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Friedensaktivistin in Paris Friedensaktivistin in Paris 

Europa/Welt: Große Sorge um Stabilität in Europa

Der russische Einmarsch in die Ukraine sorgt für weitere Reaktionen in Kirchenkreisen, auch außerhalb von Europa. Hier eine Zusammenfassung, in ständiger Aktualisierung.

Von einem „Maskenfall“ sprach Kardinal Christoph Schönborn mit Blick auf die Invasion in seiner aktuellen „heute“-Kolumne: „Alles Beschwichtigen erweist sich als Lüge. Russland hat die Ukraine angegriffen, marschiert in ein selbstständiges Land ein, unter Missachtung seiner Souveränität. Die Maske des Völkerrechts wurde abgelegt und die rohe Gewalt zeigt ihr Gesicht.“

Beten für den Frieden

Sein Mitgefühl gelte dem ukrainischen Volk, das in seiner Geschichte schon „viele dunkle Stunden erlebt“ habe, so der Wiener Erzbischof im Vorfeld der überkonfessionellen Gedenkminute, die an diesem Freitag österreichweit um 15 Uhr stattfindendet. Bereits am Donnerstag hatte er via Twitter betont, dass der Krieg in der Ukraine „uns alle“ angehe: „Er ist eine menschliche Tragödie, die uns nicht gleichgültig sein darf. Die Ukraine ist uns so nahe, die Menschen dort brauchen unsere unbedingte Solidarität und unser Gebet.“

Auf Instagram äußerte sich auch der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler: Es herrsche Trauer, Wut, Entsetzen und Ohnmacht über die jüngste Eskalation – „der Dämon des Krieges ist zurück in Europa“. Es sei daher Zeit, innezuhalten und für den Frieden zu beten, verwies Glettler auf das heutige österreichweite Gedenken und Glockenläuten.

Wie kann zukünftige Friedensordnung aussehen?

Österreichs Militärbischof Werner Freistetter warnte angesichts des Krieges in der Ukraine vor „schwerwiegenden Konsequenzen für alle Staaten in Europa und für die internationale Gemeinschaft insgesamt“. Durch den Angriff Russlands hätten sich die Hoffnungen auf diplomatische Lösungen endgültig zerschlagen. „Viel menschliches Leid und schwere Zerstörungen werden die Folge sein“, so Freistetter.

Die Überzeugung, dass Krieg immer ein Übel und wegen seiner verheerenden Auswirkungen nicht als Mittel der Politik zur Erreichung nationaler Interessen zulässig sei, stelle eine entscheidende Einsicht christlicher Ethik dar. „Dies wurde vor allem nach den entsetzlichen Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs in der kirchlichen Verkündigung ganz besonders hervorgehoben.“ Laut Bischof Freistetter sollte jetzt die Frage gestellt werden, wie eine zukünftige europäische Friedensordnung aussehen kann.

Entsetzt über die „unfassbare Aggression“ Russlands in der Ukraine zeigte sich der in Wien wirkende Generalvikar des Ostkirchen-Ordinariats, Yurij Kolasa. Mit dem Einmarsch der russischen Truppen sei „der Tag, von dem wir alle hofften, er würde nie kommen, wahr geworden“. Kolasa appellierte namens der katholischen Ostkirchen an alle Verantwortungsträger, „die Ukraine weiterhin standhaft gegen diejenigen zu unterstützen, die diesen Krieg gegen die unschuldigen Bürger der Ukraine führen“.

Gebets- und Hilfs-Aufrufe aus Mittelosteuropa

Unter anderem in Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn verurteilten Bischöfe die kriegerische Eskalation, riefen zu Friedensgebeten auf und leiteten Hilfsmaßnahmen für Kriegsopfer und Flüchtlinge in die Wege.

Der polnische Bischofskonferenz-Vorsitzende Stanislaw Gadecki nannte das Handeln Moskaus „einen inakzeptablen und beschämenden Akt der Barbarei“. Der Erzbischof von Posen versicherte „allen Ukrainern in Polen und in der Ukraine“ Solidarität, Gebet und die Hilfsbereitschaft der Kirche. Die Gottesdienstkollekten vom kommenden Sonntag sowie vom Aschermittwoch sollen über die Caritas Polen für Kriegsflüchtlinge bestimmt sein.

Die katholische Kirche der Slowakei beriet in Bratislava mit Regierungsvertretern, der Caritas und dem Malteser Hilfsdienst über Möglichkeiten einer koordinierten Hilfe für die von den Kriegsfolgen Betroffenen in der Ukraine. Die slowakische Caritas arbeitet seit 2014 eng mit der Caritas Donezk in der Ostukraine zusammen.

Solidarität mit Flüchtlingen

Die böhmischen und mährischen Bischöfe verurteilten in einer Erklärung vom Donnerstagabend die „russische Aggression“ und drückten der Ukraine ihre volle Unterstützung aus und riefen zur Solidarität mit Flüchtlingen. Auch in dieser Ortskirche soll bei den Sonntagsgottesdiensten für Binnenflüchtlingen gesammelt werden.

In Ungarns Hauptstadt Budapest findet am Sonntagabend eine Friedensdemonstration auf dem Universitätsplatz statt, an der sich auch die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio und die Fokolar-Bewegung beteiligen. Angesichts der Eskalation in der Ukraine rief unter anderem der Metropolit der Ungarischen Griechisch-katholischen Kirche, Erzbischof Fülöp Kocsis, zu täglichen Abendgebeten für den Frieden auf.

