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Andrea Riccardi Andrea Riccardi  

Italien/D: „Gemeinsame Wege finden“, sagt Riccardi über Synodalen Weg

Die Reformdebatte beim Synodalen Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland hält der italienische Historiker Andrea Riccardi zwar für notwendig. Eine rein deutsche Diskussion sieht er aber skeptisch.

„Es müssen gemeinsame Wege gefunden werden“, sagte er am Donnerstag in Rom bei der Vorstellung eines Buches über Krisen der katholischen Kirche. Die Warnungen vor einem Schisma hält Riccardi für übertrieben, gleichwohl gebe es besorgte Blicke nach Deutschland, nicht nur aus dem Vatikan.

Die Themen des Synodalen Weges habe der Papst gutgeheißen, so Riccardi, aber Franziskus bestehe auch auf mehr Anstrengungen zur Evangelisierung sowie beim Einsatz für die Armen. Die seit den 1950er Jahren andauernde Krise der katholischen Kirche gehe im Übrigen tiefer als die bekannten Reizthemen. Abnehmender Gottesdienstbesuch, sinkende Zahlen von Priester- und Ordensberufungen gebe es überall in Europa und Nordamerika, warnte der Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio. Die Kirche in Frankreich sieht er in einer größeren Krise als in Deutschland.

Beteiligung von Frauen

Eine wesentliche Herausforderung sieht der Historiker bei der Beteiligung von Frauen in der Kirche. Die Kirche sei dafür noch zu stark vertikal strukturiert. Damit einher geht laut Riccardi eine Krise des Mann- und Vater-Seins, von Autorität und Lehre. „Das wahre Problem der Kirche ist es, wie sie gelebt werden kann als eine Gemeinschaft von Frauen und Männern mit gleicher Würde“, sagte Riccardi. Dies werde aber nicht gelöst mit einem Priesteramt für Frauen.

Potenzial für eine faktische Kirchenspaltung sieht der Historiker in der Instrumentalisierung von Religion durch nationalistische und fundamentalistische Tendenzen. „Vielerorts gibt es wieder Träume von einem katholischen Regime nach Art eines Franco in Spanien oder Salazar in Portugal: weiß, anti-islamisch, globalisierungsfeindlich“, warnte Riccardi.

Gefragt nach möglichen Konsequenzen für Geistliche, die entgegen vatikanischer Anordnung homosexuelle Paare segnen, sagte Riccardi: „Ich erwarte keine Strafen. Wir befinden uns mitten in der Diskussion über dieses Thema - und darüber, wie die Glaubenskongregation reagiert hat.“ Dies aber gehöre in die notwendigen synodalen Prozesse der Kirche weltweit.

In seinem Buch „La Chiesa che brucia“ („Die Kirche, die brennt“) befasst Riccardi sich als Kirchenhistoriker mit Krisensymptomen der katholischen Kirche vor allem in Europa und Nordamerika, aber auch weltweit. Dazu inspiriert habe ihn das Bild der brennenden Kathedrale Notre-Dame in Paris im April 2019, so der Autor.

(kna – pr)
 

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14. Mai 2021, 10:45