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Kardinal Sean Patrick O'Malley Kardinal Sean Patrick O'Malley 

Kinderschutzkonferenz: Kontrollmechanismen unerlässlich

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser: Der Vorsitzende der Päpstlichen Kinderschutzkommission, Kardinal Seán Patrick O'Malley, hat sich für Kontrollmechanismen in der kirchlichen Missbrauchsprävention ausgesprochen.

In seinem Eröffnungsvortrag zum Auftakt der bekräftigte der US-amerikanische Kardinal am Sonntagnachmittag die Notwendigkeit „klarer und eindeutiger Strategien und Verfahren“ im Umgang mit kirchlichen Missbrauchsfällen. Improvisation könne in diesem Bereich zu „katastrophalen“ Ergebnissen führen, warnte O’Malley.

Mit Blick auf die existierenden kirchlichen Richtlinien sprach sich der Ordensmann zugleich für Kontrollmechanismen aus, um die Anwendung dieser Weisungen auch tatsächlich zu garantieren: „Wir brauchen wirksame Methoden, um die Einhaltung der Richtlinien zu prüfen und ihre Umsetzung zu überwachen. Schulungen und Hintergrundüberprüfungen für kirchliches Personal sind unerlässlich, ebenso wie die Durchführung von Sicherheitsaudits und die Sicherstellung, dass unsere kanonischen und zivilen Verfahren auf dem neuesten Stand sind und miteinander in Einklang stehen.“

Die Regionalkonferenz mit dem Titel „Unser gemeinsamer Auftrag, Gottes Kinder zu schützen“ bringt ab diesem Sonntag in Polen Kirchenvertreter aus Mittel- und Osteuropa mit Betroffenenvertretern und internationalen Kinderschutzexperten zusammen.

Hier hören Sie ein Gespräch mit unserer Redakteurin Anne Preckel über die Anti-Missbrauchs-Konferenz in Warschau

Verletzende Abwehrhaltung

Kardinal O’Malley warnte in Warschau vor Abwehrreflexen der Kirche im Umgang mit Missbrauchs-Überlebenden. Diese Betroffenen müssten anerkannt und angehört werden; eine Abwehrhaltung sei hier nicht nur „unangemessen“, sondern auch „sehr schädlich und verletzend“. Der Vorsitzende der Päpstlichen Kinderschutzkommission ging dann konkret auf die kulturelle Prägung der Ortskirchen ein, die lange Zeit unter kommunistischen Regimes zu leiden hatten:

„Vor allem dort, wo die Kirche lange Zeit einer systematischen Verfolgung ausgesetzt war, kann eine defensive Reaktion auf Missbrauchsvorwürfe oft eine instinktive Reaktion sein. Zwar tragen die Seelsorger Verantwortung für den Schutz der Kirche und haben in vielen Fällen gelitten oder ihr Leben für die Verteidigung des Glaubens gegeben, doch kann eine skeptische und manchmal sogar erniedrigende Reaktion auf das Zeugnis des Missbrauchs den Menschen, die die Kirche vorrangig seelsorgerisch betreuen soll, nämlich denjenigen, die durch missbräuchliche Amtsträger innerhalb der Kirche selbst gebrochen und verwundet wurden, schweren Schaden zufügen.“

„Ansatz eines hörenden Herzens“

Damit Betroffene ihr Leid mitteilen könnten, seien „klare Kommunikations- und Begegnungskanäle“ erforderlich, „über die Überlebende mit der Kirche in Kontakt treten können, wenn sie dies wünschen“, betonte der Kardinal. O’Malley forderte die Kirche dazu auf, gegenüber diesen Menschen den „Ansatz eines hörenden Herzens“ anzunehmen. Zeugnisse Überlebender anzuhören, sei erfahrungsgemäß â€žschwierig und herausfordernd“. Für die Missbrauchten, die mit lebenslangen Folgen zu kämpfen hätten, sei das Zeugnis aber weitaus schwieriger, hielt er fest. Deshalb seien solche Berichte „mit größter Ehrfurcht“ und mit Dank aufzunehmen. Der Kardinal würdigte in seinem Beitrag explizit allen Missbrauchsüberlebenden, die sich an die Kirche wandten und erinnerte: „Ihrem Mut ist es zu verdanken, dass die Schutz- und Hilfsdienste für Minderjährige und schutzbedürftige Erwachsene zu einem zentralen Bestandteil im Leben unserer Kirche werden.“

Kanäle für Begegnung

Die kirchlichen Meldestellen, die in vielen Ortskirchen noch im Aufbau sind, forderte er dazu auf, selbstkritisch die eigene Effektivität zu überprüfen: „Wenn eine Diözese nach der Einrichtung dieser Kontaktmöglichkeiten nicht viel Resonanz erhält, bedeutet das nicht, dass es keinen sexuellen Missbrauch durch Kleriker oder Ordensleute gibt. Das Ausbleiben von Reaktionen kann ein Hinweis darauf sein, dass die eingerichteten Kommunikationskanäle für die besonderen Umstände in dieser Diözese oder in diesem Land nicht angemessen oder geeignet sind. Es ist wichtig, dass wir uns alle darauf konzentrieren, Überlebenden und ihren Angehörigen zugängliche, einladende und nicht wertende Möglichkeiten zu bieten, mit der Ortskirche in Kontakt zu treten und einen Dialog zu führen.“

„Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der nur selten in einem Moment erreicht wird und manchmal auch gar nicht möglich ist“

Mit Blick auf die spirituelle und psychologische Aufarbeitung von Missbrauch warnte der Präsident der Päpstlichen Kinderschutzkommission davor, sich auf Worte und Erklärungen zu beschränken. Heilung und Vergebung seien nie automatisch oder garantiert, sondern Teil eines wechselseitigen Prozesses: „Den Überlebenden eine aufrichtige Entschuldigung zukommen zu lassen, ist wichtig. Allerdings erfordert das ,Verzeihen‘ mehr als eine Erklärung oder ein Treffen. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der nur selten in einem Moment erreicht wird und manchmal auch gar nicht möglich ist. Die Erfahrungen und der Weg eines jeden Überlebenden sind zutiefst persönlich und unterscheiden sich von denen jedes anderen Menschen.“

(vatican news – pr)


 

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19. September 2021, 17:20