„Die Nachrichten vom Krieg machen uns traurig und treiben etliche Menschen in die Verzweiflung", sagte Kocsis. Der römisch-katholische Bischof von Pecs, Laszlo Felföldi, lud für Samstagabend zu zeitgleichen Friedensgebeten in die Kirchen seiner Diözese ein. Felföldi bekundete seine tiefe Trauer über die Ereignisse im Nachbarland. „Unsere Nachbarn sind Gewalt ausgesetzt und gezwungen, ihre Häuser zu verlassen“, sagte der Bischof. Die Leben unschuldiger Menschen seien bedroht, rief Felföldi zur Abkehr vom Krieg auf.

Der Malteser Hilfsdienst hat eine Hilfskampagne zur Unterstützung von Flüchtlingen gestartet, die im Osten Ungarns ankommen und bat um Spenden zur Unterstützung der humanitären Hilfe. Im Fokus des Hilfswerks steht dabei insbesondere die Unterstützung von Familien mit Kindern, älteren Menschen, Kranken und Menschen mit Behinderungen.

Die katholische Bischofskonferenz von Russland hatte sich am Donnerstag schockiert über den Krieg gegen die Ukraine gezeigt. „Unsere Völker verdienen Frieden”, heißt es in einem Brief an die Gläubigen und die Priester. Die politisch Verantwortlichen müssten alles tun, „um den Konflikt zu beenden.”

Am Weg der Diplomatie festhalten

In Deutschland sprachen sich nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine mehrere deutsche Bischöfe für eine Verhandlungslösung und für Sanktionen gegen Russland aus. Es gehe darum, „russische Machtgelüste“ in die Schranken zu weisen, sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick am Donnerstag. „Erst dann kann der Weg der Diplomatie wieder aufgenommen werden.“ Es müsse alles dafür getan werden, dass die Auseinandersetzung durch Verhandlungen gelöst werde, forderte der Erzbischof, der bis vergangenes Jahr der Weltkirche-Bischof der Deutschen Bischofskonferenz war.

Wenn sich der Konflikt weiter ausweite, sei Gefahr auch für die Menschen in Deutschland in Verzug. Die befürchteten Flüchtlingsströme aus der Ukraine könnten destabilisierend wirken; es bestehe dann die Gefahr terroristischer Akte. Der Erzbischof sprach von einer „Gefahr für den Frieden in ganz Europa“. Ziel aller Diplomatie müsse zudem sein, stabile Beziehungen zwischen Russland und dem Westen, konkret der Europäischen Union, herzustellen. Dafür sei „viel Geduld und lange Zeit“ erforderlich.

Schnelle und deutliche Sanktionen

Der Münsteraner Bischof Felix Genn und Weihbischof Stefan Zekorn sprachen sich in einer gemeinsamen Stellungnahme für „schnelle und sehr deutliche Sanktionen gegen Russland“ aus. Dem russischen Präsidenten müssten „seine Grenzen aufgezeigt“ werden. In der Ukraine-Krise stünden die Deutschen „in einer besonderen Verantwortung“: Im Zweiten Weltkrieg hätten Deutsche Ukrainern „unendliches Leid zugefügt“. Die Unterstützung der Bundesregierung für die Ukraine müsse dieser Verantwortung gerecht werden; Deutschland selbst müsse hier zu „schmerzlichen Einschnitten“ bereit sein.

Die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) riefen gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) für kommenden Sonntagabend zum Gebet für den Frieden in der Ukraine auf. Alle seien eingeladen, „sich in Friedensgottesdiensten und gemeinsamen Gebeten mit den Opfern des Krieges zu verbinden und Frieden für die geschundene Ukraine zu erbitten', heißt es in einer gemeinsamen Aussendung vom Freitag.

Bereits am Donnerstag hatten beide große Kirchen in Deutschland eine sofortige Beendigung der Invasion, die Beachtung des Völkerrechts sowie konkrete Friedensbemühungen aller Beteiligten gefordert. Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, und die EKD-Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus, äußerten sich gemeinsam in Bonn.

USA: Mahnwache und Spendenaufruf

Auch außerhalb von Europa sorgte die Invasion bei Kirchenvertretern für Entsetzen und Entrüstung. Der Erzbischof der katholisch-ukrainischen Erzdiözese von Philadelphia, Borys Gudziak, nannte den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine eine „Kreuzigung vor den Augen der Welt". Moskau setze fort, was die ukrainisch-katholischen US-Bischöfe schon zuvor als „einen achtjährigen vom Kreml geführten Krieg" bezeichnet hatten, so der Erzbischof, der sich in den vergangenen Tagen in der Ukraine aufgehalten und anschließend in den Vatikan und nach Paris gereist war.

Mehrere katholische Organisationen in den USA riefen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine zu Spenden für die ukrainische Bevölkerung auf. Die Hilfsorganisation „Catholic Relief Services“ bittet um Unterstützung für die Ukrainer und verweist dabei auch auf die Caritas. Die ukrainische griechisch-katholische Erzdiözese von Philadelphia bietet über einen Link ebenfalls Kontaktmöglichkeiten für Hilfen an. Am Mittwoch hatten mehr als ein Dutzend prominente US-Glaubensführer bei einer Mahnwache in Washington für eine friedliche Lösung des Konflikts gebetet. Organisiert hatte die Aktion die Episkopalkirche in den USA und das „Friends Committee on National Legislation“.

(vatican news/kap – pr)
 

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25. Februar 2022, 11:00