USA: Eucharistie-Lehrdokument ohne Kommunionsverbot
Anne Preckel – Vatikanstadt
Mit großer Mehrheit, nämlich 222 Ja- zu 8 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen, hat die Bischofskonferenz das Eucharistie- Lehrdokument bei ihrer Herbstkonferenz in Baltimore im US-Staat Maryland angenommen. Spekulationen, Bischöfe sollten ermächtigt werden, katholischen Politikern die Kommunion zu verweigern, haben sich nicht bewahrheitet: Nur am Rande bezieht sich der dreißigseitige Text „Das Geheimnis der Eucharistie im Leben der Kirche“ auf Katholiken des öffentlichen Lebens, Namen werden nicht genannt.
Das Papier gleiche einer „Katechese zur Eucharistie“, nach Abschluss der Konferenz in einem Online-Artikel. Die Bischöfe wollen einer „eucharistischen Erneuerung“ den Weg bereiten und die Bedeutung des Sakramentes allgemein näherbringen, machten die Bischöfe selbst am Mittwoch in Baltimore deutlich. Hintergrund ist hier vor allem das nachlassende Verständnis der Eucharistie unter Katholiken in den USA. Kein kategorischer Ausschluss von der Kommunion ist also enthalten, doch verweist das Dokument auf die Schuld der Gläubigen: Niemand solle die Heilige Kommunion empfangen, wenn er von schwerer Sünde ohne vorherige Beichte und Freisprechung belastet sei, zitiert Catholic News Service aus dem 30-seitigen Text. Wer wissentlich und beharrlich die Lehren der Kirche zu moralischen Fragen ablehne, solle dem Empfang der Kommunion fernbleiben, heißt es weiter.
Besondere Verantwortung des Bischofs
Zur Rolle des Bischofs wird festgehalten, dieser habe eine „besondere Verantwortung“ beim Schutz der „Unversehrtheit des Sakraments“. Das Jesuitenmagazin wertet den Passus als ein Zugeständnis an Bischöfe, die mehr Entscheidungsmacht über die „Eucharistiewürdigkeit“ einzelner Gläubiger ausüben wollen. Laut dem Kirchenrecht bestimmen Ortsbischöfe, ob bestimmte Gläubige in ihrer Diözese von der Kommunion ausgeschlossen werden.
Manche US-Bischöfe hatten im Zuge der Eucharistie-Debatte in den USA ein Kommunionsverbot für Katholiken des öffentlichen Lebens gefordert, die in bestimmten Lebensschutz-Fragen nicht mit der katholischer Lehre übereinstimmen. Am häufigsten genannt wurden US-Präsident Joe Biden und die Sprecherin des Kongresses Nancy Pelosi, ebenfalls praktizierende Katholikin, die beide liberale Positionen zu Abtreibung und Euthanasie vertreten. Die Bischöfe diskutierten das Thema in den letzten Monaten außerordentlich kontrovers.
Die jetzige Abstimmung in Baltimore deutet hingegen auf eine Einigung der Bischöfe zugunsten einer allgemeiner gehaltenen Eucharistie-Empfehlung hin. So hatte es vor der Abstimmung in Baltimore zwar noch mehrere Änderungsanträge gegeben, die keine Mehrheit fanden, und es wurde eine halbe Stunde debattiert. Dabei ging es aber laut Berichten kaum mehr um Grundsatzfragen, sondern allein um einzelne Formulierungen. Bei der Frühjahrskonferenz, bei der die Bischöfe für die Ausarbeitung eines Eucharistie-Lehrdokumentes stimmten, hatte es noch eine Diskussion von über zwei Stunden mit über 40 Wortbeiträgen gegeben.
Vatikan mahnte zu Einheit und Zurückhaltung
Der Heilige Stuhl hatte im Laufe der Eucharistie-Debatte durchblicken lassen, dass er sich von den US-Bischöfen mehr Einigkeit und Zurückhaltung in der Frage wünscht und mit einem ausschließenden Eucharistie-Verständnis nicht einverstanden ist. Er selbst habe noch nie jemandem die Kommunion verweigert, erklärte Papst Franziskus im September, und empfing US-Präsident Joe Biden wenige Wochen später in Privataudienz im Vatikan.
Vor einer Spaltung des US-Episkopates über die Frage hatte der päpstliche Nuntius in den USA, Erzbischof Christophe Pierre, bereits auf der Frühjahrsvollversammlung der US-Bischöfe gewarnt. Im Mai wandte sich der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Luis Francisco Ladaria, in einem Brief an den Bischofskonferenz-Vorsitzenden José Horacio Gomez. Jede Diskussion über „Eucharistiewürdigkeit“ sollte „im größeren Rahmen der Würde des Kommunionempfangs aller Gläubigen kontextualisiert werden“, schrieb Ladaria – „und nicht nur einer Kategorie von Katholiken“, betonte der Glaubenspräfekt.
(vatican news/diverse – pr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.