Vatikan/USA: Zurückhaltung in Debatte um Kommunionempfang angemahnt
In seinem Schreiben lädt Kardinal Ladaria den US-amerikanischen Oberhirten auch dazu ein, die diesbezüglichen - von seinem Vorgänger Kardinal Ratzinger verfassten - Lehrvermerke zu berücksichtigen.
Dialog, Umsicht, Eintracht und Einigkeit: Dies sind nach Auffassung der Glaubenskongregation die Richtlinien, nach denen die Bischöfe der Vereinigten Staaten ihre Diskussion zum Umgang mit Katholiken in öffentlichen Ämtern, die „Gesetze unterstützen, die Abtreibung, Euthanasie oder andere moralische Übel erlauben“, führen sollten. Das geht aus dem von Kardinalpräfekt Ladaria unterzeichneten Brief hervor, den das Dikasterium an den Vorsitzenden der US-Konferenz der katholischen Bischöfe (USCCB), José Horacio Gomez, gesandt hat. Jede Diskussion über das Thema, so die in dem Schreiben enthaltene Mahnung, sollte „im breiteren Rahmen der Würde des Kommunionempfangs durch alle Gläubigen kontextualisiert werden“.
Das Lehramt von Kardinal Ratzinger
Der Brief Ladarias ist auf den 7. Mai 2021 datiert und stellt eine Antwort auf einen Brief dar, den wiederum Gomez am 30. März dieses Jahres verschickt hatte. In diesem informierte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz das Dikasterium darüber, dass ein Dokument in Vorbereitung sei, mit dem auf die Kontroversen bezüglich des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Joe Biden, und seiner Unterstützung der Pro-Choice-Politik reagiert werden sollte.
Der Präfekt der Glaubenskongregation dankt in seinem Schreiben für die übersandten Informationen und die erklärte Absicht, den Entwurf des Dokuments „zur informellen Überprüfung zu schicken, bevor er dem Gremium der Bischöfe zur Abstimmung vorgelegt wird“, reagiert aber auch auf die Bitte, sein Dikasterium möge eine Kopie des Briefes zur Verfügung stellen, den der damalige Kardinalpräfekt Joseph Ratzinger im Jahr 2004 zu denselben Themen an den ehemaligen Kardinal Theodore McCarrick geschickt hatte. Das von Ratzinger verfasste Dokument sei „in Form eines privaten Briefes an die Bischöfe“ gesandt worden, außerdem habe der zukünftige Pontifex hatte bestimmt, dass „diese Prinzipien nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren“, erläutert disbezüglich Ladaria; diesen Wunsch werde die Glaubenskongregation also weiterhin respektieren.
Gleichzeitig räumt der Kardinal ein, dass die in dem Brief enthaltenen Prinzipien den Bischöfen bei der Abfassung ihres Dokuments eine Hilfe sein könnten. Allerdings sollten diese „nur im Zusammenhang mit der maßgeblichen Lehrmäßigen Note“ von 2002 diskutiert werden, die den Titel trägt.
Der Ad-limina-Besuch der US-Bischöfe im Jahr 2004
Kardinal Ladaria erinnert in seinem Brief auch daran, dass die Frage nach katholischen Politikern, „die das so genannte ,Recht auf Wahl‘ bei der Abtreibung unterstützen“, bereits bei den Ad-Limina-Besuchen der US-Bischöfe im Jahr 2004 aufgekommen sei. „Als die Lehrmäßige Note während dieser Ad-Limina-Besuche diskutiert wurde, war es klar, dass es in der Frage der Kommunion unter den Bischöfen keine Einigkeit gab,“ resümiert der Kardinal. Damals sei die Entwicklung einer nationalen Politik nicht in Erwägung gezogen worden, während Kardinal Ratzinger „allgemeine Prinzipien zum würdigen Empfang der Heiligen Kommunion“ angeboten habe, um damit die lokalen Amtsträgern in den Vereinigten Staaten beim Umgang mit katholischen „Pro-Choice-Politikern“ in ihren Diözesen zu unterstützen. Somit stelle die Mitteilung von Kardinal Ratzinger die lehramtliche Grundlage „für jede Initiative zur Frage des würdigen Empfangs der Heiligen Kommunion“ dar, so Ladaria.
