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Eine zerstörte Kirche in Myanmar Eine zerstörte Kirche in Myanmar 

Myanmars Bischöfe in Sorge: „Das Volk stirbt“

Die katholische Kirche im Land schlägt Alarm: Myanmar ist nur einen Schritt von einer Hungersnot entfernt und braucht dringend humanitäre Hilfe, heißt es in einem eindringlichen Appell der katholischen Bischöfe in dem südostasiatischen Krisenland.

„Humanitäre Korridore in Konfliktgebieten müssen geschützt werden, die Heiligkeit von Kultstätten muss respektiert werden, die Sicherheit der Zivilbevölkerung, insbesondere von älteren Menschen und Kindern, muss gewährleistet werden“, heißt es in dem Aufruf, den die Bischofskonferenz und ihr Vorsitzender, Kardinal Charles Bo, zum Wochenende veröffentlichten.

Die Kirchenmänner bitten darum, das Leben der Bevölkerung zu schützen und prangern die Lage „tausender von Menschen an, die im Dschungel an Hunger und Krankheiten sterben", da sie keine angemessene Unterkunft, Nahrung und sauberes Wasser hätten. Nach den Angriffen auf Kirchen und Klöster, in denen die Vertriebenen Schutz vor den Angriffen auf ihre Häuser gesucht hatten, seien die Militärs, die mit dem Putsch vom 1. Februar an die Macht gekommen sind, nun dazu übergegangen, humanitäre Hilfsgüter für die Menschen im Dschungel abzufangen, ebenso wie medizinische Hilfsgüter für die Flüchtlinge.  

„Wir bitten inständig darum, einen humanitären Korridor zuzulassen, damit die hungernden Massen erreicht werden können, wo immer sie sind“

„Das Verhungern von unschuldigen Menschen ist die erschütterndste Erfahrung. Wir bitten inständig darum, einen humanitären Korridor zuzulassen, damit die hungernden Massen erreicht werden können, wo immer sie sind. Sie sind unsere Bürger und haben ein Grundrecht auf Nahrung und Sicherheit", so die Bischöfe. In ihrer Botschaft rufen sie dazu auf, Kirchen, Klöster, Moscheen, Tempel, sowie Schulen und Krankenhäuser als neutrale Zufluchtsorte während des seit Anfang Mai andauernden Konfliktes zu respektieren. In Myanmar bekämpfen sich das burmesische Militär und Milizen bewaffneter Zivilisten, die sich bildeten, um sich vor militärischen Angriffen zu schützen. Ein Teil der Protestbewegung gegen den Militärputsch vom 1. Februar radikalisiert sich zunehmend. Neben den Attentaten auf Unterstützer der Militärdiktatur gehören in Yangon seit April Bombenanschläge auf Einrichtungen der Junta, durchgeführt von einer aus jungen Leuten bestehenden Stadtguerilla, zum Alltag.

Katastrophe für die Menschenrechte

Die burmesische Armee, so informiert der vatikanische Pressedienst Fides, verwende eine gezielte Politik: Das Abschneiden jeglichen Zugangs zu Nahrung, Kommunikation, Transport und Finanzen, um die Bevölkerung bis zur Erschöpfung zu reduzieren. Dabei würden wahllos Menschenrechte verletzt unschuldige Menschen grausam getroffen. Viele werden laut Fides attackiert, weil man sie der Komplizenschaft mit den Widerstandskräften beschuldigt. Vier Monate nach dem Staatsstreich ist das Land an einem Punkt angelangt, der eine „Menschenrechtskatastrophe" markiert, so die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, der zufolge es eine wachsende Gewalt im Land gibt, für die „nur die Militärführer verantwortlich und rechenschaftspflichtig“ seien.

„Wir sind keine Politiker, wir sind Führer des Glaubens, und wir begleiten unser Volk auf seinem Weg zur Menschenwürde“

„Wir sind keine Politiker, wir sind Führer des Glaubens, und wir begleiten unser Volk auf seinem Weg zur Menschenwürde", schreiben die Bischöfe von Myanmar, deren Appell sich auch an die katholischen Diözesen richtet. Diese bitten sie, für den Frieden, Messen zu feiern und zu beten, auch den Rosenkranz. „Lasst uns in Frieden investieren“, mahnen die Bischöfe. Sie erinnern auch daran, dass in Myanmar nun auch Monsunzeit ist, und Kinder und ältere Menschen anfällig für Durchfall, Erkältungen und Grippe sind – daher bestehe große Sorge um ihr Überleben.

Das Drama der Diözese Loikaw

Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge wurden seit dem Putsch mehr als 175.000 Menschen in fünf Staaten vertrieben: Kachin, Karen, Chin, Kayah und Shan. Seit dem 1. Februar wurden mindestens 860 Menschen, meist Anti-Putsch-Demonstranten, von den Sicherheitskräften getötet. Gegenüber Fides beschreibt Pater Celso Ba Shwe, Generalvikar der Diözese Loikaw, die Lage. Er war Augenzeuge, als das Militär erst vor wenigen Tagen einen Angriff auf die Kirche „Unserer Lieben Frau des Friedens“ startete. „Wir sind sehr traurig und besorgt, dass wir uns in dieser kritischen Situation befinden. Im Staat Kayah wird unser friedliches Leben zerstört. Menschenrechte und Freiheit sind verloren. Aufgrund bewaffneter Konflikte fliehen die Menschen an sichere Orte. Wir haben alles verloren", erklärt Pater Ba Shwe, der die aktuelle Situation mit den Albträumen des Bürgerkriegs vergleicht: „Mit Stand  7. Juni 2021 sind 23 Lager für Binnenvertriebene eingerichtet worden und etwa 45.000 Vertriebene stehen unter der Obhut der katholischen Kirche in Loikaw. Doch nun müssen einige von ihnen an einen anderen Ort fliehen. Sie sind erneut auseinandergerissen".

„Das Volk wünscht sich die Rückkehr zu einem normalen Leben, verbunden mit Freiheit und Gerechtigkeit“

Ebenso sorgt den Kirchenmann, dass Nahrungsmittel aber auch andere Waren und Benzin kaum noch zugänglich sind. Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis seien etwa um das doppelte gestiegen. Laut dem UN-Welternährungsprogramm werdeninnerhalb der nächsten sechs Monate schätzungsweise bis zu 3,4 Millionen Menschen in Myanmar an Hunger leiden. „Das Volk wünscht sich die Rückkehr zu einem normalen Leben, verbunden mit Freiheit und Gerechtigkeit“ – betont Pater Ba Shwe. Täglich würden viele unschuldige Zivilisten willkürlich verhaftet und getötet. Die Kirche bekräftige daher ihre Nähe zum Volk und ihre Ablehnung von Gewalt und rufe zu einem politischen Dialog zwischen der Militärjunta und der zivilen Regierung auf, damit „das Volk von Myanmar zu einem friedlichen und wohlhabenden Leben zurückkehren kann". Auch Papst Franziskus hatte wiederholt zu Frieden in Myanmar aufgerufen.  

(vatican news/fides – sst)

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14. Juni 2021, 13:42