühungen des Heiligen Stuhls um die Überwindung der gegenwärtigen internationalen Krise.“
„In diesem unruhigen Moment möchte ich Ihnen, dem Episkopat, den Priestern und Gläubigen der von Ihnen geleiteten Kirche und dem gesamten ukrainischen Volk die Unterstützung des Heiligen Stuhls zusichern, seine Solidarität bekunden und das Gebet für alle zusichern“, schloss Kardinal Parolin sein Statement ab, wie die griechisch-katholische Kirche der Ukraine in einer Mitteilung bekannt gab.
Sehr besorgt
„Ich stelle fest, dass die Menschen in der Ukraine sehr besorgt sind und auch Angst haben“, sagt der Nuntius in Kiew, Erzbischof Kulbokas, gegenüber Radio Vatikan. „Ich muss jedoch sagen, dass die Ukrainer im Allgemeinen auch eine große Widerstandsfähigkeit zeigen. Der Grund dafür ist, dass der Konflikt in den östlichen Gebieten bereits seit fast acht Jahren andauert, so dass auch eine gewisse menschliche Kapazität zur Bewältigung von Notsituationen vorhanden ist. Die Angst ist groß, die Anspannung ist hoch, aber trotzdem leisten die Menschen ganz gut Widerstand.“
Man könne sagen, dass die Spannung groß sei, so Erzbischof Kulbokas. Denn es sei so, als ob man den Krieg riechen könne, „was alle beunruhigt“, fügt der Vertreter des Papstes in der Ukraine hinzu. Es beunruhige diejenigen, die Kinder haben, diejenigen, die mit älteren Menschen zusammenleben, schwangere Frauen, aber hier versuche die Kirche, die Bevölkerung zu beruhigen: „Und das ist meiner Meinung nach auch Teil der Aufgabe der katholischen Kirche und generell der Kirchen und Religionsgemeinschaften, auch in Notsituationen zumindest eine relative Ruhe zu vermitteln.“
Das Gespenst eines weiteren Krieges abwenden
In der Zwischenzeit ist ein Appell aus Polen eingegangen: „Lasst uns als Christgläubige der verschiedenen Konfessionen Russlands, der Ukraine und Polens unsere geistlichen Kräfte vereinen, um das Gespenst eines weiteren Krieges in unserer Region abzuwenden“, schreibt Erzbischof StanisÅ‚aw ³ÒÄ…»å±ð³¦°ì¾±, Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz, in einem Brief an die orthodoxen und katholischen Bischöfe Russlands und der Ukraine.
Auch in der Kirche in Deutschland blickt man mit großer Sorge auf den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Weihbischof Stefan Zekorn, Bischöflicher Beauftragter für die Weltkirche im Bistum Münster, sagte: „Ein Krieg würde unzählige Tote bedeuten und die Okkupation durch Russland wäre in jeder Hinsicht eine Katastrophe für die liebenswerten Menschen in der Ukraine, die ihre Freiheit und Selbstbestimmung so hart erkämpft haben.“
Bei der Frage nach Waffenlieferungen aus Deutschland seien viele politische Aspekte zu berücksichtigen. Die Bundesregierung beachte mit Recht, dass Deutsche im Zweiten Weltkrieg sowohl den Menschen im heutigen Russland als auch in der Ukraine unendliches Leid zugefügt haben. „Vor allem kommt es jetzt darauf an, wirksame ökonomische Abschreckung zu organisieren und Moskau gegenüber glaubwürdig zu kommunizieren“, verdeutlichte Zekorn.
Stimme der Wahrheit angesichts vielfältiger Propaganda
In den vergangenen Tagen habe ihn ein Brief des Erzpriesters Ivan Sokhan aus Kiew erreicht, mit dem das Bistum Münster seit vielen Jahren in gutem Kontakt steht. Sokhan beschreibt darin die Situation in seiner Heimat und ruft zur Solidarität mit der Ukraine auf: „Euer Gebet, eure laute Stimme der Wahrheit angesichts vielfältiger Propaganda, euer konkretes Handeln in allen möglichen Bereichen, sei es sozial-caritative, politische oder militärische Hilfe zu unserer Selbstverteidigung, sind uns ausgesprochen wichtig.“ Der ukrainische Priester hat unter anderem im Bistum Trier studiert und bedankt sich in seinem Brief für die langjährige Solidarität vieler Vertreter von Pfarreien, Bistümern und Hilfswerken, der Malteser und der Caritas. „Dieses friedliche und freundliche Miteinander der mehr als 30-jährigen deutsch-ukrainischen Partnerschaft hat eine ganz neue Generation geprägt. Es gibt uns Hoffnung auf ein friedliches, freies und gerechtes gemeinsames Dasein“, schreibt Sokhan.
Zekorn gibt die Hoffnung auf einen friedlichen Ausgang des Konfliktes nicht auf: „Über Friedensabkommen und Rüstungskontrolle müsste eigentlich eine diplomatische Lösung zu erzielen sein.“ Er ruft zu Spenden an Caritas International oder das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis für die Menschen in der Ukraine auf. Letzteres lädt dazu ein, die Münchener Sicherheitskonferenz vom 18. bis 20. Februar mit einem Gebet für Frieden zu begleiten. In Münster versammelt sich die ukrainische Gemeinde am Sonntag, 20. Februar, um 15 Uhr in der Kapuzinerkirche zum ökumenischen Friedensgebet.
(vatican news/pm)
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