Den Bischöfen helfen, die Einheit zu bewahren
Das gleiche Thema kam fünfzehn Jahre später während der Reihe von Ad-Limina-Besuchen der Bischöfe der Vereinigten Staaten bei Papst Franziskus wieder auf. Bei dieser Gelegenheit, so heißt es in dem Schreiben weiter, habe die Kongregation geraten, „in einen Dialog zwischen den Bischöfen einzutreten, um die Einheit der Bischofskonferenz angesichts der Meinungsverschiedenheiten über dieses kontroverse Thema zu bewahren.“ Die „Formulierung einer nationalen Politik“ wurde damals nur für den Fall vorgeschlagen, dass sie „den Bischöfen helfen könnte, die Einheit zu wahren“. Die Glaubenskongregation warnte allerdings vor dem Risiko, dass „eine solche Politik angesichts ihrer potentiell kontroversen Natur“ den gegenteiligen Effekt haben und „eher eine Quelle der Zwietracht als der Einheit innerhalb des Episkopats und der größten Kirche in den Vereinigten Staaten“ werden könnte.
Unterstützung für Pro-Choice-Gesetzgebung unvereinbar mit katholischer Lehre
Der aktuelle Vorschlag des Dikasteriums deckt sich mit demjenigen von damals: Dialog, um die Einheit zu bewahren. Ein Dialog, der „in zwei Phasen“ reifen und geführt werden sollte, zunächst unter den Bischöfen selbst, und dann zwischen den Bischöfen und den katholischen Pro-Choice-Politikern in ihren Diözesen. Unter den Bischöfen, „damit sie als Konferenz darin übereinstimmen können, dass die Unterstützung der Pro-Choice-Gesetzgebung nicht mit der katholischen Lehre vereinbar ist“. Dies unter Berücksichtigung der erwähnten Lehrmäßigen Note, der zufolge die Christen aufgerufen seien, sich von einem „moralischen Relativismus“ unter dem Deckmantel des Pluralismus zu distanzieren, der „für das demokratische Leben selbst“ schädlich sei. Die Bischöfe, so schreibt Ladaria, sollten als Konferenz bekräftigen, dass „diejenigen, die direkt in den gesetzgebenden Körperschaften tätig sind, eine ernste und klare Verpflichtung haben, sich jedem Gesetz entgegenzustellen, das das menschliche Leben angreift.“
Dialog zwischen Bischöfen und Politikern
Sobald diese „Übereinkunft“ erreicht sei, gelte es zur zweiten Phase überzugehen. Diese bestehe in einem direkten Dialog mit den örtlichen Ordinarien, die dann ihrerseits die katholischen Politiker in ihrem Zuständigkeitsbereich, die Pro-Choice-Positionen einnehmen, kontaktieren sollten. Es gehe dabei darum, „die Natur ihrer Positionen und ihr Verständnis der katholischen Lehre zu verstehen.“
Sobald diese beiden Phasen des „breiten und sachlichen“ Dialogs abgeschlossen seien, stünden die katholischen Bischöfe in den USA „vor der schwierigen Aufgabe“, zu erkennen, wie die Kirche in den Vereinigten Staaten „am besten die schwere moralische Verantwortung der katholischen Amtsträger für den Schutz des menschlichen Lebens in allen seinen Phasen bezeugen“ könne. Sollte dann beschlossen werden, eine nationale Politik zum Kommunionempfang zu formulieren, sollte eine solche Erklärung „einen echten Konsens der Bischöfe in dieser Frage zum Ausdruck bringen“ - unter der Voraussetzung, dass jede Bestimmung zu diesem Thema „die Rechte der einzelnen Ordinarien in ihren Diözesen und die Vorrechte des Heiligen Stuhls respektiert“.
Daher die Aufforderung, „jede Anstrengung“ zu unternehmen, um auch mit den Bischofskonferenzen anderer Länder in Dialog zu treten, „da diese Politik sowohl dazu dient, voneinander zu lernen als auch die Einheit in der Weltkirche zu bewahren“.
(vatican news - cs)
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